12 Fragen zur Orientierung

Ist Ihre digitale Transformation gut unterwegs?

05.12.2024 von Mary K. Pratt
Die digitale Transformation ist eine never-ending Story. Mit unseren Fragen können Sie besser beurteilen, ob Ihre digitale Reise auf dem richtigen Weg ist.
Gestartete Transformationsprojekte richtig zu steuern ist nicht einfach. Diese 12 Fragen helfen CIOs dabei, Kurs zu halten.
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Auch wenn der mediale Hype etwas zurückgefahren wurde: Für viele IT-Führungskräfte hat die digitale Transformation auch nach rund einem Jahrzehnt höchste Priorität. Das liegt auch daran, dass die Transformation für den Geschäftserfolg immer wichtiger wird.

Die Ergebnisse der Foundry-Umfrage "State of the CIO 2024" unterstreichen dies: 88 Prozent der befragten CIOs gaben an, dass ihre Rolle immer stärker auf Digitalisierung und Innovation ausgerichtet ist.

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Dennoch tun sich viele Unternehmen immer noch schwer damit, die Transformation richtig zu steuern. Einige sehen den Wandel als ein Projekt mit einem Start- und Enddatum, andere betrachten ihn als eine Technologie-Initiative und nicht als eine organisatorische Veränderung. Wir haben langjährige IT-Führungskräfte gebeten, die wichtigsten Fragen von CIOs zur digitalen Transformation zu beantworten.

1. Geht es um Optimierung oder um Wachstum und Disruption?

Die Workloads in die Cloud zu verlagern, Cloud-native-Entwicklung einzuführen, agilen Prinzipien zu übernehmen und zu automatisieren sind nicht von Natur aus transformativ. Das gilt vor allem dann nicht, wenn sie nur dazu dienen, bestehende Produkte, Services und Prozesse zu optimieren, meint Anant Adya, Head of Americas Delivery bei Infosys.

"Digitale Transformation ist, wenn man dem Unternehmen hilft, zu wachsen und den Markt umzuwälzen", so der Manager. Daher müssten sich CIOs darüber im Klaren sein, welche Geschäftsergebnisse ihre Initiativen liefern werden, und die Ergebnisse in Top- und/oder Bottom-Line-Zahlen ausdrücken.

2. Nutze ich Daten, um meine Transformationsstrategie voranzutreiben?

Anders formuliert: "Habe ich einen datengesteuerten Prozess, um Programme zur digitalen Transformation zu identifizieren und zu priorisieren?" fragt Adya. Hier würden viele Führungskräfte mit "Nein" antworten.

"Jedoch sind Daten unerlässlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen und den Erfolg von Transformationsmaßnahmen zu messen", urteilt der Infosys-Mann Unternehmen sollten Datenanalysen nutzen, um Trends zu erkennen, Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Transformationsinitiativen auf der Grundlage datengestützter Erkenntnisse zu optimieren.

3. Sind meine Daten in der Lage, den Wandel voranzutreiben?

Der "Annual B2B Data Report" von 2024 der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet ergab, dass 81 Prozent der Befragten die Hauptaufgabe von Daten darin sehen, zum Wachstum des Unternehmens beizutragen. Doch nur 57 Prozent glaubten, dass ihre Daten ihnen helfen können, dieses Ziel auch zu erreichen.

Laut Atif Zaim, Manager beim Beratungsunternehmen KPMG US, sollten sich CIOs fragen, ob der Zustand der Unternehmensdaten und der Dateninfrastruktur bereit ist, die Transformation zu unterstützen. Wenn dies nicht der Fall ist, müssten sie dies ändern - sonst verpassten sie viele Chancen, die sich durch neue Technologien wie generative KI ergeben.

4. Ist meine Strategie auf Aufgaben oder Technologien ausgerichtet?

"Jede erfolgreiche digitale Transformation, die ich gesehen habe, ist um ein zu lösendes strategisches Problem oder eine Wachstumschance herum organisiert", berichtet David Rogers von der Columbia Business School und Buchautor. Erfolgreiche Unternehmen würden hätten feste Teams, die sich mit bestimmten Bereichen wie der Auftragsabwicklung befassen.

Das Team könne gezielt daran arbeiten, die Probleme in seinem Bereich zu lösen, sagt Rogers, "egal ob es um neue Prozesse, Mitarbeiter, Schulungen oder andere Dinge geht, die die Situation verbessern". Dadurch strebe das Team nach einem geschäftlichen Ziel und nicht nur nach IT-Funktionen, die es bereitstellen muss.

5. Welche Lücken werden durch eine Transformationsinitiative geschlossen?

Brandon Germer, Senior Director und Analyst bei Gartner, rät CIOs, vorab die Frage zu beantworten, welche Lücken in den Unternehmensfähigkeiten durch eine bestimmte Transformationsinitiative geschlossen werden sollen. "Dies hilft, die Faszination für eine Technologie um der Technologie willen zu vermeiden oder Dinge zu verfolgen, die zwar einen Mehrwert schaffen, aber vielleicht nicht den größten Nutzen für die Investition bieten", rät der Marktforscher.

