München, 2024. Plötzlich ist sie da, die Lösung für das letzte Problem meines Projekts. Taucht in meinem Kopf auf, während ich im Büro sitze und auf dem Screen meiner Tochter beim Reiten zuschaue. Unser Kunde wird begeistert sein. Ich schicke einen mentalen Dank an PRIO, meinen neuronalen VPA (Virtual Private Assistent). Er hat mich gestern mit den richtigen Leuten zusammengebracht, die eigentlich auf einem ganz anderen Gebiet arbeiten, aber mich anscheinend inspiriert haben. Meine Tochter winkt zum Abschied. Ich lasse die schalldichte Denkblase, die mich eingehüllt hat, verschwinden.
Das Büro hat sich mittlerweile gefüllt. Ich spüre die vibrierende Energie der Kreativität um mich herum und mache mich auf den Weg zur Küche. Es klopft am Handgelenk. Ich bekomme die ersten Anfragen, und PRIO plant für mich den weiteren Tagesablauf: Er kennt meinen Kalender und meinen Biorhythmus am besten. In der Küche treffe ich einen Kollegen, mit dem ich spontan noch einen Kaffee trinke und ein wenig plaudere.
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PRIO passt unterdessen laufend meinen Plan an. Plötzlich ergibt sich für ein Projekt, an dem ich arbeite, ein günstiges Zeitfenster für eine Konferenz. Ich entscheide mich, es zu nutzen, und suche mir eine ruhige Ecke für meine Holo (holografische Videokonferenz). Während ich auf den Beginn warte, stelle ich meine Lösung als neues Projekt in unser Business-Netzwerk ein und parallel auch in NINJA, unserem virtuellen neuronalen Netz - mal schauen, ob die Kollegen meinen Lösungsvorschlag gut finden oder weiterentwickeln können und was NINJA dazu sagt. PRIO wird mir Bescheid geben. Dann begrüße ich den ersten Teilnehmer der Konferenz.
Die IT als Brücke in die Zukunft
Verrücktes Szenario? Vielleicht! Ich bin überzeugt, dass dieses Szenario so oder so ähnlich in zehn Jahren in jedem erfolgreichen Unternehmen Realität sein wird. Dabei geht es mir nicht darum, ob bis dahin tatsächlich künstliche neuronale Netze, implantierte Kommunikationstechnik oder auch holografische Videokonferenzen, die heute bereits diskutiert werden, wirklich verbreitet sein werden.
Entscheidend ist für mich an diesem Szenario die Doppelfunktion, die die Informations- und Kommunikationstechnik in diesen Arbeitszusammenhängen übernimmt. Sie stellt zum einen neue Formen und Kanäle der Kommunikation zur Verfügung, optimiert die Verarbeitung von Big Data und erweitert unseren Aktionsradius mit technischen Innovationen (Augmented Reality). Zum anderen ist sie Katalysator für ein völliges Umdenken hinsichtlich der Art und Weise, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten und unsere Arbeit organisieren werden.
Networking - selbstverständlich
2024. Die Menschen sind in ihrer vernetzten Umgebung durch die mobilen, ortsunabhängigen Systeme permanent online. Das "Social Networking" ist nicht länger eine besondere Form der Kommunikation, sondern selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens. Soziale und kollaborative Netzwerke, Plattformen zur Interaktion sowie Informations- und Kommunikationsanwendungen werden ohne Hemmschwellen genutzt. Die Videotechnik schafft emotionale Nähe. Die Menschen kommunizieren vielseitig und gern, da Kommunikation die Voraussetzung für Partizipation in Netzwerken darstellt.
Durch die Unabhängigkeit der Kommunikation verliert die räumliche Nähe an Bedeutung für das Entstehen von Beziehungen. Stattdessen sind Kriterien wie emotionale Verbundenheit, gemeinsame oder auch komplementäre Interessen wichtig. So sind auch viele verschiedene Arten von Beziehungen möglich. Enge, vertraute Beziehungen stehen neben losen Beziehungen, die durch gegenseitige Befruchtung stets zu neuem, interessantem Input in den Netzen sorgen. Die Communities erhalten dadurch ihre Beweglichkeit, Authentizität und Relevanz. Die Menschen genießen Freiheit, Selbstbestimmung und soziale Anerkennung.
Individualisierte Arbeitsplätze
Für die Arbeitswelt 2024 ist das die Vorlage. Aufbau, Gestaltung und Pflege von Beziehungen im beruflichen Kontext unterscheiden sich kaum noch von den privaten. Denn die Kommunikation des Arbeitslebens hat sich ebenfalls in virtuelle Netzwerke verlagert. Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner sind auf die gleiche Weise vernetzt, wie es in den "Social Networks" von früher zwischen Freunden üblich war. Die Mitarbeiter übernehmen ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit der Beziehungen.
