Digitalisierung

Fressnapf krempelt Prozesse komplett um

28.09.2017 von Rolf Röwekamp
Der Fachhändler für Heimtierbedarf will die Online-Welt mit seinen Filialen vernetzen. Die Integration auf der Prozessebene sei eine große Herausforderung, sagt CIO Benjamin Beinroth, doch das eigentliche Ziel sei, dass jede Abteilung auf die gleichen umfassenden Kundeninformationen zugreifen könne.
  • Für die Cross-Channel-Strategie sollen alle kundennahen Prozesse im Unternehmen vernetzt werden
  • Alle Abteilungen bekommen eine Schnittstelle zum Endkunden
  • Weil es kaum Data Scientists auf dem Arbeitsmarkt gibt, sollen Analytics-Prozesse zu 95 Prozent automatisiert ablaufen
  • CIO Beinroth hat ein dickes Dokument über die Ziele und Visionen von Business und IT für seine Mitarbeiter geschrieben
Die Deutschen geben immer mehr Geld für ihre Haustiere aus.
Foto: Fressnapf

Der Online-Handel läutet das Ende des Einzelhandels ein. So liest man jedenfalls allenthalben. Doch Halter von Hunden, Katzen und anderen Haustieren scheinen den Trend zu widerlegen. Sie gehen unbeirrt weiter in die realen Läden, um dort einzukaufen. Deshalb will die Krefelder Fachhandelskette Fressnapf in diesem Jahr europaweit neben ihren bisher knapp 1400 Filialen 80 weitere eröffnen, binnen fünf Jahren sollen sogar 800 weitere Märkte hinzukommen.

Der Tiermarkt wächst auch mit neuen Läden

Das Geschäft wächst. So legte 2016 in Deutschland der Umsatz für Heimtiernahrung und Tierbedarfsartikel gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent auf 4,15 Milliarden Euro zu. Laut der Studie "Der deutsche Heimtiermarkt 2016" des Zentralverbands Zoologischer Fach­betriebe und des Industrieverbands Heimtierbedarf entfielen davon 510 Millionen Euro auf den Online-Handel.

Die Franchise-Kette Fressnapf kam 2016 zwar auf einen Umsatz von 1,86 Milliarden Euro, konnte davon aber nur 59 Millionen Euro in den deutschen und Schweizer Online-Shops einnehmen. Im laufenden Geschäftsjahr will man allein in Deutschland 70 Millionen Euro online umsetzen. Da ist also noch Luft nach oben.

Tierfutter mag als Standardprodukt wie geschaffen für den Online-Kauf erscheinen, aber die Klientel erwartet mehr. Tierhalter wollen sich individuell in den Läden beraten lassen, sie schätzen das Gespräch vor Ort. Wenn ein Kunde seinen Hund mitbringt, kann er über dessen gesundheitliche Probleme mit dem Verkäufer reden, der ihm im besten Fall ein besonderes Futter empfiehlt. Tiere sind ein emotionales Geschäft.

Von wegen online: Die meißten Deutschen kaufen Futter für Haustiere traditionell im Laden.
Foto: Fressnapf

Aber auch Tierhalter besitzen PCs, Tablets und Smartphones. Sie erwarten auf den digitalen Plattformen die gleichen Services wie in den Geschäften - und umgekehrt. "Deswegen ist unsere 2016 verabschiedete Cross-Channel-Strategie so wichtig, mit der wir unseren Online-Auftritt mit unseren Stores verbinden wollen", sagt Fressnapf-CIO Benjamin Beinroth.

Kundennahe Prozesse vernetzen

Wenn beispielsweise ein Kunde einen Kratzbaum für seine Katze kaufen will, dann kann er ihn im Netz sehen und darüber Informationen einholen, aber anfassen und das Material spüren kann er nur im direkten Kontakt - im Laden also. Da aber die Fressnapf-Märkte nicht alle Modelle vorhalten können, arbeitet die IT-Mannschaft gerade an einer "digitalen Regalverlängerung".

