Auf den Rauswurf von Frank Roth als COO der HSH Nordbank folgt jetzt die offizielle Rehabilitation: Die Staatsanwaltschaft Kiel hat das Verfahren gegen den einstigen IT-Vorstand der Bank eingestellt. Roth war im April vorigen Jahres entlassen worden. Die Bank hatte ihm vorgeworfen, "dritten Personen streng vertrauliche, interne Strategie-Unterlagen der HSH Nordbank zugänglich gemacht" zu haben und ihn angezeigt (CIO berichtete am 21.04.2009 IT-Vorstand der HSH Nordbank angezeigt). Die Staatsanwaltschaft kommt in ihrer Einstellungsverfügung vom 24. Juni nun zu dem Schluss, die Ermittlungen hätten "keine den Beschuldigten belastenden Erkenntnisse erbracht".
In einer Mitteilung an die Medien dankt Roth "Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei für ihre hervorragende Ermittlungsarbeit" und betont, seine Unschuld sei "vollständig erwiesen". Unterdessen gerät die Führung der Bank in ein schlechtes Licht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel gegen einen einstigen Sicherheitsberater der HSH Nordbank. Er soll Roths Büro verwanzt, seine Privatwohnung durchsucht und die vertraulichen Dokumente verschickt haben - so dass es aussah, als gebe Roth Interna nach außen weiter. Hintergrund für die Inszenierung soll gewesen sein, dass Vorstandschef Dirk Nonnenmacher Roth habe loswerden wollen. Der Sicherheitsberater hatte die Spitzelarbeiten zunächst zugegeben. Am Montag dann widerrief er laut der Nachrichtenagentur dpa seine früheren Aussagen überraschend in einer notariell beglaubigten Erklärung.
Der Ex-Sicherheitsmann hatte laut Spiegel vorher auch beteuert, in den Auftrag, die vertraulichen Papiere zu verschicken, sei Wolfgang Gößmann verwickelt gewesen, Leiter der bankeigenen Rechtsabteilung. Gößmanns Anwalt dementiert das gegenüber dem Blatt. Gleichwohl hat der Vorstand Gößmann angeblich von seinen Aufgaben entbunden. Dass auch Nonnenmacher oder ein anderes Vorstandsmitglied von den Vorgängen gewusst oder gar die Aufträge erteilt haben, weist die Bank laut Spiegel zurück.
Roth: "Offenkundig kriminelle Vorgänge"
Roth spricht in einer Mitteilung an die Medien von "offenkundig kriminellen Vorgängen", in die die HSH Nordbank verwickelt sei. Seine Anwälte prüften derzeit, welche straf- und zivilrechtlichen Folgen die "ungeheuerlichen Vorgänge" haben könnten. Nonnenmacher habe eigenmächtig versucht, seinen Vorstandskollegen des Geheimnisverrats zu überführen. So etwas sei nach dem Aktienrecht nicht zulässig, selbst wenn Roth sich tatsächlich pflichtwidrig verhalten hätte, erklärte dessen Sprecher Stephan Holzinger. "Nonnenmacher hätte den Aufsichtsrat einschalten müssen."
Entlassung "aufgrund einer Fotokopie"
Fraglich sei auch, ob der Präsidialausschuss des Aufsichtsrates korrekt gehandelt habe. Letztlich habe er Roth nur "aufgrund einer Fotokopie" entlassen, sagt Holzinger. Das angeblich von Roth herausgegebene Dokument samt anonymem, an Bankchef Nonnenmacher gerichtetem Begleitschreiben habe nicht im Original vorgelegen.
Der rausgeworfene Frank Roth verlangt in seiner öffentlichen Mitteilung eine Entschuldigung von den Verantwortlichen der Bank, laut seinem Sprecher vor allem von Dirk Nonnenmacher und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper. Noch drei Wochen, nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Verfügung veröffentlicht hatte, habe Kopper Roth geschrieben, wegen der Indizienlage sehe er weder "moralisch noch rechtlich" Raum, die Vorwürfe gegen Roth fallen zu lassen. "Herr Kopper war im besten Fall nicht über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft informiert", kommentiert Roth-Sprecher Holzinger das Schreiben.
Die HSH Nordbank gab am Montag keine Stellungnahme zu den Äußerungen von Frank Roth ab.