Dem CIO ergeht es auf den ersten Blick nicht schlecht. Das lässt sich sagen, aus internationaler, vorwiegend aber US-amerikanischer Warte betrachtet. Im Durchschnitt verdient ein CIO momentan 235.000 US-Dollar im Jahr. Ein ordentlicher Gehaltssprung nach fünf Jahren, in denen der Wert bei rund 219.0000 Dollar stagnierte.
64 Prozent der IT-Chefs werden vom CEO häufig um Rat gebeten, wenn es um Strategie und Zukunft ihres Unternehmens geht. Ein Indikator dafür, dass die formale Position des CIOs sich schrittweise seit Jahren tendenziell verbessert.
An die Sicherheitsfront gedrängt
Das geht aus der Studie "2015 State of the CIO Survey" unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com hervor. Die Untersuchung basiert auf einer Online-Befragung von 558 IT-Verantwortlichen. Zu 61 Prozent stammen die Antworten aus Nordamerika - ein erwartungsgemäßer Schwerpunkt. 21 Prozent der Befragten kommen aus Asien, 14 Prozent aus dem Raum EMEA.
Mehr Geld und eine gestärkte Position stehen also zu Buche - alles gut somit in der CIO-Welt? Nicht wirklich, wenn man die Studienergebnisse insgesamt betrachtet. "Es ist - wie immer - kompliziert", konstatiert Dan Muse auf CIO.com. "Der erschreckende Teil beinhaltet zum Beispiel die Sicherheit." Die CIOs werden von ihren Chefs demnach immer stärker an die Data Security-Front gedrängt. Im vergangenen Jahr war das Thema Sicherheit auf der CIO-Prioritätenliste Nummer Acht, mittlerweile ist es auf Platz Vier vorgerückt.
Insgesamt nennen 23 Prozent der IT-Chefs Cybersecurity als wichtigsten Grund für IT-Investitionen in diesem Jahr. Muse äußert indes Bedenken, weil der Vergleichswert in der Handelsbranche nur 18 Prozent beträgt - und das, obwohl der Handlungsbedarfs offensichtlich sei. In High Tech-Unternehmen hat man den Bedarf dagegen offenkundig erkannt. Hier wollen 41 Prozent der Befragten mehr in Sicherheit investieren.
31 Prozent der CIOs beschäftigen sich aktuell mit dem Thema Security. Vor einem Jahr waren es lediglich 24 Prozent, 2013 nur 20 Prozent - ein kontinuierliche Bedeutungszuwachs also. Auffällig ist, dass nordamerikanische IT-Chefs deutlich stärker von der Sicherheit in Beschlag genommen werden als ihre Kollegen anderswo.
54 Prozent der IT-Chefs haben derzeit damit zu tun, IT-Initiativen stärker mit geschäftlichen Zielen zu verzahnen. Die Hälfte der CIOs strebt an, IT-Betrieb und System-Performance zu verbessern. 44 Prozent implementieren neue Systeme und Architekturen. So weit, so gut.
Wahrnehmung der CIOs
CIO.com-Autor Dan Muse Sorgen wurzeln jedoch vor allem in dem Wahrnehmungs-Bild, das sich zeigt, wenn man die Resultate der CIO-Befragung mit einer IDC-Studie aus den Fachbereichen vom vergangenen Herbst vergleicht. So geht jeder fünfte CIO davon aus, im Unternehmen an den Rand gedrängt zu sein. Im Business sehen aber 37 Prozent ihren IT-Chef ebendort.
Fachbereiche sehen IT als Hemmschuh
Laut IDC-Studie nehmen 54 Prozent der Befragten in den Fachbereichen die IT-Abteilung als Hindernis bei ihren Aufgaben wahr. Immerhin jeder dritte IT-Chef sieht sich selbst in dieser Rolle. Fast die Hälfte der Befragten aus dem Business finden, dass sich der CIO in Grabenkämpfen mit anderen Top-Managern befindet. Aber nur 36 Prozent der CIOs nehmen selbst diese Konfliktsituationen wahr.
Die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sind offenkundig. Man mag sich allerdings damit trösten, dass das irgendwo auch zur Normalität gehört. In jedem Fall erkennen die meisten CIOs eine Baustelle im Wandel ihrer eigenen Rolle und im Verhältnis zu den anderen Abteilungen.
Arbeit wird immer herausfordernder
91 Prozent der CIOs finden, dass ihre Tätigkeit immer herausfordernder wird. Die Hälfte geht davon aus, künftig vor allem mit dem Management von Vertragspartner und Providern - auch aus der Cloud - beschäftigt zu sein. 30 Prozent nehmen ihre IT-Abteilung als Business Partner wahr, der die Geschäftsstrategie auch mitentwickeln muss, 13 Prozent erkennen in der IT sogar einen Business Leader. 38 Prozent definieren ihre Rolle als Service Provider, während 18 Prozent davon ausgehen, als reines Cost Center angesehen zu werden.
Engere Bande mit Business-Akteuren wollen 64 Prozent der Befragten knüpfen. Jeder zweite IT-Chef geht indes davon aus, sich mit schnellen - also taktisch motivierten - Profiten beim Business profilieren zu können. Dort auf der anderen Seite geht es aber nur knapp über 30 Prozent um kurzfristige Leistungsnachweise - diese Profilierungsidee scheint also weithin zu Scheitern verurteilt.
Investitionsfelder BI und Mobility
Als wichtigste technologische Entscheidungsfelder identifizieren jeweils mehr als 30 Prozent der CIOs Big Data/BI & Analytics, mobile Technologien und Cloud Services. Daneben erwarten je mehr als zwei Fünftel der IT-Chefs, dass bestimmte Geschäftsinitiativen die IT-Investitionen im Unternehmen vorantreiben, nämlich die Optimierung der Geschäftsprozesse und die Steigerung der Produktivität. Der IT-Anteil am Gesamtumsatz sinkt laut Studie von 8,6 auf 6,3 Prozent. Allerdings lag dieser Wert im Vorjahr drastisch über dem lange üblichen Level um die 5 Prozent.
Fachkräftemangel bedrohlich
Als bedrohlich wiederum erscheint der Mangel an Fachkräften. 56 Prozent der befragten CIOs gehen von einer akuten Knappheit an gesuchtem Personal im kommenden Jahr aus. Mit 62 Prozent gegenüber 51 Prozent ist das Problem in Konzernen ausgeprägter als im Mittelstand.
39 Prozent verorten den Fachkräftemangel im Big Data- und BI-Bereich, 30 Prozent bei Sicherheit und Risikomanagement und 27 Prozent im Segment Anwendungsentwicklung und Mobilität. Ein letzter Wermutstropfen der Studienautoren: "Dennoch nennen nur 9 Prozent die Steigerung der Attraktivität als signifikanten Posten ihrer IT-Investitionen."
Die Studie-Reihe "State of the CIO" wurde bereits zum 14. Mal veröffentlicht. Wer sich zurückerinnern will, welche Themen zum Beispiel 2006 relevant waren, findet hier Lesestoff.