Wie hoch ist mein Jahresgehalt? Welche Marke hat der Firmenwagen? Sind Weiterbildung und Home Office vertraglich garantiert? Stellt ein Bewerber solche Fragen, bräuchte Dagmar Schimansky-Geier nicht mehr nach seinem Beruf fragen.
Die Geschäftsführerin der Personalberatung 1a Zukunft weiß auch so: Er ist ein SAP-Berater und gehört nach wie zu den begehrtesten IT-Fachkräften. "Die Forderungen der Kandidaten sind hoch, das Gehaltsniveau im SAP-Umfeld ist es auch", sagt Schimansky-Geier. Das bestätigt auch die aktuelle Computerwoche-Vergütungsstudie, für die der Hamburger Dienstleister Personalmarkt mehr als 15.000 Gehaltsdaten analysierte.
In diesem Jahr betrug das Gehaltsplus für IT-Führungskräfte 5,5 Prozent, für IT-Fachkräfte 2,2 Prozent. Der Durchschnittswert mag moderat erscheinen, aber er beinhaltet auch deutlich höhere Zuwächse für Spezialisten, die schon bisher gut verdienten. Ein Beispiel sind die erwähnten SAP-Experten. Tim Böger, Personalmarkt-Geschäftsführer und Projektleiter der Gehaltsstudie, erläutert: "SAP-Entwickler in Führungspositionen verzeichnen einen auffälligen Anstieg von über zehn Prozent beim Grundgehalt.
Zudem stiegen die Gehälter von SAP-Beratern in mittleren und kleineren Unternehmen am signifikantesten." Die großen IT-Beratungshäuser geben die Vergütungsmesslatte vor, der die kleineren und mittleren Dienstleister aufgrund des Spezialistenmangels folgen müssen. Auch Nicole Mamier, Personalleiterin der Realtech AG, eines SAP-Dienstleisters mit über 350 Mitarbeitern, muss in diesem Spiel mitmachen: "Das Kandidatenkarussell ist ein Grund für die gestiegenen Gehälter. Bei einem Jobwechsel erwarten Bewerber ein Gehaltsplus von zehn Prozent, auch wenn sie aus einem großen Unternehmen kommen."
Berufe: Vom Projektleiter bis zum Web-Designer
Unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung bleiben IT-Projektleiter mit durchschnittlich 77.000 Euro im Jahr die Spitzenverdiener. In den vergangenen Jahren haben Projektleiter gehaltstechnisch mächtig aufgeholt und oft Gruppenleiter überholt. Manchmal dringen sie sogar in die Vergütungsregionen der Geschäftsführer und Bereichsleiter in Großunternehmen vor, wie das Beispiel eines 53-jährigen Teilnehmers der Gehaltsstudie zeigt: Als Projektleiter SAP-Implementierung bezieht er in der Softwarebranche ein Jahresgehalt von knapp 160.000 Euro, wovon allerdings 50.000 Euro Prämie sind.
Nach den SAP-Beratern (69.420 Euro) gehören auch IT-Sicherheitsprofis und IT-Berater mit durchschnittlich je 66.000 Euro Jahresgehalt zu den sehr gut bezahlten Fachkräften. Das Grundgehalt von Führungskräften in der IT-Sicherheit erhöhte sich sogar um durchschnittlich zehn Prozent. Laut Schätzungen des Branchenverbands Bitkom arbeiten hierzulande zwischen 60.000 bis 80.000 IT-Sicherheitsexperten, und sie werden künftig verstärkt gesucht, sowohl als Spezialisten von IT-Security-Dienstleistern als auch als Generalisten von Anwenderunternehmen, die dort eher IT-Sicherheit organisieren.
Auch Spezialisten, die sich mit der Planung von Methoden und Tools im IT-Umfeld auseinandersetzen, konnten ihr Gehalt um durchschnittlich vier Prozent steigern und kommen im Schnitt auf 64.600 Euro im Jahr. "Nach langer Zeit können sich auch IT-Trainer und Schulungsleiter über höhere Zuwächse freuen, die dieses Jahr bei drei bis fünf Prozent liegen", berichtet Studienleiter Böger. Ein IT-Trainer befindet sich mit einem Jahreseinkommen von durchschnittlich 46.000 Euro dennoch eher am unteren Ende der Gehaltsskala. Kaum verändert haben sich indes die Gehälter der Datenbankadministratoren ( knapp 58.000 Euro) und der SAP-Entwickler ohne Führungsverantwortung (62.000 Euro), obwohl letztere auch schwer am Markt zu finden sind.
