Onlinehändler Blume 2000

IT-Geschwindigkeit geht vor Effizienz

19.02.2021 von Jens Dose
Die IT des Onlinehändlers Blume 2000 soll neue Features künftig schneller ausliefern. Dazu organisierte CIO Benedikt Stemmildt die traditionellen technischen Abteilungen in fachbezogene Teams um und spaltete die IT-Landschaft seines Bereichs auf.
Benedikt Stemmildt, CIO von Blume 2000: "Mit unserem stark kennzahlengetriebenen Prozess verschwenden die Teams keine Ressourcen mit Entwicklungen, die dem Unternehmen am Ende nichts bringen."
Foto: Blume 2000

"Die schlimmsten IT-Architekturen entstehen, wenn die Technik an erster Stelle kommt. Daher stellen wir uns die Technikfrage erst ganz am Schluss," erklärt Benedikt Stemmildt, CIO bei Blume 2000, zu seiner IT-Strategie. Als er im April 2020 bei dem Onlinehändler einstieg, fand er in seinem Bereich eine klassische IT-Organisation vor. Stemmildt ist für den kundenorientierten Bereich der IT zuständig. Die unternehmens- und prozessorientierte IT untersteht einem Kollegen.

Das Frontend-Team der kundenorientierten IT war für das Shop-System zuständig, das Backend-Team kümmerte sich um Bestellprozesse, Finanzbuchhaltung und Logistik. "Diese Trennung war, wie in vielen anderen Unternehmen auch, aus einem Effizienzgedanken heraus entstanden," so der Manager. Die einzelnen Teile der IT seien so aufgebaut worden, dass eine Aufgabe immer nur an einer Stelle durchgeführt wird. So habe man beispielsweise nicht 25 Datenbanken, die verwaltet werden müssen, sondern nur eine.

"Dieses Mindset kommt aus einer Zeit, in der man immer genau wusste, was man bauen will und was man dafür machen muss," berichtet Stemmildt. Heute jedoch würden Produkte "lean" entwickelt und Features anhand von Kennzahlen sowie Kunden-Feedback ständig angepasst. Was die IT baue, sei nicht immer sofort das, was der Kunde wolle.

Zwar lief der Shop des Pflanzenhändlers erfolgreich und das traditionelle IT-Modell funktionierte, allerdings war es starr, und Veränderungen brauchten lange. "Meine Aufgabe war es daher, die Architektur fachlich, organisatorisch und technisch so umzubauen, dass wir in der Lage sind, Experimente zu machen und schnell auf den Markt zu reagieren," sagt der CIO. Dazu war es nötig, die Organisation in unabhängige Einheiten aufzuteilen.

Erkunden, entscheiden, erfüllen

Aus Effizienzgründen definierte man bis dato erst die Technik, dann die Organisation und als letztes die fachliche Feature-Verteilung. Stemmildt: "Mit dem neuen Ansatz geht man umgekehrt erst einmal an die Funk­tionalität und überlegt sich, welche fachlichen Fähig­keiten man in seinem Produkt hat. Bei einem E-Commerce-Unternehmen ist das meistens die Customer Journey." Die gliedere sich vereinfacht gesagt in die Suche nach dem Produkt, die Detailansicht für mehr Informationen, die Entscheidung zum Kauf, den Bezahlprozess und den Erhalt des Produkts.