Das Arbeitsleben wird bestimmt von einer Generation mit neuen Werten wie Transparenz, Offenheit, Flexibilität, Selbstbestimmung, Spaß, Authentizität und ökologisches Bewusstsein. Mit Freude wird der Gedanke des Teilens von Wissen, Erfahrungen und Ideen verfolgt. Das Arbeiten in hierarchiefreien Teams, die Zusammenarbeit mit freien Mitarbeitern und Experten sowie flexible Arbeitszeiten optimieren die Leistungsfähigkeit und Motivation des Einzelnen auf der einen Seite, die wirtschaftliche Effizienz des Unternehmens auf der anderen Seite.
Die Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Welt sind dabei extrem unauffällig, Technik ist kaum noch sichtbar. Informationen stehen überall und jederzeit in den gewünschten Sprach-, Ton- und Bildformaten zur Verfügung - leicht zugänglich über ins persönliche Umfeld integrierte 3-D-Interfaces. Kontextsensitive Systeme kreieren ein persönliches Umfeld der Daten.
Biometrische Erkennungssysteme individualisieren den Umgang mit der vernetzten Information. Das Passwort muss nur noch gedacht werden, und schon werden Arbeitsumgebung und Einrichtung virtuell an jedem Ort der Welt aufgebaut. Im Büro sind am Arbeitsplatz Fitnesselemente integriert, Biosensoren empfehlen Essenspausen und Ruhezeiten. Die Multi-Sense-Wall erzeugt nach Wunsch virtuelle Umgebungen, sodass das Brainstorming mit Kollegen mit einem Waldspaziergang verbunden werden kann. Smarte IT-Tools befreien Mitarbeiter von Routinetätigkeiten und schaffen ein optimales Arbeitsumfeld für Kreativität und Innovation.
Temporäre Projektteams
Das erfolgreiche Unternehmen 2024 ist eine hochvernetzte, dynamische Organisationsform, die aus wenigen fest angestellten Mitarbeitern und einem großen Pool an freien Mitarbeitern und Geschäftspartnern besteht.
Projektteams werden je nach Anforderung temporär zusammengestellt und organisieren sich selbst. Verfügbarkeit, Ziele, Rollen, Aufgabenverteilung und Verantwortungen handelt das Team kollaborativ aus. Alle Teammitglieder geben sich hilfreiche Feedbacks zu Skills und Ergebnissen des Projekts und schaffen so maximale Transparenz, auch im Hinblick auf das individuelle Weiterentwicklungspotenzial. Zur effektiven Zusammenstellung der Teams stehen Mitarbeiterprofile als Info-Grafiken zur Verfügung, die die Auswahl erleichtern.
Zusätzlich enthalten die Profile einen dynamischen Parameter, der neben fachlichen und sozialen Skills sowie persönlichen Präferenzen in Echtzeit ermittelt, wie gut der Mitarbeiter zum geplanten Projekt passt. Dazu werden Bewertungen und Feedbacks durch Kunden, Kollegen, Geschäftspartner und das Netzwerk ebenso berücksichtigt wie sein Einfluss etwa in Blogs, Branchen-Communities oder Foren.
Eine Matchmaking-App analysiert alle Informationen und schlägt passende Teilnehmer in Abgleich mit der Verfügbarkeit vor. In einer internen Projektbörse hinterlegen Mitarbeiter ihre Präferenzen und werden über interessante Projekte informiert, sobald die Planung beginnt oder weitere Ressourcen benötigt werden.
Apps für soziale Kompetenz
Kollaborative Entscheidungsprozesse unter Mitarbeitern rund um die Welt gehören 2024 zum Standard. Emotionale, interkulturelle und interdisziplinäre Kompetenzen werden laufend trainiert und verfeinert. Informelle Begegnungen, zum Beispiel beim Sport oder bei Kultur-Events, fördern das persönliche Kennenlernen. Spezielle Apps helfen in der Face-to-Face-Kommunikation, Hinweise zu persönlichen Befindlichkeiten und aktuelle Statusmeldungen aus dem Netz zu deuten.
Geo-Apps führen Personen auch ohne direkten Projektbezug zusammen, damit sie voneinander profitieren, den persönlichen Horizont erweitern oder auch einfach gemeinsam Spaß haben. Durch die globale Vernetzung koppeln sich Mitarbeiter und Teams noch enger an die Denkweise und Dynamik des Kunden. Sie entwickeln ein Mindset für ihre Rolle als Partner auf Augenhöhe.