6. Wer leitet die Transformation mit mir?

Krishna Prasad, Chief Strategy Officer und CIO bei UST, einem Unternehmen für digitale Transformationslösungen, sagt, dass CIOs Alleingänge vermeiden sollten. "Initiativen stoßen oft an Grenzen, wenn die anderen Führungskräfte nicht mitziehen."

Die Forschung bestätige dies, ergänzt Germer von Gartner. Das Research-Unternehmen hat drei Arten von Transformationsaktivitäten identifiziert, die unterschiedlich erfolgreich sind.

7. Beziehe ich Menschen mit Kundenkontakt in die Planung ein?

Laut Rogers sollte die Antwort "ja" lauten, denn: "Sie brauchen Leute aus der ersten Reihe, die jeden Tag mit Kunden sprechen." Zwar sei die Unterstützung des Top-Managements für die Transformation entscheidend, aber erst die Perspektive der Mitarbeiter an der Außengrenze könne zeigen, wo Veränderungen notwendig sind und das Geschäft wirklich beeinflusst wird.

Der Autor führt aus: "Sie müssen Ihre Transformation so organisieren, dass Ideen für neue digitale Initiativen aus Geschäftsbereichen, kundenorientierten Teams und Funktionen wie der Personalabteilung entstehen können und unterstützt werden."

8. Nutze ich die richtigen Business-Metriken für den Fortschritt?

CIOs sollten die am besten geeigneten Metriken einsetzen, um den digitalen Fortschritt zu messen, fordert Venu Lambu, CEO von Randstad Digital: "Es ist entscheidend, dass die Technologie-KPIs mit den Geschäftsergebnissen verknüpft werden."

Strebt das Unternehmen eine schnellere Markteinführung oder eine bessere Kundenbindung an, müssten CIOs unbedingt diese Ziele messen, um den Erfolg zu ermitteln.

9. Habe ich ein Budget und/oder einen Zeitplan für die Umsetzung?

Die Antwort "Ja" deutet auf Probleme hin. Rogers hat in seinem jüngsten Buch ein Profil etablierter Unternehmen erstellt, die Vorreiter der digitalen Transformation sind. Der Autor hat dabei Elemente identifiziert, die sie gemeinsam haben.

"Sie haben eine klare Vorstellung davon, wohin sie gehen und warum gerade sie diesen Weg einschlagen sollten, sie haben die Disziplin, die wichtigsten Probleme herauszufiltern, und sie sind gut darin, Projekte iterativ zu validieren", sagt er. Zudem werde die Transformation nicht als ein Projekt mit eigenem Budget oder gar als ein vom CIO geleitetes IT-Programm behandelt.

10. Läuft die Transformation unternehmensweit?

CIOs sollten ebenfalls prüfen, ob die Transformation im gesamten Unternehmen stattfindet oder nur in einzelnen Bereichen. "Allzu oft stehen funktionale Silos einer erfolgreichen, unternehmensweiten Transformation im Weg", berichtet KPMG-Manager Zaim.

"Wir beobachten häufig, dass Unternehmen in einigen Funktionen in die digitale Transformation investieren, sich aber woanders zurückhalten," führt der Berater aus. Das könne zu einem Kompetenz- und Erfahrungsgefälle führen, das für Kunden, Stakeholder und auch intern offensichtlich ist.

11. Sind alle meine Talente bereit?

Rogers zufolge brauchen transformative CIOs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerne mit anderen zusammenarbeiten. Das Team sollte Entscheidungen auf der Grundlage von Daten treffen und mit unklaren Situationen umgehen können.

"Das sind keine technischen Fähigkeiten. Wenn man sich also nur darauf konzentriert, die richtigen technischen Skills zu erwerben, ist man in seinen Möglichkeiten, etwas zu bewirken, eingeschränkt", führt er aus.

12. Wie viel Zeit und Geld habe ich, um erfolgreich zu sein?

Laserfiche-CIO Thomas Phelps formuliert es so: "Wie viel Spielraum habe ich für diese Initiative und wie hoch ist der Wettbewerbsdruck?" Müsse das Ziel in sechs Monaten statt in zwei Jahren erreicht werden, wirke sich dies auf die Budgets und Ressourcen aus - und darauf, ob sich das Unternehmen auch kulturell schnell genug verändern kann, um das Ziel zu erreichen.

Das Schlimmste, was man bei einer Umgestaltung tun kann, sei es, den Umfang der benötigten Ressourcen zu unterschätzen: Phelps: "Es ist wichtig, die Gründe, den Kontext des Zeitrahmens und die Ziele der Initiative zu verstehen und einen Vorschlag zu machen, der für das Unternehmen realistisch ist. Dann können Sie als CIO dem Executive Sponsor und den Stakeholdern Optionen anbieten." Dazu zähle auch, Meilensteine festzulegen, anhand derer der Fortschritt und der Erfolg auf dem längeren Weg der Transformation gemessen werden können. (jd)