Die Top CIOs im Handel
Michael Müller-Wünsch
Der Berliner Michael Müller-Wünsch (aka: MüWü) ist seit August 2015 Bereichsvorstand Technology (CIO) der Otto-Einzelgesellschaft. In dieser Funktion verantwortet Müller-Wünsch die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Tech-Architektur des Onlinehändlers und treibt damit den Wandel des Geschäftsmodells in Richtung Plattform. 2017 wurde die Technologie-Organisation von Otto unter seiner Führung mit dem CIO Innovation Award ausgezeichnet. Während seiner beruflichen Laufbahn arbeitete der im Bereich KI promovierte Informatiker und Diplom-Kaufmann unter anderem für Lekkerland, Ceva Logistics, MyToys und Herlitz.
Markus Mosa
Seit Februar 2015 wird das Ressort IT/Logistik beim Lebensmittelkonzern Edeka direkt vom Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa geführt. Vorgänger Michael Wulst ging aus persönlichen Gründen in Rente. Das Vorstands-Team der Edeka AG besteht nun aus nur noch drei Vorständen.
Eduard Spitz
Die weltweite IT von Hugo Boss liegt seit März 2023 in den Händen von Eduard Spitz. Sein Vorgänger Jörg Walter ging in den Ruhestand.
Bastian King
Mit Bastian King beruft das Modeunternehmen Takko Fashion erstmals einen Chief Information Officer. Er soll den digitalen Wandel vorantreiben. Die Position des CIO hat der Modehändler aus dem nordrhein-westfälischen Telgte neu geschaffen. Zum 1. März 2023 holte das Management dazu Bastian King an Bord.
Christian Metzner
Seit Mitte April 2023 leitet Christian Metzner die IT der Drogeriemarktkette Rossmann. Seiner Vorgängerin Antje König stieg Anfang 2022 in den Vorstand auf. Metzner kommt von Volkswagen Financial Services.
Melanie Fichtner
Zum 1. Februar 2024 hat Melanie Fichtner den CIO-Posten bei der Baywa übernommen. Zuvor leitete sie die operative IT des Konzerns.
Ricardo Diaz
Seit August 2017 arbeitet Ricardo Diaz bei der Emil Frey AG in Zürich als CIO/CTO. Die Gruppe ist im Automobilhandel tätig. Der gelernte Diplom-Kaufmann Diaz war im April 2014 vom Energie Versorger EnBW als Vice President IT Strategy &Steering zur Unternehmensgruppe Media-Saturn gekommen. Im Juli 2014 wurde er CEO der Media-Saturn IT-Services und CIO bei Media-Saturn.
Matthias Wlaka
Seit 1. Januar 2024 ist Matthias Wlaka CIO und Mitglied der Geschäftsführung von Bonprix. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die IT-Aktivitäten des Modehändlers zentral zu bündeln.
Marc Rauscher
Seit 1. April 2023 ist der ehemalige IT-Chef von Douglas, Marc Rauscher, Geschäftsführer der Hagebau IT GmbH. Er verantwortet das operative Geschäft der IT-Tochter.
Roman Melcher
Roman Melcher verantwortet bei dm nicht nur die IT, sondern sitzt auch in der Geschäftsführung des Drogeriekonzerns.
Lars H. Heimann
Lars H. Heimann ist seit März 2019 CIO der BAHAG AG, die zentrale Einkaufsgesellschaft der BAUHAUS Regionalgesellschaften. Seit Anfang 2021 hat er zudem den Posten des Senior Vice President Corporate IT inne. Er kam bereits 1999 in das Unternehmen.
Roland Schütz
Roland Schütz, langjähriger CIO der Lufthansa, wechselt als Vorstand für IT und Digitalisierung zum Mannheimer Pharmahändler Phoenix. Schütz tritt die neu geschaffene Position des Chief Information Officer Anfang 2021 an.
Andreas Hubert
Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Katja Burkert
Seit 1. Juli 2021 ist Katja Burkert CIO bei Intersport. Sie folgte auf Lars-Eric Pusch, der zur Drogeriekette Müller wechselte.
Sinanudin Omerhodzic
Sinanudin Omerhodzic ist seit Oktober 2020 Geschäftsführer IT bei Aldi Nord. Er kommt von der Paul Hartmann AG.
Frank Schroeder
Frank Schroeder ist seit Mai 2016 Head of IT der Interseroh Dienstleistungs GmbH, einer Tochter des Berliner Recycling- und Umweltdienstleisters Alba. Er war zuvor Leiter IT-Management und Leiter Innovationsmanagement beim Bauunternehmen Hochtief AG in Essen.
Severin Canisius
Seit September ist Severin Canisius CIO und Mitglied der Geschäftsführung des Essener Schuhhändlers. Er folgt auf Olaf Schrage, der das Unternehmen Ende 2021 verlässt.
Katharina Knötel
Katharina Knötel hat im August 2021 den CIO-Posten bei Coca-Cola European Partners CCEP von Christian Rasche übernommen, der Mitte Juni zu The Coca-Cola Company gewechselt ist. Sie berichtet sowohl an Peter Brickley, CIO von CCEP, als auch die Geschäftsführung der deutschen Dependance. Knötel ist Teil der hiesigen Geschäftsführung und hat zudem einen Sitz im internationalen BPT-Führungsteam. Sie leitet den Bereich Business, Process and Technology (BPT) in Deutschland und ist unter anderem verantwortlich für Vertriebs- und Lieferkettenlösungen.
