Papierlose Prozesse in Unternehmen oder Behörden? Abrechnung nach tatsächlich eingestiegenen Fluggästen anstatt nach Flug-Buchungen? Zukünftig differenziertere Auto-Versicherungstarife nach tatsächlicher Fahrleistung und individuellen Risikomerkmalen (zum Beispiel anhand GPS-Routenverfolgung mit Berücksichtung der Tageszeiten und Region)? Unmögliches Business ohne IT. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und insbesondere die Erfolge im eigenen Unternehmen sollten intern auch bekannt sein.
Innerhalb der Unternehmen sind Produktentwicklungen rund um Embedded-Systeme typischerweise im Bereich der Forschung und Entwicklung angesiedelt. Auf Seiten der Dienstleister finden sich jedoch neben spezialisierten Technologie-Engineering-Anbietern wie Altran, Ferchau, Teccon oder Yacht auch bekannte Namen aus dem IT-Beratungs- und IT-Dienstleistungs-Umfeld: Capgemini, Logica CMG, ESG, TietoEnator oder Gedas (T-Systems) sind hier ebenfalls aktiv.
Zu den Hauptkunden für derartige Technologie-Engineering-Dienstleistungen gehören die Anwender aus den Branchen Luftfahrt, Rüstung, Automobil- und Zulieferindustrie sowie Maschinenbau oder Unterhaltungselektronik, die in Deutschland insgesamt etwa neun Milliarden Euro für externe Forschung und Entwicklung ausgeben. Tendenz substanziell steigend.
Technologien rücken in den Hintergrund
Ein Indikator dafür, wie reif Technologien wirklich sind, ist die für den Endanwender sichtbare Komplexität. Sie reduziert sich heute bei vielen Anwendungen auf eine relativ intuitive Browser- oder Windows-Oberfläche, über die mit einfachen Befehlen im Hintergrund beispielsweise äußert komplexe Datenbank-Abfragen oder multidimensionale Auswertungen angesteuert werden. Dieser Aspekt ist weitgehend erfüllt und Standard geworden. Dass die Technologien im Hintergrund dabei mit jeder neuen Integrationsstufe und Funktionalität umso komplexer werden, ist unvermeidlich und stellt hohe Anforderungen an die Qualität und Stabilität der Lösungen.
Weitere gute Indikatoren für die Reife von Technologien sind der Automatisierungsgrad, der sich über die verschiedenen Technologie-Ebenen von der Hardware über die Betriebs-Systeme bis hin zu den Applikationen erreichen lässt sowie die Flexibilität, mit der sich die von den Applikationen gestützten Prozesse verändern lassen.
Technologien wie Server- und Storage-Virtualisierung oder Storage Resource Management haben den Automatisierungsgrad der Infrastruktur-Administration bereits stark erhöht. Um zusätzlich die reibungslose Unterstützung von ITIL-konformen Service-Management-Prozessen zu gewährleisten, wurden Enterprise-IT-Management-Lösungen wie Unicenter von Computer Associates, oder Hewlett-Packards OpenView um entsprechende Komponenten und Funktionen erweitert und bieten heute ebenfalls ein hohes Maß an Lösungsreife.
Gerade größere Unternehmen adressieren darüber hinaus intensiv das Thema Information Lifecycle Management. Dieses betrachtet den Umgang mit Unternehmensinformationen als ganzheitlichen Prozess, um die operativen Betriebskosten zu reduzieren. Auch hier stehen die eingesetzten Technologien eher im Hintergrund der Diskussion.
Auf Seiten der Anwender und der Lösungsanbieter besteht dagegen für das kommende Jahr, 2008 und wohl auch darüber hinaus noch Nachholbedarf beim Thema IT-Security. Der Grund: Bedrohungsszenarien weiten sich inzwischen auch auf die Speichernetze und damit das Informations-Management insgesamt aus und sie können bisher noch nicht durchgängig adressiert werden.
SOA für mehr Flexibilität
Die Flexibilität war bisher ein großes Manko großer betriebswirtschaftlicher Anwendungen. Weil der Anpassungsaufwand von klassischer ERP-Software sehr aufwändig und teuer ist. Außerdem schrumpft mit zunehmendem Maß an Customizing die Flexibilität. Kein Wunder also, dass Service Orientierte Architekturen als Architektur-Konzept der Zukunft hohes Interesse hervorrufen.
Aussichten, Implementierungsaufwand und -zeiten deutlich verringern zu können, sind dabei ebenso verlockend wie die höhere Flexibilität, die über Composite Applications erreichbar werden sollen. Die ersten Erfahrungsberichte von Technologie-Pionieren sind ermutigend.
Welchen Stellenwert die Veränderung von Prozessen bei den Anwenderunternehmen hat, verdeutlicht auch eine aktuelle Lünendonk-Studie, bei der große Unternehmen in Deutschland zu dem Gesamtdienstleistungsansatz so genannter Business Innovation Transformation Partner (BITP) befragt wurden. BITPs sind Anbieter, die in der Lage sind, von der Prozessberatung über die Integration bis zum Outsourcing und Business Process Outsourcing die gesamte Bandbreite der Dienstleistungen zu übernehmen.
Bei der Frage welchen Mehrwert die Unternehmen von einem solchen Gesamtdienstleister erwarten, waren die fünf Aspekte mit den höchsten Bewertungen:
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Effizienzsteigerung / Erhöhung der Unternehmensperformance
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Ertragssteigerung / Reduzierung der Kosten
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Konzentration auf das Kerngeschäft
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Optimierung der Prozessgestaltung / Prozess-Innovation
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Veränderungs-/Transformationsprozesse realisieren - Integration neuer Prozesse
An sechster Stelle landete der Aspekt "Flexibilisierung des Unternehmens". Eine Herausforderung, die bei den geschäftlichen Anforderungen eine zentrale Rolle spielt. Für die IT könnte ein Mehr an Flexibilität bei der Gestaltung und Unterstützung der Geschäftsprozesse ein großer Hebel sein, um sich fest als Innovations- und Transformations-Motor im Unternehmen zu positionieren.
Hartmut Lüerßen ist Geschäftsführer der Lünendonk GmbH.