Vergütungsstudie IT-Funktionen 2012/13
Datenbasis: Ausgewertet wurden 15.081 Datensätze, der Grossteil stammt aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Weitere 2413 Datensätze lieferten 47 Unternehmen aus der IT-Wirtschaft. Die Daten wurden zwischen Mai und August 2012 erhoben.
Methode: Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 28 IT-Funktionen untersucht, differenziert nach Anspruchsstufen: etwa vom einfachen Berater bis hin zum Manager mit Personalverantwortung. Zudem wurden die Gehälter getrennt nach Firmengrößen ausgewertet.
Bestellen: Die Vergütungsstude "IT-Funktionen 2012/13" kann zum Preis von 599 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) unter www.personalmarkt.de bestellt werden. Sie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT sowie an Personal- und Unternehmensberater.
Rund 40 Prozent der IT-Fachkräften haben eine Prämienregelung, der variable Anteil beläuft sich auf jährlich 4000 Euro. Einen Firmenwagen fährt jeder Achte, er hat einen Neuwert von 36.500 Euro.
Branchen: Pharma, Chemie und Banken sind top
Es soll Handelsunternehmen geben, die Informatikabsolventen mit einem astronomischen Einstiegsgehalt von 60.000 Euro und Dienstwagen locken, und dennoch zu wenige Bewerbungen erhalten. Abgesehen davon gehört der Handel immer noch zu den Branchen, die ihre Mitarbeiter vergleichsweise schlecht bezahlen. Ein IT-Projektleiter, der in der Pharmabranche mit durchschnittlich 94.400 Euro pro Jahr rechnen kann, muss sich im Handel mit knapp 66.000 Euro bescheiden. Noch weniger erhalten IT-Projektleiter in den Medien (61.300 Euro), im öffentlichen Dienst (60.878 Euro) sowie in Bildungsinstitutionen (56.500 Euro). Überdurchschnittliche Verdienstaussichten für IT-Projektleiter eröffnen dagegen die chemische Industrie (84.432 Euro), die Unternehmensberatung (83.000 Euro) sowie Banken (75.700 Euro) und die IT-Industrie (70.500 Euro).
Obwohl Banken den reinen Rechnerbetrieb zunehmend an Dienstleister auslagern, entlohnen sie auch andere IT-Experten wie Softwareentwickler, IT-Berater oder Systemadministratoren überdurchschnittlich gut. Schon das Einstiegsgehalt für Informatiker liegt in Kreditinstituten bei 45.000 Euro. Erfahrene Entwickler erwartet in Banken und der Luftfahrtindustrie ein Durchschnittsgehalt von 58.700 Euro, noch mehr gibt es nur in der Konsumgüterbranche (60.340 Euro). Mit fast 20.000 Euro weniger im Jahr müssen sich Programmierer begnügen, die in einer Werbeagentur oder in einem Call Center angeheuert haben. Erfahrene Systemadministratoren kommen in Banken und Versicherungen auf knapp 55.000 Euro im Jahr, im Maschinenbau auf knapp 48.000 Euro. Deutliche finanzielle Abstriche müssen Administratoren indes in der Möbelbranche ( knapp 35.000 Euro), im Handwerk ( 30.800 Euro) und im Call Center (29.600 Euro) akzeptieren.
Während sich Call Center oder Behörden mit der Suche nach IT-Profis auch aufgrund der unterdurchschnittlichen Vergütung schwer tun, scheint eine solche dem Image der Werbebranche nicht zu schaden. Unter Hochschulabsolventen ist diese immer noch begehrt, auch wenn IT-Berater hier 23.000 Euro im Jahr weniger verdienen als etwa in der chemischen Industrie oder in der Elektrotechnik (gut 73.000 Euro).
Ein Blick auf die Branchen hilft, die eigene Gehaltsvorstellung einzuordnen. Dennoch warnt Realtech-Managerin Mamier davor, in einem Gehaltsgespräch auf Kollegen oder andere Arbeitgeber zu verweisen: "Wer ein höheres Gehalt durchsetzen will, soll am besten seinen Mehrwert für das Unternehmen darlegen und mit seinen Leistungen argumentieren. Der Hinweis auf besser verdienende Kollegen bringt dagegen nichts. Geradezu kontraproduktiv ist es, sich ein Angebot der Konkurrenz einzuholen und damit verhandeln zu wollen."