Jörg Kohlenz
Am 1. Juli 2022 hat der ehemalige Leoni-CIO Jörg Kohlenz die Position des Group CIO beim Thermomix-Anbieter Vorwerk übernommen.
Lars-Eric Pusch
Seit April leitet Lars-Eric Pusch die IT der Drogeriemarktkette Müller. Er soll sie zu einem datengetriebenen Unternehmen machen.
Michael Rybak
Michael Rybak hat bei der Drogeriekette Rossmann Anfang 2015 als Geschäftsführer den neu geschaffenen Geschäftsbereich Logistik und IT übernommen. Er verantwortete bereits seit Mitte 2014 zusätzlich zur Logistik den Fachbereich IT. Rybak wechselte 2009 in die Logistik des Drogeriekonzerns, wurde Logistikleiter sowie Geschäftsführer der Logistik-Gesellschaft und trat in die Geschäftsleitung ein.
Mark Michaelis
Seit dem 7. Juni 2021 ist Mark Michaelis Geschäftsführer der Markant Services International GmbH sowie ihres polnischen Pendants. Das Unternehmen verantwortet die IT, Produktentwicklung und den Betrieb der Dienstleistungen und Services der Markant-Gruppe.
Michael Kaib
Michael Kaib wurde im Juli 2015 neuer CIO in der Zentrale des Modekonzerns Esprit in Ratingen. Er berichtet an den Chief Operations & Systems Officer, Leif Erichson. Kaib kam im Mai 2010 zu Esprit. Er war dort zuletzt Vice President - Head of IT Governance & Enterprise Architecture. Kaib studierte Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und in den USA und promovierte anschließend am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Marburg. Seine berufliche Karriere begann er 1998 als Berater bei Booz & Company in Frankfurt am Main in der globalen IT Practice.
Andreas Schobert
Bei der Hornbach-Baumarkt-AG ist Andreas Schobert (41) seit 2015 neuer IT-Vorstand. Das Ressort Technologie wurde neu geschaffen. Der Vorstand wurde dafür von sechs auf sieben Mitglieder erweitertet. Im neuen Ressort laufen ab sofort die Fäden für die konzernweite Informationstechnologie sowie das E-Business zusammen. Seit 2012 war Schobert als Leiter E-Business für den internationalen Aufbau und die Weiterentwicklung des Online-Geschäfts im Hornbach-Baumarkt-AG Konzern zuständig.
Nathan Mott
Nathan Mott ist seit Oktober 2014 CIO beim Stuttgarter Pharmagroßhändler McKesson Europe (zuvor: Celesio). Der IT-Chef kam aus den USA, vom Mehrheitsaktionär McKesson. Mott war zuletzt Präsident der McKesson Pharmacy Systems & Automation (MPS&A) und hatte danach zusätzlich das Celesio Coordination Planning Office geleitet.
Armin Bergbauer
Mit Armin Bergbauer hat der Technologie-Distributor Ingram Micro seit Frühjahr 2008 einen neuen IT-Chef. Seine Vorgängerin Barbara Neumann hatte sich in den Ruhestand verabschiedet. Als Leiter IT & Organization ist Bergbauer auch Mitglied der Geschäftsleitung und berichtet an Gerhard Schulz, den Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Walter Schulte-Vennbur
Bei Electronic Partner verantwortet Walter Schulte-Vennbur seit Februar 2013 die IT. Der Diplom-Informatiker war zuvor CIO be Also Actebis. Auch vor dem Zusammenschluss von Also und Actebis 2011 arbeitete er mehr als 15 Jahre in verschiedenen Positionen beim Vorgängerunternehmen Actebis.
Bernd Herrmann
Bernd Herrmann arbeitet seit 1990 bei Würth, einem Großhandel für Produkte der Befestigungs- und Montagetechnik. In der Würth-Gruppe ist er Geschäftsbereichsleiter für IT, E-Business und Logistik sowie Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und EDV der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Seit Mai 2015 ist er auch in der vierköpfigen Konzernführung der Würth Gruppe vertreten und dort für IT und E-Business verantwortlich.
Stephan Wohler
Seit 2011 ist Stephan Wohler im Vorstand der Edeka Minden-Hannover. Er verantwortet bei der größten Edeka-Regionalgesellschaft die Ressorts IT und Logistik. Wohler kommt von der Metro, wo er zuletzt als Vorsitzender der Metro Group Logistics (MGL) arbeitete.
Khaled Bagban
Zum 1. Juli 2024 ist Khaled Bagban als CIO bei der Metro AG eingestiegen. Gleichzeitig wurde er CEO der Digitalisierungstochter Metro.digital. Er folgt auf Timo Salzsieder.
Michael Homburg
