Wie viele Jobwechsel sind für eine steile Karriere notwendig? Viele - zumindest, wenn man dem Prinzip des Jobhoppings Glauben schenken mag. Der Begriff beschreibt einen häufigen Stellenwechsel mit dem Ziel, auf diese Weise Karriere zu machen. Wirklich neu ist die Sichtweise mit Blick auf die dicht getakteten Lebensläufe in bestimmten Branchen zwar nicht. Was sich aber mehr und mehr bemerkbar macht, ist die wachsende Beliebtheit des Jobhoppings innerhalb einer bestimmten Personengruppe: der Generation Z.
Rund vier von zehn Beschäftigen in Deutschland können sich derzeit vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es aktuell sogar 48 Prozent, wie aus einer Langzeitstudie hervorgeht, für die Forsa seit 2012 regelmäßig Arbeitnehmer aus der DACH-Region im Auftrag von onlyfy by XING befragt. Lediglich im Jahr 2019 lag der Wert der befragten Personen, die offen für einen neuen Job waren, leicht über dem aktuellen Ergebnis.
Unzufrieden mit dem Gehalt
Keine Frage, am Arbeitsmarkt ist offensichtlich gerade einiges in Bewegung. Gleichzeitig dürfen die Erkenntnisse aus der Umfrage aber nicht insofern missverstanden werden, dass sie ein alleiniger Beleg für die Wirksamkeit des Jobhoppings wären. Die Gründe, weshalb gerade viele junge Berufseinsteiger einen Jobwechsel attraktiv finden, sind nämlich sehr unterschiedlich. An erster Stelle rangiert der Wunsch nach einem höheren Gehalt, gefolgt von der Unzufriedenheit mit dem derzeit zu hohen Stresslevel im Job.
Die meisten wechselbereiten Menschen sind dies also nicht zwingend aus karrieretaktischen Gründen. Sie wollen vielmehr etwas an ihrem teils geringen Status quo ändern - und das ist auch gut und richtig so. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Wer zufrieden ist mit dem aktuellen Job, sollte sich nicht vermeintlich dazu gedrängt fühlen, regelmäßig den Arbeitgeber wechseln zu müssen, um beruflich erfolgreich zu sein (siehe auch "Gehaltserhöhung - was Sie wissen müssen").
Berufliche Entfaltung dank Sicherheit
Davon ist auch Patrick Steil überzeugt. Er leitet am Fraunhofer IESE das Team PA-TM, kurz für Procurement, Accounting and Travel Management. Gestartet hat er seine Karriere am Forschungsinstitut vor inzwischen neun Jahren; damals mit einer Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. "Für mich war und ist es genau das Richtige, meine Karriere kontinuierlich am Fraunhofer IESE voranzutreiben. Mir hat die frühe Festanstellung ein großes Maß an Sicherheit gegeben", erzählt Steil. Diese habe er gebraucht, um beispielsweise später sein berufsbegleitendes Studium zum Betriebswirt (VWA) absolvieren zu können.
Seit Februar 2023 ist der 29-Jährige nun in seiner aktuellen Position führungsverantwortlich für insgesamt sechs Mitarbeiter. "Natürlich ist es eine komplett individuelle Entscheidung, ob man gerne lieber häufiger den Arbeitsplatz wechseln möchte oder nicht. Ich plädiere aber sehr dafür, eine langfristig ausgelegte Karriere an einem Ort nicht per se zu verteufeln", sagt er. Denn gerade, wenn die persönlichen beruflichen Ziele offen kommuniziert würden, könne es sehr bereichernd sein, sich an einem Arbeitsplatz weiterzuentwickeln.
Doch worauf kommt es noch an, damit die Karriere bei "nur" einem Arbeitgeber funktioniert? Steil hat vier Faktoren zusammengestellt, die seiner Meinung nach entscheidend sind für den beruflichen Erfolg ohne Jobhopping:
1. Eine offene Kommunikationskultur
Arbeitnehmende sollten in der Lage sein, ihre beruflichen Ziele offen zu äußern. Umgekehrt sollten Arbeitgeber konstruktiv auf diese Wünsche reagieren, sprich Wege aufzeigen, wie Mitarbeitende ihre Karriere gezielt vorantreiben können.
2. Ein reflektiertes Verhalten beiderseits
Kommen Arbeitgeber zu dem Schluss, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin noch nicht bereit dafür ist, Führungsverantwortung zu übernehmen, sollte dieser Weg nicht pauschal verschlossen werden. Stattdessen gilt es, Maßnahmen aufzuzeigen, wie sich die entsprechende Person dahingehend weiterentwickeln kann - etwa mit Hilfe gezielter Führungs-Coachings.
3. Eine Arbeitskultur, die "mit der Zeit geht"
Haben Arbeitnehmende das Gefühl, sie hätten keine Chance, Neues dazuzulernen, fördert das verständlicherweise ihre Bereitschaft zum Jobwechsel. Oft zeichnen sich Arbeitgeber in solchen Situationen durch einen gewissen Hang zum Altbewährten aus. Herrscht am Arbeitsplatz hingegen ein Klima vor, das offen gegenüber Neuem ist, werden auch die täglichen Aufgaben wieder reizvoller - und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigt.
4. Freiräume für die Arbeitsgestaltung
Je länger Arbeitnehmende an einem Arbeitsplatz bleiben, desto eher haben sie die Chance, sich zu einer Schlüsselfigur in einem Unternehmen oder Forschungsinstitut zu entwickeln. Dies verschafft ihnen auch gewisse Freiheiten hinsichtlich der Frage, wie sie ihren Arbeitsalltag gerne bestreiten möchten. Eine Person, die hingegen noch nicht lange einen bestimmten Job ausübt, muss oftmals härter um solche Freiräume kämpfen.
Über Patrick Steil: Der studierte Betriebswirt arbeitet seit 2014 am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern. Begonnen hat die Karriere des 29-Jährigen zunächst mit einer Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Betriebswirt bis hin zur Beförderung zum Teamleiter PA-TM. Für Steil steht fest: Erst durch die enge Verbundenheit zum Forschungsinstitut konnte er sich mit Freude neuen Herausforderungen im Job stellen - und so seine Karriere vorantreiben. (kf)