Mit Speck fängt man Mäuse und mit Compliance Kunden, scheint so mancher Anbieter zu denken. Hinter dem Kürzel MoReq2 steht der Standard Model Requirements for the Management of Electronic Records. Herausgeber ist ein gemischtes Team diverser Lobbyisten.
Die Europäische Kommission erklärt, dass MoReq2 für Mitgliedstaaten und Unternehmen unverbindlich ist. Nichtsdestoweniger ist bereits ein entsprechendes Zertifizierungsverfahren für Software-Lösungen auf dem Markt. Bisher allerdings ohne Abnehmer.
Die MoReq-Fraktion argumentiert mit dem verstärkten Druck auf Unternehmen in Sachen Governance und Risk Management. Aktueller Aufhänger: Die Skandale um Siemens oder VW. Sie wären vermeidbar gewesen, hätten die Verantwortlichen nur ihre Dokumentationspflichten nicht so vernachlässigt.
Hier kommt der Begriff Records Management ins Spiel. Records Management soll Unternehmen bei der Erfüllung ihrer Kontroll-, Transparenz- und Dokumentationspflichten unterstützen.
Zugleich räumt Ulrich Kampffmeyer, Chef der Unternehmensberatung Project Consult und Mitglied im Herausgeberbeirat für MoReq2, ein, dass das Thema Records Management in Deutschland "bisher nicht aufgegriffen wurde". Kampffmeyer versteht unter Records Management virtuelle Akten, elektronische Archivierung, Dokumenten-Management, Vorgangsbearbeitung oder Schriftgutverwaltung. "Zumindest wurde der Begriff in der deutschen Übersetzung ISO-Norm 15489 mit ,Schriftgutverwaltung’ übersetzt", erklärt er.
Auf der Website MoReq2.de wird der unverbindliche Standard zum Beispiel mit den Worten angepriesen: "MoReq ist die wichtigste Spezifikation für elektronisches Dokumenten- und Records-Management in Europa."
Der Verband überlegt noch
Immerhin: Der Verband Organisations- und Informationssysteme (VOI), in dem nach eigenen Angaben die Mehrheit der Enterprise Content- Management (ECM)- und Dokumenten-Management-Systeme (DMS)-Anbieter zusammengeschlossen ist, will das Thema MoReq2 dieser Tage auf seiner Mitgliederversammlung diskutieren.