Michael Homburg ist seit April 2016 Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation bei Edeka Nord. Sein Vorgänger Ernst Bochnig ist in den Ruhestand gegangen. Seit Mitte 2015 war Homburg bei Edeka Nord bereits stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT/Organisation.
Benjamin Beinroth
Neun Jahre war Benjamin Beinroth bei dem Lebensmitteleinzelhändler Tegut beschäftigt, davon vier Jahre als Chief Information Officer (CIO). Er wechselte zum Jahresbeginn 2016 in die CIO-Position bei Fressnapf. Beinroth berichtet als CIO direkt an Hans-Jörg Gidlewitz. Dieser ist verantwortlicher Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Personal und IT bei Fressnapf.
Jörg Heinen
Jörg Heinen heißt der IT-Leiter bei WMF (Württembergische Metallwarenfabrik AG) in Geislingen. Seit Februar 2016 ist er im Amt. Der Vice President Global IT (CIO), so sein offizieller Titel, war zuvor Corporate Director, Strategic Vendor Management, bei der Henkel AG in Düsseldorf. Dort war er zuvor auch CIO Western Europe und damit verantwortlich für die IT-Services in der umsatzstärksten Region.
Andreas Möller
Seit März 2018 ist Andreas Möller Geschäftsführer IT/ Managing Director IT beim Lebensmittelhändler Aldi Nord in Essen. Zuvor war er dort Bereichsgeschäftsführer IT, verantwortlich für IT-Projekte & -Methodik.
Frank Hoe
Frank Hoe ist seit September 2016 CIO DACH bei der L’Oréal Deutschland GmbH in Düsseldorf. Er blickt auf 15 Jahre Erfahrung als CIO und IT Direktor in internationalen Unternehmen wie McDonald’s, Dole Food Company, Aldi Stores UK/Ireland und beim TÜV Rheinland zurück. Hoes Vorgänger im Amt, Abder Dellys, ist in den Ruhestand gegangen.
Johannes Wechsler
Johannes Wechsler ist seit Juli 2018 neuer Geschäftsführer der MediaMarktSaturn IT Solutions in Ingolstadt. Wechsler berichtet an Atul Bhardwaj, CTO der MediaMarktSaturn Retail Group und CEO der MediaMarktSaturn IT Solutions. Wechsler wird die Geschäftsführung der MediaMarktSaturn IT Solutions um Bhardwaj, Orhan Olgun und Thomas Gawron ergänzen. Zuvor, seit Mai 2015, war Wechsler CIO der ProSiebenSat.1. Media SE.
Max Thelen
Weil Erwin Sattler in die Geschäftsführung aufstieg, übernahm Max Thelen im Herbst 2010 dessen Position als Bereichsleiter IT/ORG beim Pharmagroßhändler Sanacorp. Damit verantwortet er IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung des Unternehmens. Zugleich fungiert er als Schnittstelle zu den Fachbereichen.
Michael Baier
Neuer Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Infokom in Karlsruhe ist seit Juli 2018 Michael Baier. Infokom ist die IT-Tochter der Eurobaustoff, einer Kooperation für den mittelständischen Baustoffgroß und -einzelhandel. Zuletzt war Baier Vorstandsmitglied der Abas Unternehmensgruppe.
Jens Siebenhaar
Jens Siebenhaar ist seit Oktober 2018 CIO beim Bekleidungsunternehmen C&A Europe. Zuvor arbeitete Siebenhaar als Geschäftsführers der REWE Systems GmbH. Siebenhaar war im März 2009 Leiter der IT bei REWE geworden. Er wechselte damals von der Baumarktkette OBI an den Rhein.
Frank Scholz
Frank Scholz ist seit September 2018 Group CIO bei der Citti Handelsgesellschaft in Kiel. Er ist dort für die gesamte IT verantwortlich. Scholz war zuvor CIO bei der DB Regio. In den kommenden vier Jahren wird er sich die Aufgabe mit dem bisherigen IT-Leiter Matthias Ernst teilen.
Ulrich Wiedemann
Ulrich Wiedemann ist seit September 2020 IT-Leiter von Vinzenzmurr. Zuvor war er CIO und COO beim Münchner Edelmetallhändler Pro Aurum, zu dem er Anfang 2020 von Essity gewechselt ist.
Jochen Jaser
Jochen Jaser ist seit Juni 2019 neuer CIO beim Kölner E-Commerce Unternehmen HRS Group. Zuvor war Jaser bis Mai 2019 ein Jahr als CTO bei der Bearing Point Software Solutions GmbH in Frankfurt. Fast acht Jahre arbeitete er bei der Frankfurter Matrix42 AG, als CTO und CEO und sowie fünf Jahre bei der Karlsruher update4u Software AG, als Head of Product Management und CTO.
Andreas Helber
Mit dem Jahreswechsel 2010/11 änderten sich die IT-Verantwortlichkeiten bei der BayWa: Andreas Helber wurde zum Finanzvorstand berufen und übernahm zugleich das IT-Ressort vom vormaligen Vorstand Frank Hurtmanns. Dieser verließ den Agrarhändler. IT-Dienstleistungen bezieht die BayWa über die RI-Solution GmbH, die sie Anfang 2002 zusammen mit der österreichischen RWA AG gegründet hat. Chef des Dienstleisters ist Eugen Berchtold.

