Die Komplexität von Lager-Prozessen und den damit verbundenen Teilaufgaben nimmt kontinuierlich zu. Hinzu kommt, dass Kunden kürzere Lieferzeiten sowie maßgeschneiderten Logistik-Leistungen verlangen. Beides - so die Analysten - setzt in jedem Fall eine effiziente Lagerlogistik auf Basis moderner Technologien voraus.
Neben Ein- und Auslagerungs-Prozessen müssen Warehouse-Management-Systeme (WMS) auch Lagerung, Transport bis hin zu Mehrwertdiensten wie etwa Kommissionierung, Verpackung oder Montage abbilden. Viele Unternehmen setzen jedoch entweder noch eigenentwickelte Lösungen ein oder nutzen zum Teil veraltete kommerzielle Lagerverwaltungs-Systeme. In beiden Fällen sind die Systeme oft ausgereizt.
Differenzierte Betrachtung
Allerdings ist dies nach Unternehmensgröße differenziert zu betrachten. So haben besonders kleine Firmen mit Umsätzen unter 50 Millionen US-Dollar vielfach noch veraltete IT-Infrastrukturen und setzen Systeme für den Bereich der Lagerlogistik ein, die einen hohen manuellen Abstimmungsaufwand erfordern.
Mittelständler mit mehr als 50 Millionen US-Dollar Umsatz, die mit größeren Wettbewerbern konkurrieren, suchen bereits nach Wegen, ihre Lagerlogistik zu flexibilisieren sowie an Kundenbedürfnisse anzupassen. Bei Großunternehmen mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Umsatz steht wiederum im Mittelpunkt, kontinuierlich Kosten zu reduzieren, etwa durch Konsolidierung oder weniger Lagerflächen. Konzerne haben zudem hohe Umschlagsvolumina sowie verschiedene Bestellkanäle (z.B. Bestellung direkt, per Internet, über Katalog bzw. über Händler). Hier sind effiziente Kommissionier- und Durchlaufstrategien für Waren unabdingbar.
Der Umfrage zufolge konnten knapp 60 Prozent der Unternehmen innerhalb der letzten zwei Jahre ihre Lagerkosten nicht senken. Auch die Lieferleistungen haben sich bei 58 Prozent im selben Zeitraum nicht verbessert. Immerhin elf Prozent gaben an, dass sie ihre Durchlaufzeiten im Lager um 20 Prozent verringert haben. Bei 16 Prozent waren es zwischen elf und 20 Prozent. In beiden Fällen waren Investitionen in neue Technologien beziehungsweise Lösungen vorausgegangen.
Moderne Technologien in der Lager-Logistik
Inzwischen haben Unternehmen erkannt, wie sie ihre Lagerlogistik vor allem durch moderne Warehouse-Management-Technologien verbessern und transparenter gestalten können. Etwa 60 Prozent der Befragten wollen ihre vorhandenen Lagersysteme in den nächsten 18 Monaten erweitern oder durch neue Lösungen ersetzen.
Auf der Agenda von Lagerverwaltern ganz oben stehen unter anderem eine automatisierte Materialverwaltung, RFID (Radio Frequency Identification), Barcodes, die Kommissionierung mittels Pick-by-Voice oder Pick-by-Light sowie analytische Funktionen.
Die Anforderungen an eine neue Software sind hoch, denn sie muss Flexibilität und Transparenz in die Läger bringen. Unternehmen sehen dabei vor allem in On-Demand-Lösungen und Service-orientierten Architekturen (SOA) Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit von WMS zu steigern sowie Integrations- und Implementierungskosten gering zu halten. So denken rund 35 Prozent darüber nach, eine On-Demand-Lösung einzuführen. Für 18 Prozent ist eine solche Lösung sogar erste Wahl.
59 Prozent wollen ihr bisheriges WMS um zusätzliche Funktionalitäten erweitern. An erster Stelle stehen hier Funktionalitäten für Analysen und Metriken (59 Prozent) gefolgt von Funktionen, die über Bestellstatus und Warenverfügbarkeit informieren (56 Prozent). 33 Prozent wollen RFID-Tags einführen und 18 Prozent sprachgesteuerte Kommissionier-Technologien (z.B. Pick-by-Voice).
Investitionen rechnen sich
Dabei rechnen sich die Investitionen in neue Warehouse-Technologien. Von den Unternehmen, die innerhalb der letzten beiden Jahre ihre Lagerkosten gesenkt haben, gaben 76 Prozent an, sie könnten ihre Lagerbestände genau angeben. Ebenfalls 76 Prozent haben mehr Bestellungen mit gleichem Personalstand abgewickelt. Bei 72 Prozent machte sich dies in einer verbesserten Liefertreue bemerkbar. Je 64 Prozent teilten mit, jetzt besser auf kundenspezifische Anforderungen eingehen zu können sowie die Zeiten für die Kommissionierung verkürzt zu haben.
Im Rahmen der Untersuchung befragte Aberdeen 180 Warehouse Manager aus mittelständischen Firmen und Konzernen in unterschiedlichen Branchen zwischen September und Oktober 2006.