Jetzt zeigt die neue Studie "IT im Supply Management 2004" von Berlecon Research, dass Einkaufsverantwortliche Deutschlands in großen Unternehmen der Schuh an einer ganz anderen Stelle drückt: Sie erwarten von der IT Unterstützung bei den normalen Beschaffungsprozessen.
72 Prozent der Befragten in Unternehmen, die IT in der Beschaffung nutzen, sehen in der Entlastung von administrativen Aufgaben ein starkes oder sehr starkes Verbesserungspotenzial für das Beschaffungsmanagement. Aber auch der besseren Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen oder der stärkeren Einbindung in strategische Entscheidungen des Unternehmens wird ein großes Potenzial bescheinigt. In technischen Tools für Online-Verhandlungen sehen dagegen weniger Einkaufsverantwortliche eine Möglichkeit, ihre Aufgaben in der Beschaffung besser wahrzunehmen.
Strategisches Beschaffungsmanagement auf dem Vormarsch
Die Ergebnisse der Studie stehen im Einklang mit der Beobachtung, dass in vielen Unternehmen das strategische Beschaffungsmanagement immer stärker an Bedeutung gewinnt. Das geschieht nicht zuletzt durch die Fokussierung von Unternehmen auf Kernkompetenzen und dadurch abnehmende Fertigungstiefe. Mit diesem Bedeutungszuwachs wird der Beschaffungsprozess deutlich komplexer, und die Anforderungen an das Beschaffungsmanagement steigen. Spezielle IT-Lösungen, die oft unter dem Begriff Supplier Relationship Management (SRM) zusammengefasst werden, versprechen für die Einkaufsseite das gleiche wie CRM für Verkauf und Marketing: einen besseren Fluss der relevanten Informationen im Unternehmen, eine engere Beziehung zwischen Lieferanten und Unternehmen und schließlich Einsparungen bei den Prozesskosten.
Die derzeit und in naher Zukunft in den verschiedenen Beschaffungsbereichen eingesetzten IT-Tools spiegeln die Prioritäten der Beschaffungsverantwortlichen gut wider. So sind im Bereich des E-Sourcing IT-Tools für die Durchführung und Auswertung von Ausschreibungen – weitgehend eine Routinetätigkeit – am wichtigsten: etwa 70 Prozent der Unternehmen haben sie im Einsatz oder planen dies. Auch der Lieferantenrecherche in Online-Lieferantenpools – Grundlage für den Aufbau von Kontakten zu Alternativlieferanten – kommt fast die gleiche Bedeutung zu. Im Vergleich dazu sind Tools für Online-Auktionen (bei 34 Prozent im Einsatz oder geplant) und Online-Verhandlungen (17 Prozent) relativ unbedeutend.
KMUs gewinnen im SRM-Markt an Bedeutung
Insgesamt lassen die Befragungsergebnisse ein durchaus interessantes Marktpotenzial für spezifische Beschaffungslösungen in allen Bereichen des Supplier Relationship Management (SRM) erkennen. In der Studie wurden danach gefragt, wie die Pläne für den Einsatz von insgesamt 27 IT-Lösungen in der Beschaffung aussehen. Für zehn Lösungen haben mehr als 20 Prozent der Unternehmen konkrete Pläne für die nächsten zwei Jahre bekundet, für 13 Lösungen zwischen zehn und 20 Prozent der Unternehmen. Dabei kommt besonders den etwas kleineren Unternehmen eine wichtige Rolle zu, denn die Ausstattung mit Informationstechnologie bei großen Unternehmen ist im Regelfall bereits besser, während kleinere Unternehmen hier noch Aufholpotenzial haben.
Allerdings sind die vorgesehenen Budgets vergleichsweise gering, so dass sich zeigen muss, ob diese Pläne auch in die Realität umgesetzt werden können. Kostengünstige Lösungen dürften angesichts der knappen Budgets Vorteile haben.
Auch mit Branchenfokussierung können IT-Anbieter punkten. 87 Prozent der Einkaufsverantwortlichen, die in ihrem Unternehmen SRM-Konzepte umsetzen wollen, verlangen von den Anbietern zunächst einmal Branchenkompetenz. Einen großen Stellenwert nimmt aber auch die Kompetenz für die relevanten Beschaffungskategorien und Warengruppen ein. Im Vergleich dazu ist etwa die Größe des Anbieters relativ unbedeutend.
Die Studie zeigt einmal mehr, dass auch nach dem Ende des E-Business-Hypes IT- und Internet-basierte Lösungen einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Produktivität leisten können.
Dr. Thorsten Wichmann ist Geschäftsführer Berlecon Research GmbH.
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