Tablet und Smartphone verändern das Arbeitsleben tiefgreifend. Diesen Befund bestätigt eine aktuelle Studie von Forrester Research, für die fast 5000 Wissensarbeiter aus den USA befragt wurden. Die Hälfte der Befragten teilt ihre Arbeit inzwischen auf Büro, Zuhause und andere Orte auf. Im Zusammenspiel der dafür eingesetzten Geräte zeigt sich eine klar erkennbare Hierarchie: Wer ein Tablet hat, erledigt am meisten unterwegs. Und wer ein Smartphone sein Eigen nennt, tut das mit höherer Wahrscheinlichkeit als ein Laptop-Besitzer.
Eine zweite Hierarchie zeigt sich. 53 Prozent der einfachen Mitarbeiter sind mit ihrer Arbeit ans Büro gebunden. Unter Mitarbeitern mit Management- und Kontrollaufgaben sind es lediglich 35 Prozent. Und unter Vorständen und Geschäftsführern gilt das nur noch für jeden Zehnten.
Tablet-Nutzer erledigen offenbar tatsächlich fortlaufender und gehäufter Arbeit als andere. Die Studie legt das jedenfalls nahe. Zu 90 Prozent arbeiten sie im Büro; 45 Prozent sind zu Hause tätig, 38 Prozent während eines Kundenbesuchs und 29 Prozent beim Pendeln oder Reisen. Die Zahlen sinken jeweils leicht, wenn man nach Smartphones und Notebooks fragt.
Stufenweise lässt sich auch die Verbreitung der Endgeräte beschreiben. Sechs Prozent der einfachen Mitarbeiter haben einen Tablet-PC, 25 Prozent ein Smartphone. Im Management klettern die Zahlen auf 16 und 48 Prozent; in der Unternehmensführung auf 28 und 76 Prozent.
Die technologieaffine IT-Abteilung hat naturgemäß eine Vorreiterrolle inne. 20 Prozent der Mitarbeiter haben bereits einen Tablet-Rechner, 55 Prozent arbeiten mit Smartphones. Weit vorne liegt auch der Vertrieb, mit 13 respektive 42 Prozent.
KMUs aufgeschlossener als Konzerne
Durchweg liegen kleine und mittelständische Firmen im Einsatz mobiler Endgeräte vor großen Konzernen, was an den größeren Compliance-, Sicherheits- und Integrationshürden dort liegen dürfte. In KMUs nutzen zwölf Prozent der Mitarbeiter Tablets zur Arbeit, in Großunternehmen nur neun Prozent.
Die Smartphone-Vergleichszahlen: 39 und 32 Prozent. Am Smartphone-Beispiel lässt sich auch deutlich aufzeigen, wie sehr sich die Arbeit auf die mobilen Endgeräte verlagert, sofern diese vorhanden sind und eingesetzt werden dürfen. Mehr als ein Drittel der dienstlichen Telefonate und mehr als ein Viertel des E-Mail-Verkehrs erledigen die Mitarbeiter dann mit dem Smartphone.
Zu 42 Prozent geschieht Arbeit mit Smartphones noch mit Blackberrys aus dem Hause RIM. Aber Android hat bereits ein Viertel dieses Marktes erobert, Apple liegt schon bei 22 Prozent. Die amerikanischen IT-Abteilungen sind längst dazu übergegangen, mehrere Plattformen zu unterstützen.
„Wir erwarten eine wirbelsturmartige Nachfrage der mobilen Nutzer nach Portalen und Produktivitäts-Tools sowie nach Zugang zu Transaktions- und Reporting-Systemen im Back-End, sobald diese Geräte in die Hände einer breiten Schar von Mitarbeitern gelangen“, sagt Forrester-Analyst Matt Brown.
Den stürmischen Charakter der Veränderungen durch mobile IT unterstreicht Brown am Tablet-Beispiel. Die Technologie sei kaum ein Jahr auf dem Markt und schon arbeiteten insgesamt elf Prozent der Mitarbeiter mit iPad und Co.
Digital Natives nutzen kaum Wikis
Versäumt haben die amerikanischen Firmen nach Forrester-Einschätzung hingegen den Einstieg in die Enterprise 2.0-Welt. Die junge Generation der 18- bis 31-Jährigen nutze Social Tools zwar mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit wie die um die 60 Jahre alten Baby Boomer. Die Unternehmen hätten auch viel Geld in diesen Bereich investiert – und täten das auch weiterhin. Aber die Ergebnisse seien ernüchternd.
Insgesamt nutzen lediglich zwölf Prozent der Mitarbeiter Tools aus dem Social-Media-Bereich. Selbst in der jungen Generation teilen beispielsweise nur 16 Prozent Informationen via Wikis, nur 15 Prozent nutzen interne soziale Netzwerke. Das Problem dabei: Der Lebenszyklus der getätigten Investitionen beträgt durchschnittlich nur sieben Jahre. So betrachtet liegt es nahe, von vielen Fehlinvestitionen auszugehen. In jedem Fall schlussfolgert Forrester für den Augenblick, dass die Ablösung der E-Mail als vorherrschender Kommunikationskanal durch Social Media offenkundig nicht gelungen ist.
Für die Zukunft abgeschrieben hat Forrester Enterprise 2.0 indes noch nicht. In den kommenden fünf Jahren würden drei Lokomotiven für Mitarbeiterproduktivität und Innovation sorgen. „Alle drei Züge haben den Bahnhof verlassen“, so Brown: Enterprise Mobility, Enterprise Social und Cloud-Dienstleistungen für den Business-Bereich.
Weitere Informationen sind in der Forrester-Studie „The State of Workforce Technology Adoption: US Benchmark 2011“ zu finden.