Facebook im Büro

IT-Verbote schrecken Nachwuchs ab

25.10.2011
Sieben von zehn Studenten erwarten, dass ihre Arbeitsgeräte wie Büro-PCs und Smartphones auch privaten Zugang zu sozialen Netzwerken erlauben.

Für Personaler und CIOs dürften auch die nächsten Jahre nicht langweilig werden, zumindest wenn es um die Ansprüche der jungen Generation geht - vor allem in Bezug auf IT-Ausstattung. Dies bestätigen nun einige Zahlen aus dem Cisco Connected World Technology Report.

Demnach würden 29 Prozent der Studenten nicht für ein Unternehmen arbeiten, das die Nutzung sozialer Medien während der Arbeitszeit mit Arbeitsgeräten verbietet. Ebenfalls etwa ein Drittel ist bei der späteren Jobsuche Flexibilität, Zugang zu sozialen Medien oder die Nutzung privater Geräte am Arbeitsplatz wichtiger als das Gehalt. Rund 64 Prozent der Studenten wollen gar ihren späteren Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch zu den Richtlinien für soziale Medien und der Nutzung privater Geräte am Arbeitsplatz befragen.

Verbote nützen gar nichts mehr: Der IT-Nachwuchs verlangt eindeutig nach einer Verknüpfung der Arbeitswelt mit Social Media.
Foto: Fotolia, Justiniani

Diese Ergebnisse bestätigen auch Experten aus der IT-Branche: "Es wird immer mehr Mitarbeiter in Unternehmen geben, die mobil arbeiten und höchst unterschiedliche Endgeräte einsetzen. Ein CIO tut sich keinen Gefallen, wenn er versucht, sich auf ganz wenige Standardendgeräte zu konzentrieren. Das wird er nicht durchhalten können gegen die Anwender ", glaubt Jürgen Signer vom Berliner ITK-Dienstleister Aastra.

Es rückten junge Mitarbeiter nach, die technologisch das nachfragen, was sie auch privat schon lange nutzen. "Ein CIO sollte diese Dienste in seine IT-Infrastruktur einbauen, sonst entstehen Probleme bei der Rekrutierung von neuem Personal", empfiehlt der Berliner Manager. Beim Kampf um die jungen Talente könnten sich die IT-Restriktionen negativ auswirken. Das sei auch ein Indikator für die gesamte Unternehmenskultur.

IT-Abteilungen nach dem Biergarten-Modell

Siegfried Lautenbacher wünscht sich offene IT-Chefs: "Statt auf Bedürfnisse zu schauen, bügelt die IT ein Standardmodell drüber. Bis das neue Smartphone durchgetestet und auf Sicherheit überprüft ist, hat es der Anbieter schon längst wieder gekündigt", meint der Blogger und Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Beck et al. Und binde man das iPhone in die Standardprozesse des Unternehmens ein, sei der Spaß auch gleich wieder vorbei. "Cloud und SaaS, Skype und Social Media, Tablets und ähnliche aus der Consumer IT importierten Werkzeuge sind die natürlichen Feinde der IT-Abteilung", behauptet Lautenbacher. Sie gelten als verwerfliche Schatten-IT.

Für den Münchner Manager gilt das Biergarten-Modell als Vorbild einer modernen IT: ""viel Self Service, viel Freiheit und alles an Infrastruktur, was der Nutzer braucht."

IT-Personalexperte Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash in Düsseldorf weist noch auf einen anderen Aspekt hin: "Es verändern sich die Spielregeln in Staat und Wirtschaft. Wer hier weiter auf starre Kommandostrukturen setzt, verliert als Arbeitgeber an Attraktivität und bekommt auf dem Arbeitsmarkt nicht die besten Köpfe."

Wer sich als Unternehmen auf die Social-Media-Welt einlässt, sollte sich vom Mythos der absoluten Kontrolle, Rationalität und Planbarkeit verabschieden, empfiehlt Andreas Klug, Mitglied der Geschäftsführung des Kölner IT-Dienstleisters Ityx: "Es reicht nicht aus, für die Kulisse ein kleines Twitter-Team im Kundenservice zu bilden und alles andere beim Alten zu belassen. Damit wird man kläglich scheitern."

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(Computerwoche)