Anhand dessen lässt sich die Customer Journey in eigenständige fachliche Bestandteile zerschneiden, so Stemmildt: "Eine Suche ist beispielsweise völlig unabhängig vom Warenkorb. Anschließend kann man sich anhand von Methoden wie 'Jobs to be done' auf die Teile der Journey konzentrieren, die wichtig für das jeweilige Business sind." Unternehmen, die eine ältere Zielgruppe mit wenig Online-Erfahrung bedienen, müssten die Kunden beim Shopping-Vorgang beispielsweise stärker unterstützen. Für ein Fashion-Unternehmen gehe es dagegen eher um ansprechenden Content.

Das Team um den IT-Leiter hat für Blume 2000 drei fachliche Arbeitsgebiete festgelegt, die auf das Geschäftsmodell passen. "Erkunden" umfasst Suchen, Navigieren und Kategorie-Seiten. Hier geht es vor allem um Schnelligkeit. "Entscheiden" bezeichnet alles rund um die Kaufentscheidung: die Produktdetailseite, den Warenkorb und die Upselling-Strecke mit Empfehlungen zu verwandten Produkten. Dabei sollte zwar ein wenig Druck auf den Kunden ausgeübt werden, aber er dürfe nicht überfordert werden. Der letzte Bereich heißt "Erfüllen" und beinhaltet die Zahlungsart, den Check-out und den Logistikprozess. Bei diesen Schritten dürfe nichts mehr schief gehen.

