Open Innovation ist ein integrativer Innovationsmanagementansatz, der unternehmensinternes Wissen mit Ideen und Erfahrungen externer Quellen kombiniert. Kunden, Forschungseinrichtungen, Zulieferer und interessierte Privatpersonen werden dabei in den Prozess einbezogen.
Unternehmen sollten dabei beachten, inwiefern Anregungen von außen in den eigenen Innovationsprozess integriert werden können, da Open Innovation nicht als Ersatz, sondern eher als Ergänzung zu internen Wissensquellen zu sehen ist.
Hauptidee hierbei ist, das bereits vorhandene Wissen weiterzuentwickeln. Die Abbildung verdeutlicht das Konzept von Open Innovation grafisch.
Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass durch die aktive Einbindung von externen Entwicklern in die Generierung, Bewertung und Umsetzung von Ideen das Innovationspotenzial gesteigert werden kann. Ein weiterer Aspekt, in dem soziale Medien eine wichtige Rolle spielen, ist die Markteinführung des vollendeten Produkts. Aus unseren Erfahrungen profitieren Unternehmen insbesondere von virtuellen Testmärkten, in denen die Resonanz auf neue Produkte geprüft wird. Diese Nähe zum Kunden kann für Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
4 Herausforderungen des Open-Innovation-Prozesses
Der Open-Innovation-Prozess muss jedoch vom Unternehmen aktiv gesteuert werden. Basierend auf Gesprächen mit unseren Mandanten wurden die folgenden vier Herausforderungen identifiziert:
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Erste Herausforderung: In erster Linie muss unter potenziellen Entwicklern die Motivation zur Teilnahme an Open-Innovation-Plattformen erzeugt werden. Dies kann durch ein geeignetes Anreizsystem realisiert werden, indem die externen Teilnehmer für Kosten, zeitlichen Aufwand und die Weitergabe von Intellectual Property entschädigt werden. Praxisbeispiele sind Wettbewerbe, die mit einem Preisgeld dotiert sind, oder die Möglichkeit, gemeinsam an der Marktreife des Produkts zu arbeiten.
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Zweite Herausforderung: Im zweiten Schritt muss das Unternehmen eine Risikoklassifizierung durchführen, damit kritische Entwicklungsbereiche weiter geschützt bleiben. Jedes Open-Innovation-Projekt erfordert Einblicke in unternehmensinterne Prozesse und führt dadurch zu einer Offenlegung von Wissen und Wissenslücken.
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Dritte Herausforderung: Darüber hinaus ist die externe Ideengenerierung wertlos, solange die Ergebnisse nicht intern erfolgreich weiterentwickelt und marktreif gemacht werden. Dies erfordert vom Unternehmen, die Open-Innovation-Plattformen strategisch zu nutzen und mit der internen Forschungs- und Entwicklungsarbeit abzustimmen.
Besonders herausfordernd für unsere Mandanten ist es, den Detailgrad der Forschungsanfrage sinnvoll zu wählen. Eine zu starke Fokussierung schränkt die Kreativität ein. Ein zu großer Freiraum erhöht dagegen den Anteil an unbrauchbaren Vorschlägen.
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Vierte Herausforderung: Ein vierter Aspekt bezieht sich primär auf die Einhaltung von Compliance-Richtlinien. Hier handelt es sich um die Klärung von rechtlichen oder regulatorischen Fragestellungen, die sich vor allem auf das Urheberrecht, Patentrecht und Markenrecht beziehen.
Die Klärung des Urheberrechts ist die zentrale rechtliche Frage am Anfang des Open-Innovation-Prozesses. Für eine Idee erhalten die Beteiligten im Gegenzug entweder einen festgelegten Geldbetrag oder geben sich mit einer Danksagung zufrieden. In strittigen Fällen sollte das Unternehmen jedoch zur Sicherheit die Überlassung der Ideenrechte mit den Innovatoren schon im Voraus klären.
2 Praxisbeispiele von Open Innovation
Erstes Beispiel: Um seine Innovationsführerschaft zu behaupten, hat ein europäischer Konzern der Automobilbranche eine Entwicklungsplattform entworfen, auf der kleine und mittelständische Unternehmen innovative Ideen, Technologien und Forschungsergebnisse zum Thema mobile Zukunft teilen können.
Diese werden dann vom Unternehmen diskutiert und bewertet. Somit greift der Konzern auf die Kreativität von externen Entwicklern zurück, um die eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu bereichern. Oftmals entstanden so bereits Joint Ventures oder gemeinsame Forschungsvorhaben.
Zweites Beispiel: Ein deutscher Einzelhandelskonzern ist aufgrund des gestiegenen Wettbewerbsdrucks gezwungen, seinen Kunden in kurzen Intervallen neue Sortimente anzubieten. Deshalb ruft der Konzern auf einer Online-Plattform zu konkreten Produktverbesserungen oder an sich innovativen Ideen auf.
Nutzer können somit Angebote und Lösungen einreichen und mit Hilfe des Diskussionsforums gleichzeitig eine Bewertung und Kommentierung durchführen. Der Konzern profitiert also nicht nur von der externen Innovationsleistung, sondern erlangt auch gleich eine erste Einschätzung des Verkaufspotenzials.
Fazit: Anreize schaffen und Risiken minimieren
Open Innovation hat ein großes Potenzial für Unternehmen, Innovationen erfolgreicher und mit geringeren Kosten zu erzielen. Dabei dienen soziale Medien als geeignete Plattformen, um möglichst viele Innovatoren zusammenzuführen und deren Ideen strukturiert zu sammeln und zu bewerten.
Aus unserer Sicht ist es jedoch entscheidend, dass Anreizsysteme für die Innovatoren zur Teilnahme geschaffen werden und etwaige Risiken in Bezug auf Informationsoffenlegung und rechtliche Fragestellungen minimiert werden.
Sebastian Paas ist Partner bei KPMG im Bereich Performance & Technology.