Nachhaltigkeit ist mittlerweile mehr als ein Modethema, mit dem sich Firmen in der Öffentlichkeit schmücken. Verschreibt sich ein Unternehmen diesem Prinzip, muss es sich vielmehr in barer Münze auszahlen. Und das ist auch möglich, wie eine Befragung der Aberdeen Group deutlich macht. Um neun Prozent können Firmen ihren CO2-Ausstoß verringern, um sechs Prozent ihre Energiekosten senken.
Die Berater erhoben vier weitere Kennzahlen, um den Erfolg von Nachhaltigkeits-Initiativen zu messen. Um sieben Prozent konnten einige Unternehmen die Betriebskosten für ihre Gebäude zurückfahren, um ein Zehntel die Ausgaben für Papier. Transport und Logistik wurden um sieben Prozent billiger. Gleichzeitig verbesserte sich die Kundenbindung um 16 Prozent.
Diese Werte erreicht allerdings nur ein Fünftel der mehr als 200 Befragten, die aus Firmen unterschiedlicher Branchen und Größen stammen. Die Hälfte der untersuchten Firmen ordnet Aberdeen in seinen Studien immer einem durchschnittlichen Mittelfeld zu. Diese Betriebe können ihren CO2-Fußabdruck um immerhin sechs Prozent und ihre Papierkosten um fünf Prozent senken. In den anderen Punkten schneiden sie deutlich schlechter ab als die Führungsgruppe. Die letzten 30 Prozent der Firmen haben offenbar bisher gar kein Händchen für Nachhaltigkeit. Bei ihnen verschlechterten sich die sechs abgefragten Werte massiv, zum Teil im zweistelligen Prozentbereich. Nur ihre Kundenbindung konnten auch diese Nachzügler ein wenig verbessern.
Eine der Kernaussagen der unter dem Titel "The ROI of Sustainability" veröffentlichten Studie ist: Nachhaltigkeit ist kein Gutmenschen-Thema, dessen Erfolg sich nicht in harten Zahlen messen lässt. Allerdings stellt genau das viele Firmen vor Probleme. So gab eine Reihe von Befragten an, dass es ihnen nur schwer gelinge, den Return on Investment zu berechnen und deutlich zu machen, dass sich die Ausgaben auszahlen.
Wie stark das Prinzip Nachhaltigkeit in der Firmenstrategie verankert ist, bestimmt den Erfolg. Allerdings reicht das nicht aus. Die auf dem Gebiet führenden Unternehmen haben häufiger als andere Nachhaltigkeits-Kennzahlen in die Beurteilung ihrer Wertschöpfungskette aufgenommen. Außerdem binden sie häufiger Kunden in das Thema ein und überarbeiten ihre Produktstrategie anhand von Nachhaltigkeitskriterien.
Prozesse verbessern mit Six Sigma
Welche konkreten Maßnahmen die Firmen ergreifen, hat Aberdeen in fünf Kategorien abgefragt. Zum einen nahmen die Marktforscher die Prozesse unter die Lupe. So arbeiten zum Beispiel 52 Prozent der Spitzenfirmen in punkto Nachhaltigkeit mit Methoden wie Six Sigma, um ihre Prozesse zu verbessern. Von den übrigen Firmen setzen nur 38 Prozent derartige Instrumente ein.
Auf Organisationsebene ist entscheidend, wie hoch das Thema Nachhaltigkeit aufgehängt ist. Von den erfolgreichsten Firmen haben 72 Prozent eine Führungskraft auf C-Ebene, die für die Nachhaltigkeits-Agenda verantwortlich ist. Bei den übrigen Unternehmen sind es 58 Prozent. Außerdem ist Nachhaltigkeit bei der Spitzengruppe häufiger bei der Einstellung neuer Mitarbeiter von Belang.
Kennzahlen überwachen und kommunizieren
Als nächstes schauten sich die Aberdeen-Beobachter das Thema Wissensmanagement an. Kaum ein Unternehmen sei hier schon so weit, wie es wünschenswert wäre, lautet ihr Befund. Den führenden Firmen gelingt es allerdings besser als anderen, im Unternehmen zu kommunizieren, welche Erfolge mittels nachhaltigen Wirtschaftens erzielt werden. 37 Prozent nutzen dafür Scorecards. 30 Prozent gelingt es außerdem, in Echtzeit darzustellen, ob Projekte dem firmeneigenen Nachhaltigkeits-Prinzip entsprechen.
Um zu überwachen, wie nachhaltig gearbeitet wird, ist Technologie nötig. Auch hier schreiten die erfolgreichen Firmen deutlich voran. Eine Schlüsselrolle spielen spezielle Dashboards, die Kennzahlen darstellen. Von den führenden Unternehmen arbeiten damit 72 Prozent, vom Mittelfeld 56 Prozent und von den Nachzüglern 42 Prozent. Das Berichtswesen ist beim Thema Nachhaltigkeit noch zum großen Teil Handarbeit. Automatisierte Berichte gibt es selbst in der Spitzengruppe nur zu 37 Prozent, bei den anderen Firmen noch seltener.
CO2-Ausstoß messen
Als fünften Bereich untersuchte Aberdeen, wie übergreifend der Erfolg von Nachhaltigkeits-Handeln gemessen wird. 41 Prozent der Top-Firmen lassen von Unabhängigen überwachen, ob sie tatsächlich nachhaltig wirtschaften und messen regelmäßig ihren gesamten CO2-Ausstoß.
Als Schlussfolgerung aus ihren Umfrageergebnissen empfehlen die Berater von Aberdeen allen Firmen, die Messung von Kennzahlen auszubauen. Das gelte auch für die Unternehmen, die schon jetzt Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sind. Vor allem die hinteren 30 Prozent allerdings müssen auch noch auf ganz anderer Ebene aufholen. Bei ihnen gilt es, zunächst einmal Standards für Nachhaltigkeit zu verankern.