Burnout ist teuer: Dauert ein Ausfall durch Überarbeitung und Stress sechs Monate, dann summieren sich die Kosten für Arbeitgeber und Sozialsystem auf mehr als 60.000 Euro. Errechnet hat diese Zahl für Österreich – in Deutschland dürfte der Wert ähnlich sein – Diplomingenieur Tim Sturm im Rahmen seiner Master Thesis an der Donau-Universität im Österreichischen Krems. An der Studie mit dem Titel: "Burnout in der IT-Branche: Sind Reflexion, Coaching und Supervision wirksame Instrumente zur Prävention?" hatten 1.155 ITler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen.
Mit erschreckendem Ergebnis: Bei 13 Prozent der Antwortenden deutet alles darauf hin, dass sie bereits unter einem Burnout leiden, 53 Prozent sind akut gefährdet. Seit Veröffentlichung der Ergebnisse an verschiedenen Stellen, so Sturm, hätten sich nochmal über 800 ITler gemeldet und ihre Erfahrungen mitgeteilt. Erkenntnis daraus: Es ist alles noch schlimmer.
Untersucht wurde auch, ob sich mit Supervision und Coaching Burnout-Symptome und Burnout-Gefährdung reduzieren lassen, ob externe Einflüsse die Burnout-Risiken senken und ob es einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsstruktur und Ausbrennen gibt.
Wer reflektiert, wird nicht krank
Die Antwort zu erstgenanntem Aspekt lautet ja: Je mehr Reflexion, also Auseinandersetzung mit Stressfaktoren es gibt, desto geringer ist das Burnout-Risiko. Anders gesagt sind Coaching und Supervision extrem hilfreich. Interessant ist, dass allein schon jene, denen diese Begriffe vertraut sind, ein geringeres Risiko haben als andere.
Besonders wirkungsvoll ist eine selbst organisierte Reflexion des Problems. Naheliegende Erklärung: Wer selbst gegensteuert, bevor es zu spät ist, bleibt gesünder. Allerdings gaben nur etwa 13 Prozent der Teilnehmer an, dass sie die Möglichkeit zu Coaching und Supervision haben. Auch externe Faktoren spielen eine Rolle: Körperliche Gesundheit verringert den Stresslevel ebenso wie ein funktionierendes privates Netzwerk.
Teams unter 5 Personen stressen
Erhöht wird die Burnout-Gefahr dagegen durch Dinge, die jeder aus dem eigenen Arbeitsalltag kennt. Wer häufig Konflikte hat, ist gestresst, und wer die Entscheidungen seiner Vorgesetzten nicht respektiert, erst recht. Groß ist die Burnout-Gefahr in Teams mit weniger als fünf Personen, vermutlich weil hier der Druck auf den einzelnen viel höher ist als in Gruppen mit 20 und mehr Menschen.
Und, wenig überraschend: Teilzeitkräfte sind weniger gefährdet an Burnout zu erkranken als Vollzeitkräfte; ab 54 Wochenarbeitsstunden steigt das Risiko massiv. Viele der besonders Belasteten gaben im Fragebogen an, wegen des Jobs kämen "viele Dinge zu kurz."
Bemerkenswert ist, dass deutsche ITler offenbar weit gestresster sind als österreichische; die Gefährdungswerte liegen hierzulande um zehn Prozent über denen der Kollegen im Süden. Der Autor schreibt dazu ebenso offenherzig wie vorurteilsfrei: Vielleicht liegt es daran, dass Prozesse in Deutschland noch genauer reguliert sind als in Österreich, ein Maximum an Effizienz zu erreichen, Deutschland ist ein Macht in der Weltwirtschaft. Möglicherweise steht auch die sogenannte deutsche Gründlichkeit mehr im Vordergrund als in Österreich.
Wertschätzung hilft
Wirksame Mittel gegen das Ausbrennen sind nicht nur Coaching und Supervision. Zur Vorbeugung empfehlen die Macher der Studie außerdem, Konflikte offen anzusprechen und auszutragen sowie Entscheidungen, die der einzelne nicht beeinflussen kann, anzunehmen und zu respektieren.
Auch das Umfeld des Überforderten kann helfen, und zwar mit einem alten, sehr einfachen Mittel: Mehr Wertschätzung des Einzelnen durch Kollegen und Vorgesetzte. Solch menschliche Wärme, so die Studie, verringert "das Burnout-Risiko erheblich."