Die Arbeit von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und US-Präsident Barack Obama inspiriert deutsche Chefs. In einer Umfrage der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft unter 547 Managerinnen und Managern wurden die beiden Politiker am häufigsten als Vorbilder genannt. Schmidt sehen 38 Manager als Vorbild, Obama 31. Für die Antwort auf die Frage waren keine Namen vorgegeben. Die Umfrage fand statt, bevor bekannt wurde, dass Barack Obama den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält.
Neben der Frage nach Vorbildern zielte die Umfrage generell auf das Selbstverständnis von Managern. Männliche Chefs sehen ihre Arbeit demnach häufiger als Berufung als Managerinnen. Während mehr als die Hälfte der befragten Männer sich zur Führung berufen sehen, sind es nur 43 Prozent der Frauen. Bei den Managerinnen ist der Anteil derer größer, die den Chefposten als Arbeit wie jede andere sehen oder angaben, sie seien in diese Funktion gelangt, ohne es zu planen.
Mit der Rolle eines Steuermanns identifizieren sich die Führungskräfte am ehesten. Ihnen wurde eine Liste von neun Rollen vorgelegt, die sie nach ihrer Bedeutung für Führungskräfte beurteilen sollten. Auch die Rolle des Strategen, der für langfristigen Kurs und nachhaltigen Erfolg des Unternehmens verantwortlich ist, gilt unter ihnen als besonders wichtig. Wissens-Manager und Wächter des Unternehmens sind unter den neun Rollen die, die die Befragten für am wenigsten wichtig halten.
Abgefragt wurde auch das Selbstverständnis als Unternehmer, Mobilisierer, Talentförderer, Anfeuerer und Change Manager. Während Männer sich in der Rolle des Steuermanns selbst die besten Noten geben, glauben die Frauen, dass sie als Mobilisierer am besten abschneiden. Alle Befragten sagten, sie hätten gern für die Rolle als Stratege mehr Zeit.
Zeitmangel ist offenbar eines der größten Probleme von Führungskräften. Sechs von zehn sagten, dies sei der Grund, warum sie ihre Rolle nicht optimal ausfüllen könnten. Mehr als jeder Dritte hält seine Arbeitsbelastung für zu hoch. Nur 15 Prozent sagten, sie füllten ihre Chef-Rolle bestmöglich aus.
Chefs wollen vor allem authentisch sein
Gespräche mit Mitarbeitern nehmen im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten den größten Raum im Alltag der Manager ein. Sie gaben an, damit ein Fünftel ihrer Zeit zu verbringen. Den meisten bereitet es nach eigener Aussage auch den größten Spaß, Menschen anzuleiten und zu fördern. Ihren Status als Chef zu genießen, sei ihnen dagegen gar nicht so wichtig, behaupten die Befragten.
Einen guten Chef mache es vor allem aus, authentisch zu sein, meinen die Manager. Als besonders wichtig bezeichnen sie zudem Begeisterungsfähigkeit, Einführungsvermögen und Belastbarkeit.
Führungsqualitäten bei der Arbeit gelernt
Wie man ein guter Vorgesetzter wird, lässt sich laut Aussage der befragten Führungskräfte am besten im Betrieb lernen. Zwei Drittel sagten, sie hätten das Rüstzeug dafür in ihrer vorherigen Position erhalten. Jeder Zweite hält auch Schulungen für geeignet, um sich auf eine Führungsrolle vorzubereiten. Erfahrung von außerhalb des Berufslebens, ist der Umfrage zufolge etwas weniger wichtig. 49,7 Prozent nannten sie als Schule für die Arbeit in leitender Stellung.
Veröffentlicht wurde die Umfrage unter dem Titel "Führungsrollen - Beruf und Berufung deutscher Manager". 547 Managerinnen und Manager aus unterschiedlich großen Firmen verschiedener Branchen haben sich an der schriftlichen Umfrage beteiligt.