Die IT liefert zu jedem Kontakt den relevanten Kontext, der neben rationalen auch die emotionalen Faktoren sichtbar macht, die unterschwellig bei Entscheidungsprozessen mitschwingen, zum Beispiel bei einer Kaufentscheidung. Darüber hinaus durchforstet eine intelligente Software selbstständig die Netzwerke, um potenzielle Neukunden aufzuspüren. Kundenanforderungen können vorhergesehen werden, und Kundenwünsche werden erfüllt, bevor sie ausgesprochen werden.
Der Kunde fühlt sich als Teil einer starken und bedeutenden Gemeinschaft mit einem besonderen Arbeits- und Lebensgefühl. Die Zusammenarbeit der Akteure erfolgt auf der Basis von Vertrauen und gemeinsamer Partizipation. Aus "Protected Relationships" sind "Trusted Relationships" geworden. Für den Mitarbeiter bedeutet Arbeit in diesem Rahmen, sich zu verwirklichen und seinen Teil dazu beizutragen, die Welt positiv zu verändern.
Erfolg wird nicht durch eine Stufe in der Firmenhierarchie bestimmt, sondern an seinen persönlichen Zielen gemessen. Zur Umsetzung dieser Ziele werden Apps eingesetzt, die sein persönliches Engagement grafisch abbilden und mit den Wünschen abgleichen. Zum Beispiel in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit: Nicht nur für das Unternehmen wird der aktuelle Ressourcenverbrauch in Echtzeit gemessen und bewertet, sondern auch für jeden einzelnen Projektteilnehmer.
Die persönliche Entwicklung und Weiterbildung des Mitarbeiters findet in diesem vernetzten Umfeld individuell und automatisiert statt. Das Arbeiten in interdisziplinären Teams, der Kontakt zu Mentoren oder globalen Spezialisten sowie virtuelle Assistenz-Lernsysteme führen zu fortwährendem und lebenslangem Lernen. Die IT unterstützt dabei, indem sie Feedbacks auswertet oder auch zum Beispiel neue Themengebiete vorschlägt.
Ein Plugin bietet Mitarbeitern kontextbezogene Informationen aus dem verfügbaren Wissens-Pool an und empfiehlt automatisch Tools, Kontakte, Erfahrungsberichte oder Trainingsprogramme, die für aktuelle Aufgabenstellungen hilfreich sind.
Virtuelle Coaches kennen Entwicklungsstand, Bedürfnisse und Wissenslücken ihres Coaching-Partners genau und filtern aus dem Netz die richtigen Inhalte heraus, um ihn auf kommende Herausforderungen und Veränderungen vorzubereiten. Neue (spielerische) Formen des Lernens fördern den Spaß. Virtuelle Koop-Spiele schulen das Arbeiten in Teams mit unbekannten Kollegen, die kollegiale Rollenverteilung, dynamische Anpassungen und gemeinsame Zielerreichung.
Fazit
Ich wette, dass die IT künftig unsere Arbeitswelt revolutioniert. Sie fördert das Entstehen einer neuen, von Mitarbeitern, Partnern und Kunden gelebten Unternehmenskultur des Vertrauens, des Lernens und des Veränderns. Sie ermöglicht den Mitarbeitern/-innen eines Unternehmens ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit und schafft fließende und reflexive Organisationsformen. Sie nimmt Routinearbeiten ab und unterstützt dadurch effektives Arbeiten. Sie bindet die passenden Mitarbeiter/-innen ans Unternehmen und verringert den Managementaufwand. Unternehmenswerte und eine gemeinschaftliche Verpflichtung auf einen Code of Conduct sind die Leitplanken dieser Kultur. Innerhalb dieses Rahmens verschafft die IT dem Unternehmen hohe Agilität und Räume für Innovationen. Sie fördert die Dynamik und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens. Dabei arbeitet die IT im Hintergrund, ist aber Motor für eine nachhaltige Entwicklung. Die wichtigsten Funktionen sind 2024:
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IT verringert Komplexität.
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IT denkt mit.
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IT denkt voraus.
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IT macht Spaß.
Bei metafinanz haben wir bereits heute den Grundstock für diese Unternehmenskultur des partnerschaftlichen Miteinanders geschaffen. Ich hoffe, dass ich mit meiner Wette einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass immer mehr Unternehmen verstehen, welche Chancen ihnen die IT heute schon eröffnet.
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