Vom Schneidbrett zur Organisation

Nachdem die fachlichen Bereiche definiert waren, baute Stemmildt eine Organisation auf, die auf diese Zuschnitte passt. Dabei stellte sich als erstes die Frage, wie die Bereiche mit Menschen besetzt werden. "Dabei ist es wenig sinnvoll, einen Mitarbeiter in zwei verschiedenen Bereichen anzusiedeln, denn dann geht die Unabhängigkeit des Bereichs und die Spezialisierung auf den Anwendungsfall verloren," erklärt Stemmildt. Die Mitarbeiter würden daher nicht mehr auf eine Technik spezialisiert, sondern auf fachliche Vorgänge.

Daher gibt es nun drei Teams, die jeweils einen fachlichen Bereich betreuen. Sie sind interdisziplinär mit Product Ownern, UX-Designern, Entwicklern und Webanalysten besetzt und bearbeiten selbstständig die jeweilige fachliche Aufgabe. Die Entwickler sind daher nicht mehr in Front- und Backend aufgeteilt, sondern verantworten den gesamten Stack ihres Zuschnitts. Stemmildt: "Sie müssten also nicht mehr Admin für eine bestimmte Oracle-Datenbank sein, sondern nur noch eine SQL-Datenbank benutzen können." Die technischen Spezialfähigkeiten träten etwas in den Hintergrund und es gehe eher in Richtung einer "T-Form", bei der die Mitarbeiter Generalisten mit ein bis zwei Spe­zialgebieten seien.

"Die Belegschaft muss sich breiter aufstellen", sagt der IT-Leiter. Allerdings sei momentan die IT im Operations-Bereich noch von Server-Provisionierung abhängig. Das verhindere, dass die fachlichen Bereiche völlig unabhängig sein könnten. Die IT strebe daher ein Self-Service-Modell an, bei dem sich die Teams ihre Ressourcen nach Bedarf selbst zu- und abschalten können.

Zudem beschäftige er sich mit Dingen wie Domain-driven Design, um die Software-Architektur sauberer zu gestalten. Beim Zusammenstellen der Teams kommt es darauf an, wie bedeutend der jeweilige Bereich für das Kerngeschäft ist. "Bei Blume 2000 ist das Thema Vertrauen sehr wichtig: Vertrauen in die Frische der Ware oder dass das Produkt rechtzeitig beim Kunden ankommt," so Stemmildt. Daher sei das Team für den Customer-Journey-Schritt im Bereich "Entscheiden" mit mehr Leuten besetzt als andere. Dessen Aufgabe ist es, diejenigen Features zu identifizieren und zu erarbeiten, die beim Kunden Vertrauen erzeugten.

Prototypen für den Kunden

Um solche Features zu entwickeln, setzt Stemmildt auf Prototypen und kennzahlengetriebene Prozesse. Soll etwa ein neuer Filter in der Produktliste implementiert werden, erstellen die UX-Designer des Teams einen Prototypen und starten den ersten qualitativen Test. Anhand von Testgruppen, Kundenbefragungen und Nutzungsdaten erkennt das Team, ob ein Feature funktioniert und die Kunden es verstehen. Darauf aufbauend entscheidet der Product Owner, ob sich die Weiterentwicklung des Prototypen lohnt.

Anschließend nehmen die Webanalysten eine quantitative Bewertung anhand von A/B-Tests und weiteren Nutzungsdaten vor, um zu verifizieren, ob das qualitative Urteil des UX-Designers auch in der Masse funktioniert. Auf Basis dieser Daten entscheidet der Product Owner, ob noch weiter in die Entwicklung investiert oder ein neuer Prototyp gebaut wird. "Mit diesem stark kennzahlengetriebenen Prozess verschwenden unsere Teams keine Ressourcen mit Entwicklungen, die den Kunden und damit dem Unternehmen am Ende nichts bringen," so der CIO.