Abschluss: Diplom sticht Master
Auch wenn das Diplom hierzulande dank Bologna-Reform-Prozess bald ein historischer Abschluss sein wird, eröffnet es IT-Profis immer noch die besten Verdienstchancen. Gut 61.500 Euro kann ein Informatiker mit Universitätsdiplom im Durchschnitt erreichen. Die Befragten der Studie, die ihr Diplom an einer Fachhochschule erwarben, kommen im Schnitt auf 58.852 Euro. Erst darauf folgen die IT-Experten mit Master- (55.458 Euro) und Bachelor-Abschluss (46.152 Euro). Das liegt auch daran, dass es Bachelor- und Masterabschlüsse noch nicht so lang gibt und darum die Befragten auch eher jünger sind als die mit Diplomabschluss, erklärt Personalmarkt-Manager Böger. Das Gehalt steigt mit zunehmender Berufserfahrung: Einsteiger beginnen im Schnitt mit 42.000 Euro im Jahr, und nach zehn Jahren im Geschäft hat sich das Durchschnittseinkommen bereits auf 63.000 Euro erhöht.
Wie in anderen Branchen gilt auch für die IT, dass die Verdienstchancen mit einer Lehre in der Regel niedriger sind. Wer eine Ausbildung absolviert hat, kommt auf durchschnittlich 43.379 Euro im Jahr. Wer aber den Aufstieg in eine Führungsposition schafft, hat unabhängig von der Ausbildung gute Gehaltsperspektiven, wie der Fall eines IT-Leiters eines Textilunternehmens zeigt: Der 40-Jährige verdient knapp 80.000 Euro im Jahr.
Region: Armes Mecklenburg-Vorpommern, reiches München
Auch 22 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bleiben die neuen Bundesländer im Vergleich zum Westen und Süden der Republik im Gehaltsrückstand. Zwar unterscheiden sich auch die Lebenshaltungskosten zwischen der teuren bayerischen Hauptstadt und dem nordöstlichen Bundesland erheblich, aber der Einkommensunterschied beträgt immer noch 42 Prozent: Ein Datenbankadministrator verdient im Durchschnitt 58.800 Euro pro Jahr, und der Durchschnitt wird laut Studie im Saarland bezahlt. München, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart gehören dagegen zu den Städten, in denen IT-Experten am besten verdienen. Ein Datenbank-Administrator kann in der bayerischen Hauptstadt mit über 68.000 Euro rechnen, in Bayern immer noch mit gut 63.000 Euro.
In Mecklenburg-Vorpommern muss derselbe IT-Profi mit 20.000 Euro weniger, also mit 53.500 Euro im Jahr vorlieb nehmen. Auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen oder Sachsen schauen die Verdienstperspektiven kaum besser aus, während in Dresden und Berlin deutlich mehr verdient wird als noch im Jahr davor. So kommt ein Datenbank-Administrator in Berlin mit 58.388 fast den deutschlandweiten Durchschnittsverdienst heran.
Firmengröße: Je größer, desto mehr
Je größer das Unternehmen, desto höher die Vergütung. Diese Gleichung gilt abgesehen vom umkämpften SAP-Arbeitsmarkt immer noch. Personalmarkt-Chef Böger nennt einen Grund dafür: "Die höheren Gehälter in größeren Unternehmen ergeben sich allein schon deshalb, weil diese Unternehmen oft tarifgebunden sind." Die aktuelle Gehaltsstudie hat einen Durchschnittsverdienst für einen IT-Spezialisten in einer Firma bis 100 Mitarbeiter von 45.500 Euro im Jahr ermittelt. Bei einem Mittelständler mit bis zu 1000 Beschäftigten liegt das durchschnittliche Einkommen eines IT-Profis um 7000 Euro im Monat höher.
In Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern kommt der Spezialist auf knapp 63.000 Euro pro Jahr. Ob sich Bewerber für einen großen oder kleinen Arbeitgeber entscheiden, ist in den Augen von Realtech-Personalleiterin Nicole Mamier weniger eine Geld- als eine Mentalitätsfrage: "In einem Konzern ist man weniger sichtbar als im Mittelstand. Wer in ein kleineres Unternehmen wechselt, will näher am Kunden sein und mitgestalten können."
Vergütungsstude "IT-Funktionen 2012/13"
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Datenbasis: Ausgewertet wurden 15.081 Datensätze, der Grossteil stammt aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Weitere 2413 Datensätze lieferten 47 Unternehmen aus der IT-Wirtschaft. Die Daten wurden zwischen Mai und August 2012 erhoben.
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Methode: Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 28 IT-Funktionen untersucht, differenziert nach Anspruchsstufen: etwa vom einfachen Berater bis hin zum Manager mit Personalverantwortung. Zudem wurden die Gehälter getrennt nach Firmengrößen ausgewertet.
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Bestellen: Die Vergütungsstude "IT-Funktionen 2012/13" kann zum Preis von 599 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) unter http.//www.personalmarkt.de bestellt werden. Sie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT sowie an Personal- und Unternehmensberater. (Computerwoche)