Es gibt also ein Mustermodell im Laden, während der Kunde alle weiteren Ausführungen in Ausstattung und Farbe am Bildschirm vor Ort betrachten, bestellen und sich nach Hause liefern lassen kann. "Beim Cross-Channel liegt die größte Herausforderung darin, die kundennahen Prozesse im Unternehmen miteinander zu vernetzen", nennt Beinroth als die zentrale Aufgabe.

Benjamin Beinroth - CIO, Fressnapf: "Wir wollen das Unter­nehmen so ausrichten, dass jede Abteilung eine Schnittstelle zum Endkunden erhalten kann."
Foto: Fressnapf

Diese Vernetzung findet beim gerade laufenden Kassen-Rollout statt. Was Außenstehenden als ein Standardprojekt im Handel erscheint, erweist sich als wichtiger Baustein bei der Zusammenführung von Online- und Offline-Welt. An der Kasse laufen bei Fressnapf künftig sämtliche online und offline generierten Daten über den Kunden zusammen und werden dem Verkäufer auf einem Display angezeigt.

Damit kann er den Kunden persönlich ansprechen und ihn vielleicht noch auf passende Angebote hinweisen. "Wir können Kunden an der Kasse individuell ansprechen, weil wir mit diesen Projekten den Durchgriff auf alle relevanten Zentralinformationen schaffen", sagt Beinroth. "Das gab es so bisher nicht."

Alle Fressnapf-Abteilungen bekommen Touchpoints mit Kunden

Das neue Kassensystem, das bis Ende 2017 eingeführt sein soll, steht für einen weiteren gravierenden Wandel: Durch die digitale Verknüpfung sämtlicher Prozesse bekommen alle Abteilungen Berührungspunkte mit dem Kunden. "Wir wollen das Unternehmen so ausrichten, dass jede Abteilung eine Schnittstelle zum Endkunden erhalten kann. Das ist die größte Veränderung, die wir gerade durchleben", betont Beinroth, der im Januar 2016 als Ex-CIO der Lebensmittelkette Tegut zu Fressnapf kam.

Die Top CIOs im Handel
Michael Müller-Wünsch
Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Markus Mosa
Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Eduard Spitz
Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King
Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner
Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner
Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz
Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka
Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Marc Rauscher
Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Roman Melcher
Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann
Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Roland Schütz
Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert
Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert
Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Sinanudin Omerhodzic
Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder
Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius
Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel
Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz
Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch
Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Michael Rybak
Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis
Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib
Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert
Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott
Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer
Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur
Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann
Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler
Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Khaled Bagban
Zum 1. Juli 2024 ist Khaled Bagban als CIO bei der Metro AG eingestiegen. Gleichzeitig wurde er CEO der Digitalisierungstochter Metro.digital. Er folgt auf Timo Salzsieder.
Michael Homburg
Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth
Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen
Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller
Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe
Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler
Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen
Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier
Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar
Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz
Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann
Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser
Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber
Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.

Die Schnittstellen soll ein neues Customer-Decision-Tree-Tool schaffen, nach dem sich Fressnapf derzeit noch umschaut. Unter anderem soll das Werkzeug den Fressnapf-Mitarbeitern zeigen, welche Produkte Kunden bevorzugt kaufen. Doch das ist nur der Anfang. Künftig könnten externe Daten über Wetter, Tierkrankheiten oder marktspezifische Details einfließen. Daraus ließen sich Trends ableiten, die wiederum helfen, das Sortiment optimal zu gestalten. Außerdem analysiert Fressnapf mit Robotern und künstlicher

Intelligenz, was im Sortiment noch fehlen könnte. Einkäuferteams erhalten so Informationen wie: Kunden werden bestimmte Produkte mit x-prozentiger Sicherheit kaufen, daraus resultiert ein Umsatz von y Euro.

