Microsoft und die Frauen - scheinbar ein garantierter Aufreger. Im Herbst des vorigen Jahres setzte sich Firmen-Chef Satya Nadella mit der Aussage in die Nesseln, Frauen sollten nicht nach einer Gehaltserhöhung fragen, sondern an ihr Karma glauben. Dieser Tage droht dem Konzern eine Sammelklage von Mitarbeiterinnen wegen Benachteiligung - beim Gehalt, nicht beim Karma. In Seattle hat eine frühere Angestellte Klage eingereicht. Falls sie sich durchsetzt, könnte das Ansprüche weiterer Mitarbeiterinnen nach sich ziehen.
Auch hierzulande kocht das Thema ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern immer wieder hoch. Dazu sagt Petra Justenhoven aus dem Vorstand von PwC Deutschland: "In Deutschland nehmen Frauen heute weitgehend gleichberechtigt am Berufsleben teil." Laut der gesetzlichen Frauenquote für Aufsichtsräte sollen ab dem kommenden Jahr in den Aufsichtsräten bestimmter Großunternehmen mindestens 30 Prozent Frauen sitzen. Justenhoven ergänzt ihr Statement denn auch um Folgendes: "Am Ziel sind wir aber noch nicht. Vor allem in Führungspositionen sind Frauen hierzulande noch immer deutlich unterrepräsentiert."
Um diese Einschätzung mit Zahlen zu unterfüttern, erstellt PwC einmal pro Jahr einen eigenen "Women in work"-Index. Dieser berücksichtigt geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede, den Frauenanteil bei den Erwerbstätigen und den Unterschied zwischen Männern und Frauen, den Aspekt Teilzeit/Vollzeitbeschäftigung sowei die Arbeitslosenrate von Frauen. Der Index reicht von Null bis Einhundert und wurde für das Jahr 2000 auf 50 festgelegt.
Die beste Situation besteht demnach für Norwegerinnen, die den Index mit einem Wert von 82,9 anführen. Es folgen Dänemark und Schweden. Deutschland liegt mit 66,6 Indexpunkten auf Rang Sieben. Zum Vergleich: der OECD-Durchschnittswert beträgt 59,1 Zähler. Die USA erreichen 59,8 Punkte (Rang 13), Japan 44,4 (Platz 24).
Die Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern verringert sich in Deutschland, stellt PwC fest. Sie beträgt jetzt 14 Prozent nach 16 im Vorjahr. Mehr als sieben von zehn Frauen (72 Prozent) arbeiten, allerdings stellen Frauen nur 62 Prozent der Vollzeitbeschäftigten.
Unternehmen erkennen, dass sie auf Frauen nicht verzichten können
Justenhoven erwartet, dass sich die positive Entwicklung in der Bundesrepublik fortsetzt. Im Jahr 2000 belegte das Land noch Rang 15 im "Women in work"-Index. Seitdem ging es kontinuierlich nach oben. "Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass sie auf Frauen nicht verzichten können", begründet das Justenhoven.
Zu dem Verzicht, den man sich nicht mehr leisten kann, liefert die Credit Suisse Daten. Ihre hauseigene Studie "The CS Gender 3000: Women in Senior Management" zeigt, dass mehr Frauen im Senior Management zu einer Verbesserung des Finanzergebnisses und zu höheren Aktienmarktrenditen führen. Konkret geht es um höhere Eigenkapitalrenditen, höheres Kurs-Buchwert-Verhältnis und höhere Pay-out Ratio. Stefano Natella, Leiter Global Equity Research in der Division Investment Banking der Credit Suisse, ergänzt: "Außerdem haben wir herausgefunden, dass eine größere Vielfalt sowie ein höherer Anteil von weiblichen CEOs in der Regel einen höheren Fremdfinanzierungsgrad bedeuten, was in deutlichem Gegensatz zu der allgemeinen Auffassung steht, Frauen seien in Finanzangelegenheiten konservativer."
Laut der Analyse erzielten Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden US-Dollar und mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat von Anfang 2012 bis Juni 2014 eine Outperformance von fünf Prozent. Werden die Jahre ab 2005 mit eingerechnet, die die Finanzkrise einbeziehen, ergibt sich eine Überrendite von insgesamt 3,3 Prozent.
Deutschen Unternehmen gesteht Justenhoven denn auch zu, sie hätten "in den letzten Jahren viel getan, um als Arbeitgeber für Frauen attraktiver zu werden". Patentlösungen gibt es dafür aber nicht, wie die PwC-Vorstandsfrau betont. Ihre eigene Firma setzt auf eine weitgehende Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. "Das kommt allen unseren Mitarbeitern zugute", so Justenhoven.
Frauen müssen sich klar machen, was sie wollen
Sie geht davon aus, dass Deutschland seine Position im "Women in work"-Index in den kommenden Jahren weiter verbessern wird. Was nichts damit zu tun hat, die Frauen aus der Selbstverantwortung zu entlassen. Justenhovens Tipp an erfolgsorientierte Geschlechtsgenossinnen: "Machen sie sich klar, was sie wollen. Und seien sie bereit, sich im richtigen Moment auch wirklich zu entscheiden."