Mit einem Missverständnis wird gleich aufgeräumt: Die IT-Branche ist nicht stärker von der Globalisierung betroffen als andere Sparten. Zwar stimmt es, dass die IBMs dieser Welt sich ähnlich wie die Coca Colas in allen Ländern ausbreiten. Dennoch: Bereiche wie Transport oder auch Finanz- und Ingenieurdienstleistungen weisen teils deutlich höhere internationale Handelsvolumen auf.
Werden die Import- und Export-Aktivitäten in den einzelnen Dienstleistungssektoren in Deutschland miteinander verglichen, landet die IT-Services-Branche eher am unteren Ende der Skala. Zwar sind sechs von zehn IT-Service-Anbietern in Import oder Expert aktiv, aber Architekten, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer liegen drüber.
Das Geld bleibt in Europa
Außerdem wollten die Analysten wissen, wie es denn faktisch um die Konkurrenz aus Indien bestellt ist. Resultat: Mehr als die Hälfte des internationalen Handels mit IT-Dienstleistungen, an denen deutsche Firmen als Anbieter oder Nachfrager teilnehmen, läuft innerhalb der Europäischen Union ab.
Die US-Amerikaner treten als weiterer wichtiger Handelspartner für Deutschland auf. Fast ein Viertel des Volumens aus importierten IT-Dienstleistungen kam 2004 aus den USA. Auf China und Indien dagegen entfielen zusammen genommen nicht einmal zehn Prozent der deutschen Export-Ausgaben für den Bezug von IT-Services. Selbst die Schweiz lag höher.
Dazu Berlecon-Analyst Andreas Stiehler: "Das scheint angesichts der häufig diskutierten Bedrohung durch Anbieter aus Offshore-Regionen niemand so recht zu interessieren. Oder wann haben Sie das letzte Mal gehört, dass der Amerikaner vor der Tür steht?"
Schließlich haben sich die Experten angesehen, ob der Mythos von Deutschland als reinem Importeur in Sachen IT-Dienstleistungen stimmt. Er stimmt nicht: Die Zahlungsbilanz ist – zumindest für das Untersuchungsjahr 2004 – beinahe ausgeglichen. Gegenüber Asien gibt es sogar einen deutlichen Überschuss. Defizite bestehen eher gegenüber Hochlohnländern wie Großbritannien, Irland und den USA.
Andreas Stiehler kommentiert: "Die Front der Deutschlandskeptiker, welche über Jahre hinweg die Löhne für zu hoch, die Ausbildung für zu schlecht und die Infrastruktur für veraltet erklärten, hat auf diesem Gebiet ganze Arbeit geleistet: Wir glauben schon selbst nicht mehr daran, dass wir auch IT-Dienstleistungen exportieren."