Infrastruktur überlastet

Güterverkehr lässt sich kaum auf Schiene verlagern

02.02.2022
Der Frachtverkehr per Lkw in Deutschland wächst stetig - zum Ärger von Autofahrern und lärmgeplagten Anwohnern. Ließe sich der Transport nicht mehr auf die Bahn verlagern? Eine neue Studie macht wenig Hoffnung.
Es geht nicht ohne den Lkw.
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Der wachsende Güterverkehr auf deutschen Straßen lässt sich laut einer Studie nur teilweise auf die Schiene verlagern. Mit dem boomenden Online-Handel müssten immer mehr Waren kleinteilig per Lkw ausgeliefert werden, teilten der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und die Verkehrsinitiative Pro Mobilität am Mittwoch mit. Zugleich verlören traditionelle Transportgüter der Bahn wie Kohle an Bedeutung. Das Potenzial für Verlagerungen sei daher "stark begrenzt."

Fast jede Bundesregierung in den vergangenen Jahren habe die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene gefordert, sagte BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt bei der Präsentation einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag von Pro Mobilität. Der Erfolg der Politik sei aber überschaubar.

Lkw aus Deutschland bedienten einen ganz anderen Markt als Bahn und Binnenschiff, hieß es in dem Papier. Eisenbahn und Binnenschiff dominierten den Transport von Gütern über lange Strecken. Der Lkw hingegen sei auf eher kurzen Entfernungen etwa bei Sand und Kies für die Baubranche, bei Lebensmitteln und beim Verteilerverkehr in der Fläche führend. Mehr als die Hälfte der Fracht von deutschen Lkw sei nach Daten von 2019 weniger als 50 Kilometer bewegt worden. Nur acht Prozent der Fracht entfiel auf Strecken von mehr als 300 Kilometern - das gelte aber als Untergrenze für den Transport per Schiene.

"Ein Gegeneinander von Straße, Schiene und Wasserstraße ist der sichere Weg zum Scheitern, denn keiner der Verkehrsträger ist auf absehbare Zeit in der Lage, die Transportaufgaben eines anderen zu übernehmen", sagte IW-Ökonom Thomas Puls.

Die Infrastruktur sei gerade auf Hauptkorridoren des Güterverkehrs überlastet, hieß es. Während ein Drittel der Güterzüge auf fünf Prozent der Streckenabschnitte vor allem im Hinterland von Häfen fahre, balle sich der Lkw-Verkehr etwa im Ruhrgebiet. Sanierungen an Straßen und Brücken seien überfällig, sagte Puls. Nötig seien schnellere Planungsverfahren beim Schienenausbau und ein stärkerer Transport mit der Bahn auf der Langstrecke, auch über Landesgrenzen.

Der Güterverkehr werde nach allen Prognosen weiter zunehmen, sagte Engelhardt. Der wachsende Wohnungsbau, die Sanierung der Infrastruktur und der Ausbau der Windenergie erforderten den Transport von viel Material primär per Lkw. Es gebe Fortschritte bei den CO2-Emissionen pro Tonne Fracht. Doch der Schlüssel zum klimaneutralen Güterverkehr liege in der Dekarbonisierung von Lastkraftwagen. (dpa/rs)