Eigenständige Teams

Die organisatorisch eigenständigen Teams sollen auch technisch unabhängig sein. Daher verzichtet die Blume-2000-IT auf viele klassische Komponenten wie eine zentrale Datenbank oder ein geteiltes API-Gateway. "Unsere Prämisse ist: Die Teams teilen sich nichts, sie müssen absolut unabhängig sein," erklärt Stemmildt. "Sobald sich zwei Teams etwas teilen, ergibt sich Abstimmungsaufwand, wodurch Geschwindigkeit verloren geht." Daher haben die Teams ihre eigene Infrastruktur, eigene Server, eigenen Code und eigene, selbst geschriebene Libraries. Für die wenigen Ausnahmen, wo die Teams doch etwas gemeinsam nutzen müssen, setzt Stemmildt auf eine lose Kopplung der Systeme und Open-Source-Software.

Ein Beispiel sind Produktdaten, die alle Teams benötigen. Da das "Entscheiden"-Team besonders viele und präzise Daten zu Produkteigenschaften braucht, um dem Kunden bei der Kaufentscheidung zu helfen, ist dort die Master-Datenbank angesiedelt. Die beiden anderen Teams replizieren diese Datenbank eventgetrieben über einen Feed in ihre eigene Infrastruktur und können dort eigenständig mit den Daten arbeiten.

Wenn sich etwas an einem Produkt ändert, erhalten die anderen Teams die Änderung über den Stream. "Dabei replizieren die Teams nur die Teile der Datenbank, die sie auch brauchen. Dadurch entsteht nur wenig Redundanz, auch wenn es insgesamt drei Datenbanken gibt," erklärt der IT-Leiter.

Eigenständige "Makroservices"

Mit dem Fokus auf Eigenständigkeit habe sich die IT auch ausdrücklich gegen Microservices entschieden, so Stemmildt: "In Microservice-Umgebungen sind die einzelnen Dienste durch synchrone Calls sehr stark miteinander gekoppelt, sodass bei Veränderungen viele Abhängigkeiten beachtet werden müssen." Genau das galt es aber mit den fachlichen Zuschnitten zu verhindern. Auf der anderen Seite sollen auch Monolithen vermieden werden.

Daher setzt das IT-Team auf komplett unabhängige Services mit eigener Business-Logik, Datenhaltung und eigenem Frontend. Diese "Self-contained Systems" oder "Makroservices" bilden Anwendungsfälle komplett ab, ohne mit anderen Systemen verbunden sein zu müssen.

So sind etwa die Produktliste und die Produktdetailseite zwar auf den ersten Blick eng miteinander verbunden, tatsächlich aber zwei getrennte Services: die eine gehört fachlich zum Bereich "Erkunden", die andere zu "Entscheiden". Der Warenkorb wiederum ist auch ein eigenes System. Er fällt in der Customer Journey von Blume 2000 zwar auch in den Bereich "Entscheiden", löst aber für den Kunden ein anderes Problem als die Detailseite.

Unterm Strich günstiger

"Die aufgeteilte Organisation und die schnelle Feature-Entwicklung ist am Anfang zwar meist teurer und erscheint weniger effizient als das klassische Modell", sagt Stemmildt. "Durch mehr neue Funktionen erhalten die Kunden aber mehr Vorteile, sodass mitunter mehr Umsatz generiert wird und es am Ende günstiger ist als vorher".

Zudem könne Blume 2000 so rasch auf Kundenwünsche oder veränderte Anforderungen im Markt reagieren und das Wachstum sichern. "Wir wissen noch nicht, wie sich unser Geschäftsmodell in Zukunft verändern wird", resümiert der CIO. "Aber mit der kennzahlengetriebenen, nach fachlichen Bereichen aufgeteilten IT-Organisation stehen die Chancen gut, dass wir es früh erfahren und uns darauf einstellen können."