2009 war ein Krisenjahr, auch in der IT-Branche. Die Beschäftigten in den Informationstechnologie- und Telekommunikationsunternehmen haben das zu spüren bekommen, allerdings nicht zwingend beim Blick aufs Bankkonto. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Entgeltstudie der IG Metall.
„Trotz der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt sich bei den Gehältern eine positive Entwicklung“, konstatiert Helga Schwitzer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gewerkschaft. Im Mittel stiegen die Gehälter in den untersuchten IT-Berufen um 2,3 Prozent, und das im Krisenjahr 2009.
Ein aus Sicht der Beschäftigten also insgesamt erfreulicher Befund, der allerdings zu differenzieren ist wie beispielsweise nach Berufsgruppen sowie tarifgebundenen und nicht-tarifgebundenen Unternehmen. Wie die IG Metall selbstverständlich betont, verdiente die Mehrzahl der Jobgruppen in letzteren Firmen weniger als 2008.
Aus Sicht vorausschauend planender CIOs lässt die Studie der Gewerkschaft schon vernommene Alarmglocken noch lauter schrillen. Die Rekrutierung von IT-Nachwuchs dürfte nämlich in den kommenden Jahren immer schwieriger werden, weil die untersuchten IT-Firmen immer weniger ausbilden.
Bekannt ist mittlerweile der Warnruf des Branchenverbandes BITKOM, dass trotz Stellenstreichungen seit Ausbruch der Krise allein in Deutschland rund 20.000 IT-Experten fehlen. Das Problem verschärft sich dadurch, dass laut IG Metall im vergangenen Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze im IT-Bereich um 13 Prozent zurückging. 14.800 Nachwuchskräfte wurden 2009 in den befragten Unternehmen ausgebildet, 2008 waren es noch 17.000.
Frauen schließen Verdienstlücke immer mehr
„Da der IT-Sektor in den kommenden Jahren einer der wichtigsten Wachstumsmotoren werden wird, wird der Bedarf an IT-Fachkräften nach einem Anziehen der Konjunktur noch weiter wachsen“, warnt Schwitzer.
Immerhin werden Frauen immer weniger durch Benachteiligung im Verdienst davon abgeschreckt, in der Branche zu arbeiten. Die Gehaltskluft zwischen den Geschlechtern verringert sich laut Erhebung der IG Metall. 2009 verdienten Frauen an Fixgehalt 9,5 Prozent weniger als Männer, im Jahr davor trennten die Geschlechter noch 10 Prozent. Inklusive variabler Gehaltsanteile schrumpfte die Kluft von 11 auf 9,1 Prozent.
In einzelnen Jobs und auf höheren Hierarchiestufen liegt das Gehalt weiblicher Beschäftigter sogar über dem ihrer männlichen Kollegen. Während in Verwaltung und Vertrieb Männer noch 17 beziehungsweise 14 Prozent mehr verdienen, haben Frauen im Marketing um 1 Prozent und im Projektmanagement um 0,2 Prozent die Nase vorn.
In manchen Führungspositionen kommen Frauen im Vergleich sogar noch besser weg. Eine Controllerin in der kaufmännischen Administration verdient im Durchschnitt 5,7 Prozent mehr als ein Mann, im Senior Marketing sind es sogar 7 Prozent. Diese Entwicklung sollte sich allerdings schnell bei jungen Leuten herumsprechen, denn 2009 sank der Frauenanteil an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auf 8,24 Prozent – er ist so gering wie seit Jahren nicht mehr.
Für die einzelnen Berufsgruppen entwickelte sich der Verdienst 2009 unterschiedlich. Für die Beschäftigten in Rechenzentren ging es ab akademischem Bildungsgrad im Mittel leicht bergauf, für Operatoren und Arbeitsvorbereiter hingegen bergab. Leiter eines Rechenzentrums verdienten mit einem effektiven Jahresbruttoeinkommen von 87.909 Euro im Mittel weniger als 2008. Leicht verbessern konnten sich Teamleiter mit 71.161 Euro, während etwa System-Operatoren mit 43.565 Euro Einbußen hinnehmen mussten.
Software-Entwickler verdienen besser
Projekt-Manager verschlechterten sich 2009 gegenüber 2008. Als Projektleiter der anspruchsvollsten Kategorie waren im vergangenen Jahr im Mittel 82.244 Euro zu verdienen. Für Topspezialisten im Software Engineering waren demgegenüber im Mittel 92.423 Euro drin – deutlich mehr als 2008.
Deutlich gesunken sind 2009 die Verdienstmöglichkeiten von Consultants. Führungskräfte im Beratungssegment konnten im vergangenen Jahr mit einem Bruttoeinkommen von 90.803 Euro im Durchschnitt rechnen. Weit unten auf der Einkommensskala sind kaum überraschend Operatoren in Call Centern mit einem Jahresverdienst von 14.334 Euro – Tendenz fallend.
Die IG Metall ermittelte für die Studie „Entgelt in der ITK-Branche 2010“ Daten aus 102 Betrieben, darunter Ausrüster, Software-Anbieter, IT-Dienstleister sowie Beratungs-Unternehmen und reine Call Center. Die genannten Euro-Beträge beschreiben den tatsächlichen Jahresverdienst auf Grundlage einer 35-Stunden-Woche. Für 40-Stunden-Wochen muss man die Summen laut IG Metall um 14,3 Prozent erhöhen.