In Berlin stehen zehn Innovation Center, damit zählt die deutsche Hauptstadt zu den Standorten mit den meisten Innovationszentren. Doch Investitionen in solche Zentren machen ein Unternehmen insgesamt nicht innovativer, stellen die Analysten von Capgemini fest. Ihre Studie "The disciplin of innovation" nennt vor allem interne Hindernisse.
Die Analyse basiert auf Daten von rund 1.700 Mitarbeitern aus 340 Unternehmen weltweit. Fast neun von zehn Befragten (87 Prozent) geben an, dass ihr Unternehmen ein solches Zentrum betreibt. Die Zahl dieser Zentren lag im Mitte Juli 2015 noch bei 301, Ende 2017 waren es 580. Gleichzeitig erklärt jede zweite Führungskraft, die eigene Firma könne nicht mit den Veränderungen des Marktes Schritt halten. Lediglich eine Minderheit von 17 Prozent sagt, im Hause herrsche eine unternehmensweite Innovationskultur.
Probleme bei Kultur, Prozessen und Kooperationen
Capgemini identifiziert drei Hemmschuhe:
1. Interne Kultur
Die Analysten stellen fest, dass viele Unternehmen keine Kultur haben, "in der sie experimentieren, Ideen ausprobieren und zum Einsatz bringen können". Innovationen würden "erstickt". Führungskräfte förderten Einfallsreichtum zu wenig.
Wer es besser machen will, darf das Generieren von Innovation nicht in die Zentren abschieben, sondern muss Einfallsreichtum auf allen Ebenen und in allen Geschäftsbereichen und Fachabteilungen fördern. Capgemini rät, finanzielle wie nichtfinanzielle Anreize zu setzen.
2. Interne Prozesse
Den Unternehmen fehlen "robuste interne Prozesse" von der Idee bis zur Kommerzialisierung. Capgemini hat ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit flexibler Prozesse in innovationsfähigen Firmen um ein Viertel höher liegt als im Durchschnitt.
3. Kooperationen nach außen
Innovationsfähige Unternehmen kooperieren um dreizehn Prozent häufiger mit Externen als der Durchschnitt. Diese Kooperationen beziehen sich auf Startups, Hochschulen und Industriepartner.
Ein Blick auf die Regionen zeigt, wie sich die Kräfte verschieben. Das Silicon Valley liegt mit 75 Innovationszentren unangefochten vorn, doch Singapur entwickelt sich dynamischer. Der Standort kommt jetzt auf 27 solcher Zentren - fast die Hälfte davon (13 Stück) haben zwischen November 2016 und Oktober 2017 aufgemacht. Die Top Fünf werden durch London (22), Bangalore (17) und Paris (16) komplett.
Schaeffler eröffnet Hub in Singapur
Insgesamt beobachtet Capgemini eine Stärkung Asiens. Beispielsweise hat der deutsche Maschinenbauer und Automobil-Zulieferer Schaeffler 2017 einen Hub in Singapur eröffnet. Innerhalb der USA entstehen neue Zentren an den Standorten Atlanta, Boston und New York. Das Silicon Valley verliert an Gewicht.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Schwerpunktmäßig beschäftigen sich die Innovationszentren mit Künstlicher Intelligenz/Artificial Intelligence (44 Prozent). Dieses Thema hat im vergangenen Jahr am Stärksten zugelegt. Es folgen Big Data/Analytics (39 Prozent), Software-Entwicklung (37 Prozent), Internet of Things/Smart Cities (36 Prozent) sowie Cloud (28 Prozent).
Die Branchen, die am meisten in Innovationszentren investieren, sind Elektronik/IT (26 Prozent), Automotive (21 Prozent) und Finanzdienstleister (20 Prozent). Es folgen Hersteller (13 Prozent) und Telekommunikation (10 Prozent).
Olivier Hervé, Principal bei Capgemini Consulting, kommentiert die Ergebnisse so: "Organisationen müssen akzeptieren, dass sie nicht einfach Innovationszentren eröffnen und von heute auf morgen einen Wandel in ihrem kreativen Schaffen erwarten können." Innovationsabteilungen könnten aber eine "große Rolle spielen", wenn sie mit den unterschiedlichen Teams zusammenarbeiten, Ideen entwickeln und ein Eco-System aus Partnern und Zulieferern aufbauen.