Die Verweildauer von IT-Chefs in einem Unternehmen ist nicht lang. Mehr als die Hälfte arbeitet seit höchstens fünf Jahren bei ihrem jetzigen Arbeitgeber. Gleichzeitig geben 37 Prozent an, dass sie wahrscheinlich innerhalb Jahresfrist eine neue Stelle haben werden. Hauptmotiv für einen Wechsel ist der Wunsch, mehr Einfluss auf die Firmenstrategie zu haben. Jeder dritte sagt dies. Fast ebenso viele suchen nach einer neuen Herausforderung. Gut die Hälfte der IT-Leiter findet in ihrer Arbeit Erfüllung, allerdings gab auch ein Drittel an, sie fänden sich in ihrer Rolle nicht wirklich wieder.
Das hat die Befragung "A European IT Leadership Perspective" des Personaldienstleisters Harvey Nash unter mehr als 290 IT-Verantwortlichen aus europäischen Ländern ergeben. Ein Viertel der Teilnehmer stammt aus Frankreich, etwas weniger aus Deutschland. 28 Prozent der Befragten arbeiten in der IT-Branche, am zweitstärksten vertreten waren mit 13 Prozent IT-Entscheider aus dem produzierenden Gewerbe.
60 Prozent der CIOs bekommen als Grundgehalt mehr als 100.000 Euro jährlich. Die mit 35 Prozent größte Gruppe machen die aus, die im Jahr zwischen 100.000 und 150.000 Euro verdienen. Mehr als 200.000 Euro im Jahr bekommen neun Prozent der IT-Verantwortlichen überwiesen.
An zusätzlichen Leistungen bekommen die Befragten am häufigsten Bonus-Zahlungen. 86 Prozent dürfen sich über einen solchen warmen Regen freuen. Die Höhe beträgt im Mittel ein Fünftel des Jahresgehalts. Drei von vier IT-Leitern steht ein Dienstwagen zu. Zufrieden mit ihren Einkünften sind 74 Prozent der CIOs, drei Prozent sagten sogar, sie seien sehr zufrieden.
Fast die Hälfte der IT-Chefs wirtschaftete im abgelaufenen Jahr mit einem Budget, das ebenso groß war wie in den zwölf Monaten davor. Jeder dritte musste indes mit weniger Geld auskommen. Über ein gestiegenes IT-Budget konnte sich nur jeder Fünfte freuen.
CIOs wollen bei der Strategie mitreden
Ob die Rolle des CIO künftig stärker strategisch geprägt sein wird, darüber lässt sich aus der Umfrage keine klare Aussage ableiten. 47 Prozent meinen ja, 42 Prozent sagen, dass sich daran nichts ändern wird. Drei Viertel der Befragten sind indes der Meinung, der IT-Chef solle auf jeden Fall Mitglied der obersten Führungsebene sein. Derzeit ist das bei drei von zehn IT-Leitern der Fall, sie sind direkt an der Entwicklung der Firmenstrategie beteiligt. Weitere sechs Prozent gehören dem gehobenen Management an und arbeiten bei der Entwicklung der Strategie mit der Führung zusammen. Jeder vierte allerdings gehört zwar zur Management-Ebene, bekommt die Strategie allerdings von ganz oben vorgeschrieben.
Die Effizienz des Geschäfts zu erhöhen ist den Befragten zufolge die häufigste Forderung des Business an die IT. Sieben von zehn IT-Chefs stehen dieser Anforderung gegenüber. An zweiter Stelle rangieren Innovationen, die von 47 Prozent der Umfrageteilnehmer verlangt werden.
IT-Beitrag zum Umsatzwachstum zu gering
Zufrieden ist die Mehrheit der IT-Verantwortlichen mit der Verzahnung ihres Bereichs mit dem Rest des Unternehmens. Zwei Drittel sprechen von einer vollständigen oder weitgehenden Integration der IT ins Firmengeschäft. Allerdings schaffen es die Informationstechniker vielerorts nicht, zum Umsatzwachstum beizutragen. 53 Prozent bezeichnen das Wirken ihrer IT-Abteilung darin als nicht effektiv.
Der IT-Chef muss heute vor allem ein guter Kommunikator sein. Zwei Drittel nannten kommunikative Fähigkeiten als wesentliche Eigenschaft für einen CIO. An zweiter Stelle rangiert mit 63 Prozent Nennungen zielorientiertes Handeln, gut die Hälfte sieht zudem Führungsqualitäten als wichtig an.
