IKT gewinnt jedoch nicht allein für Innovationen an Bedeutung, sondern sorgt zugleich für höhere Markttransparenz. Dies verstärkt den Druck auf Unternehmen, die sich nun weltweit mit anderen messen lassen müssen. Die Folge: Erheblich wachsende Anforderungen an die IT und den CIO. IT-Excellence wird zu einer Grundvoraussetzung für erfolgreiche Innovationen.
Unternehmen, die neue Produkte nur durch klassische Forschung und Entwicklung schaffen, unterscheiden sich kaum von ihren Wettbewerbern. Zumindest innerhalb einer Branche ähneln sich Neuerungen stark. Doch damit geben sich viele Kunden nicht mehr zufrieden. Vor allem aufgrund leistungsfähiger Datennetze können sich Kunden mit geringem Aufwand einen Marktüberblick verschaffen, und infolgedessen verlangen sie von Unternehmen genau die Produkte, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Infolgedessen steigt der Innovationsdruck auf Unternehmen.
Kooperationen fördern Business Innovationen
Die moderne IKT erhöht aber nicht nur den Erwartungsdruck und verschärft den Wettbewerb, sondern Unternehmen können aufgrund leistungsfähigerer Datennetze zugleich auch besser und intensiver zusammenarbeiten. In der Vergangenheit führte eine höhere Rechenleistung im Wesentlichen zu produktiveren Prozessen. Heute dienen Unternehmen die größeren Bandbreiten dazu, um Informationen schneller auszutauschen sowie Innovationen zügiger und günstiger umzusetzen. Davon ist Professor Robert D. Austin von der Harvard Business School, der sich regelmäßig bei Kolloquien mit Experten und Vordenkern der IKT-Branche austauscht, überzeugt.
Partnerschaftliche Wertschöpfung bei Innovationsentwicklungen wird also immer wichtiger werden. Das findet in der Wirtschaft auch bereits ersten Niederschlag. Zum Beispiel beziehen Konsumgüterunternehmen Wünsche ihrer Kunden bei neuen Angeboten, beispielsweise bei Maßanfertigungen, gezielt mit ein. So können Adidas-Kunden über "mi adidas" individuell gefertigte Schuhe über Internet beziehen. Unternehmen wie Procter & Gamble oder Peugeot wiederum veranstalten via Internet Design- und Ideenwettbewerbe, um einerseits ihre internen Forschungs- und Entwicklungskosten zu senken und andererseits neue Ideen aus externen Quellen zu gewinnen.
IT-Anforderungen steigen
Die intelligente Einbindung von externen Kooperationspartnern in die Wertschöpfungskette beziehungsweise Geschäftsprozesse stellt Unternehmen aber zugleich auch vor große Herausforderungen. Insbesondere die Anforderungen an die IT steigen erheblich. IT- Mitarbeiter müssen daher frühzeitig bedarfsgerechte und verlässliche technische Lösungen erarbeiten.
Aufgrund neuer Anforderungen an die IT verändert sich zwangsläufig auch die Rolle des CIO: Er betreut nicht mehr nur die IT-Infrastruktur, sondern er schafft künftig die Basis für neue Geschäftsideen. Er bringt damit unternehmerische Anforderungen einzelner Abteilungen mit technischen Voraussetzungen der IT zusammen. Der CIO wird also nicht mehr nur daran gemessen, ob er Projekte termin- und budgetgerecht abschließt, sondern auch daran, wie erfolgreich er Innovationsprojekte umsetzt. Gleichzeitig bedeutet die Einbindung in die Innovationsentwicklung für den CIO, dass er künftig mit Externen zusammenarbeitet, um mit ihnen die Wertschöpfung zu steigern.
Ein Beispiel: BMW verfügt über einen IT-Innovationsprozess, in dem neue Konzepte überprüft und bewertet werden. In der Prüfungsphase wird vor allem untersucht, ob die Innovation umsetzbar ist und welchen Wertbeitrag sie liefert. Ein Innovationsrat arbeitet dabei eng mit Innovations-Verantwortlichen verschiedener Fachbereiche zusammen. Er stellt sicher, dass Anforderungen an die IT mit in den Prozess einbezogen werden.
IT-Excellence in allen Bereichen notwendig
Alles in allem erfordert diese Entwicklung ein hohes Maß an IT-Excellence seitens des CIOs, die sich auf folgende Bereiche erstreckt:
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IT-Strategie: Es gilt, die IT-Strategie durchgängig auf neue Geschäftsanforderungen auszurichten. Sie muss zeigen, wie Innovationsvorhaben durch IT-Lösungen vorangetrieben werden können. Hierzu hat der CIO Technologie-Trends aufzuspüren, zu bewerten und zusammen mit den Fachbereichen umzusetzen.
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IT-Organisation: Die integrative Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen (Business-Einheiten) muss eindeutig geregelt werden. Es gilt, klare Schnittstellen zu definieren und feste Verantwortlichkeiten auch in Fachbereichs- und IT-Organisation vorzunehmen. IT-Spezialisten müssen in entscheidenden Gremien vertreten sein.
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IT-Prozesse: Geschäftsprozesse sollten modular gestaltet sein, um Schnittstellen leichter anzupassen und neue Partner entlang der Wertschöpfungskette einfacher zu integrieren. Um Anforderungen aus den Fachbereichen strukturiert, mühelos und effizient im Regelbetrieb umzusetzen, sollte sich an ein IT-Referenzmodell angelehnt werden. Durch festgelegte Budgets und Controlling-Prozesse muss die IT Mittel für Innovationen bereitstellen und deren Erfolg kontrollieren.
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IT-Anwendungen und Systeme: Damit die IT Innovationsprojekte optimal unterstützen kann, sind stabile und flexible Anwendungen und Systeme notwendig. Es gilt, sie daher noch stärker aufeinander abzustimmen. Durch webbasierte Tools und Echtzeit-Kommunikation können externe Partner direkt eingebunden werden.
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IT-Projektmanagement: Die IT braucht bei der Implementierung von Innovationsprojekten eine strikte Projektsteuerung. Dabei gilt es, vor allem Zeit-, Qualitäts- und Kostenvorgaben zu beachten und einzuhalten. Dazu sollten geeignete, unterstützende Tools eingesetzt werden.
Innovationen sowie enge Zusammenarbeit auf allen Stufen der Wertschöpfungskette sind für den Unternehmenserfolg gleichermaßen wichtig. Dabei nimmt der CIO eine entscheidende Position ein. Nur wenn er technologische Trends rechtzeitig erkennt und Voraussetzungen schafft, um sie im eigenen Unternehmen zu nutzen, können komplexe Innovationsvorhaben gelingen.
Julia Hörauf ist Senior Consultant und Matthias Klinger Projektmanager im Competence Center InfoCom bei Roland Berger Strategy Consultants.