Komplette digitale Integration

Einen besseren Kontakt zum Endkunden bekommen Abteilungen auch, wenn demnächst ein neues Kampagnen-Management-System eingeführt wird. Während das bisher genutzte System vor allem Stammdaten der Kunden ausgeliefert hat, sollen sich künftig alle Daten aus dem Rücklauf und dem Verhalten der Kunden von allen Abteilungen verwenden lassen. Das neue System wird komplett digital integriert und an alle Datenbanken angebunden sein. "Auch Daten aus künftigen IoT-Anwendungen wollen wir in das CRM und das Kampagnen-Management-System einbinden und damit für alle verfügbar machen", kündigt Beinroth an.

Die Unternehmens- und IT-Kennzahlen der Fressnapf Holding SE.
Foto: cio.de

Noch gibt es keine Internet-of-Things-Anwendungen bei Fressnapf. Es laufen aber schon Testprojekte wie Sensoren im Hundehalsband. Fressnapf kann so Informationen darüber gewinnen, wo sich der Hund gerade befindet und ob er sich genug bewegt. Entsprechend kann der Halter informiert werden. Über einen solchen Chip könnten auch Vitaldaten erfasst werden, die Aufschluss über Erkrankungen geben. Ebenso ließen sich darauf Daten über Erkrankungen, Tierarzttermine oder Futterempfehlungen speichern. "Dabei muss natürlich immer vorausgesetzt sein, dass die Kunden der Verarbeitung solcher Daten ausdrücklich zugestimmt haben", betont Beinroth.

Langer Weg zum Standard-Backend

Die Daten sollen nicht nur verfügbar sein, sie müssen sich auch möglichst in Echtzeit abrufen lassen. Wenn ein Kunde ein Geschäft betritt und seine App eingeschaltet hat, muss der Verkäufer idealerweise darüber umgehend benachrichtigt werden und wissen, wie der Hund heißt, welche Besonderheiten das Tier hat und welche Produkte gekauft werden.

Um das zu realisieren, hat sich die IT zuerst darangemacht, das Backend zu standardisieren. Im Jahr 2011 begann sie mit der SAP-Einführung, wodurch die Zahl der Applikationen massiv reduziert wurde. "Das war ein wichtiger, aber auch ein extrem schwieriger, weil durchaus langwieriger Schritt", erinnert sich Beinroth. Auch die Datenbanksysteme stellte die IT weitgehend auf standardisierte Lösungen um.

Der SAP-Standard wirkte sich auf die Auswahl der weiteren Produkte aus. So lautete eine entscheidende Anforderung bei der Anschaffung des Kassensystems, der BI-Lösung und des CRM-Systems, dass diese gut in die SAP-Landschaft passen müssen. "Wir brauchen eine tiefe SAP-Integration. Frontend und Backend müssen perfekt miteinander kommunizieren, am besten über Standardschnittstellen und ohne Medienbrüche", nennt Beinroth die Bedingungen.

Modulare IT-Architektur mit Microservices

Das standardisierte Backend ermöglichte es, eine neue IT-Architektur aufzubauen. Früher war es kaum möglich, markt- und kundennahe Prozesse zu ändern, weil diese fest in der IT verankert und die Abhängigkeiten der Prozesse kaum erkennbar waren.

Heute erlaubt es die modulare IT-Architektur mit ihren gut dokumentierten Microservices, Prozesse schnell anzupassen. "Wenn wir einen Ablauf verändern, können wir jetzt schnell erkennen, wie sich das auf andere Prozesse auswirkt. So können wir Fehler bereits frühzeitig erkennen und beheben, das ist die große Kunst", berichtet Beinroth.