Bei ihren Mitarbeitern sehen die IT-Chefs als wichtigste Eigenschaft die Fähigkeit, gute Beziehungen zum Business zu unterhalten. Mit Abstand dahinter liegt das Vermögen, zukunftsweisende IT-Architekturen und -Infrastrukturen zu bauen. Allerdings bringen längst nicht alle Mitarbeiter die geforderten Eigenschaften mit. Die IT-Leiter sollten einschätzen, welcher Anteil ihrer Belegschaft die Erwartungen erfüllt. Als "ausgezeichnet" darin, Beziehungen mit dem Business aufzubauen und zu pflegen, bezeichneten die Chefs nur jeden Zehnten ihrer Mitarbeiter. Gleichzeitig gaben sie an, dass eigentlich 55 Prozent des Teams herausragende Fähigkeiten darin besitzen sollten.
IT-Mitarbeiter erfüllen Erwartungen nicht
Ähnlich sieht es bei den Kenntnissen in Infrastruktur- und Architektur-Planung aus. 18 Prozent schneiden darin ihren Chefs zufolge hervorragend ab, allerdings sollte ihr Anteil den Befragten zufolge bei 40 Prozent liegen. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte will seinen Mitarbeitern innerhalb des kommenden Jahres auf jeden Fall Management-Trainings angedeihen lassen. 71 Prozent gaben an, sie litten unter einem Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Bei mehr als der Hälfte wird dieser Mangel wahrscheinlich spürbare finanzielle Auswirkungen haben. Ein Fünftel gab sogar an, das Fehlen geeigneter Mitarbeiter werde das Wachstum ernstlich negativ beeinflussen.
Mit der Arbeit ihrer Abteilung sind die Befragten augenblicklich jedoch zufrieden. 86 Prozent beurteilten die in den vergangenen zwölf Monaten abgeschlossenen Projekte als ausgezeichnet oder gut: Zeit- und Kostenplan wurden eingehalten oder um höchstens ein Fünftel überschritten. Die meisten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Vorhaben entstehen, weil Anforderungen unklar definiert sind. Jeder Zweite hatte damit schon zu kämpfen. Ein Drittel der CIOs gab an, schlechte Führung von oben bereite dabei Probleme, während jeder Vierte schon einmal schlechtes Projektmanagement zu beklagen hatte. Mit Folgen: Bei 58 Prozent ließen die beklagten Schwierigkeiten schon Projekte scheitern.
Mehr Geld für Freelancer und Outsourcing
Ob zur Kostenersparnis oder weil eigene IT-Leute fehlen: Viele Firmen vergeben beträchtliche Teile der Arbeit nach außen. So will binnen der kommenden zwölf Monate jeder dritte befragte CIO mindestens ein Viertel der anfallenden Projektarbeit an Freiberufler vergeben. Mehr IT-Verantwortliche würden im gleichen Zeitraum auch eher zusätzliche Freelancer beschäftigen oder zusätzliche ständige in Kombination mit freien Mitarbeitern beschäftigen als bloß die dauerhafte Belegschaft zu vergrößern.
Zwei von drei Unternehmen geben mindestens ein Zehntel des IT-Budgets für ausgelagerte Projekte aus. Bei 18 Prozent aller Befragten fließt sogar mehr als die Hälfte des Geldes an Dienstleister. Bei der an diesen Zahlen sichtbaren großen Rolle, die das Outsourcing spielt, verwundert es nicht, dass 68 Prozent der Firmen über eine Sourcing-Strategie verfügt.
Gute Erfahrungen beim Offshoring
Vier von zehn Firmen werden ihre Outsourcing-Ausgaben kommendes Jahr erhöhen, nur zwölf Prozent sie zurückfahren. Der wichtigste Grund für das Auslagern von IT-Aufgaben sind Kostensenkungen, gefolgt von besseren Leistungen. Am häufigsten wird die Anwendungsentwicklung nach außen vergeben. Zwei Drittel der Firmen vergeben diese Aufgabe an Externe. Unterhalt und Wartung lagern 60 Prozent aus, die Pflege der Infrastruktur 55 Prozent.
Die Erfahrungen mit dem Outsourcing in Billiglohnländer sind dabei überwiegend positiv und übersteigen oft sogar die Erwartungen der IT-Chefs. Ein Drittel zeigt sich allerdings bisher eher enttäuscht vom Offshoring. Ihre Ausgaben für Offshoring verringern wollen im kommenden Jahr allerdings nur vier Prozent der Befragten. 47 Prozent werden sie voraussichtlich erhöhen. Hauptzielland ist Indien, mit Abstand gefolgt von China und Rumänien.