Die Digitalisierung läuft bei Fressnapf: Das freut Tier und Mensch.
Foto: Fressnapf

Auch soll die neue Architektur zu großen Einsparungen verhelfen, indem Testläufe und Release-Wechsel weitgehend automatisiert werden. Im Idealfall sollen künftig 90 Prozent aller Testfälle standardisiert ablaufen. "Früher war aufgrund einer nicht einheitlichen Systemlandschaft ein standardisiertes und automatisiertes Testen oftmals nicht möglich und hat daher deutlich mehr Ressourcen verbraucht", sagt Beinroth.

Fressnapf: Vorbereitungen für Machine Learning

Darüber hinaus arbeiten Beinroth und seine Mannschaft daran, die IT-Architektur auch für Machine-Learning-Anwendungen fit zu machen. "Das ist für uns ex­trem wichtig, wenn wir unsere Services an den Kunden bringen wollen", sagt CIO Beinroth. Es gehe darum, die Daten aus IT-Systemen, Online-Kanälen und stationärem Handel zusammenzubringen und auszuwerten.

Diese Analyse gehört an sich zu den Aufgaben von Data Scientists, die aber auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden sind. Deswegen will Fressnapf auch an dieser Stelle automatisieren. "Wir haben bei der Systemauswahl darauf geachtet, dass ein Großteil aller Arbeiten eines Data Scientists von Robotern gemacht werden können." Ende dieses Jahres soll einiges davon umgesetzt sein.

Silos in der Organisation aufgelöst

Die Digitalisierung läuft also auf Hochtouren. Zwar funktionieren noch nicht alle Prozesse medienbruchfrei, und noch sind nicht alle Datensilos abgeschafft. Doch auf organisatorischer Ebene hat Fressnapf die Silos schon aufgelöst. Entscheidungen mit prozessübergreifenden Auswirkungen trifft das Management gemeinsam. Befanden bislang Abteilungen wie Marketing, Logistik und IT selbst über ihre Anwendungen, so suchen sie ihre Systeme jetzt gemeinsam aus. Dabei gehe jede Abteilung Kompromisse ein, im Hinblick auf das beste Ergebnis für das gesamte Unternehmen werde das aber akzeptiert, so Beinroth.

Tiere sind ein emotionales Geschäft.
Foto: Robert Kneschke - shutterstock.com

Natürlich reiben sich die Manager in den Diskussionen genauso wie früher, doch das Miteinander ist größer geworden. "Heute führen wir Systeme ein, die ganzheitlich in unser Unternehmen passen. Wir wägen die Vor- und Nachteile für jede am Prozess beteiligte Abteilung ab und entscheiden uns dann für die beste Lösung für das Gesamtunternehmen", berichtet Beinroth.

"Auch ich als CIO habe Dinge abgegeben. Da muss man über seinen eigenen Schatten springen und erkennen, dass vieles kein reines IT-Thema mehr ist." Ein weiterer Durchbruch gelang Mitte 2016: Seitdem arbeiten alle Fachbereiche mit einem harmonisierten Kennzahlenkatalog. Anhand dieser standardisierten Kennzahlen kann auf oberster Ebene gesteuert und können für einzelne Abteilungen weitere individuelle Kennzahlen festgelegt werden.

Dickes Strategie-Papier für die Mitarbeiter geschrieben

Allerdings bringt es wenig, ein gemeinsames digitales Verständnis nur im Management zu verankern. Auch die Mitarbeiter müssen mitziehen. "Die IT-Mitarbeiter brauchen eine klare Vision und Mission. Es klingt wie ein alter Hut, aber die IT-Strategie orientiert sich an der Unternehmensstrategie, das ist extrem wichtig", hebt Beinroth hervor. Deshalb hat er ein dickes Dokument erstellt.

"Man unterschätzt die gigantische Wirkung, IT-Mitarbeiter ein umfassendes Dokument lesen zu lassen, in dem die Ziele und Visionen für die kommenden zwei, fünf und zehn Jahre stehen." Wenn Mitarbeiter dieses Papier zweimal im Jahr in ihren Team- und Ressort-Meetings verinnerlichen, dann rolle der Ball schon fast von allein.