Freie Stellen, aber kaum Fachkräfte - der Mangel macht sich schon jetzt vor allem in der IT-Branche bemerkbar. Das ist zumindest gut für die Gehälter: Rares Gut wird teuer. Deswegen steigen dieses Jahr die Löhne und Gehälter besonders im IT-Bereich stark an: Ein Plus von 3,2 Prozent im Durchschnitt für IT-Mitarbeiter stellte der "Kienbaum-Report zur Vergütung von Fach- und Führungskräften in IT-Funktionen" fest.
Vor allem die Entscheider profitieren: Sie bekommen 3,4 Prozent mehr Lohn als noch 2011. Das Beratungsunternehmen aus Gummersbach analysierte dafür die Daten von 5500 Angaben aus 550 Unternehmen. Kienbaum befragte für den Report 1387 Führungskräfte in 470 Unternehmen.
Einsteigergehälter sind gestiegen
Die Erhöhung des Gehalts hängt auch davon ab, wie lange ein Entscheider schon arbeitet. Einsteigergehälter erhöhen sich überdurchschnittlich, während sich gegen Karriereende die Gehälter nur noch wenig ändern. CIOs mit einer Berufserfahrung von sechs bis elf Jahren bekamen fünf Prozent mehr Lohn. Waren sie dagegen schon mehr als 20 Jahre im Geschäft, bekamen sie nur 2,8 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Die Durchschnittswerte verdecken die großen Schwankungen. Je nach Position variieren die Gehälter nämlich erheblich. Am besten verdienen die Leiter IT-Anwendungsentwicklung mit 115.00 Euro im Jahr. Nur ein bisschen weniger verdienen Leiter IT-Architektur, Methoden und Werkzeuge und der Leiter IT-Betrieb mit 113.000 Euro im Schnitt. Das Schlusslicht bildet der Leiter IT-Projektmanagement mit 93.000 Euro. Das ist nur wenig mehr als der IT-Security Manager, der nicht mehr zu den Führungskräften zählt und immerhin schon 82.000 Euro Jahresgehalt aufweist.
Auch innerhalb der Positionen schwanken die Gehälter stark. Der Leiter IT etwa verdient zwischen 76.000 Euro und 138.000 Euro. Beim Leiter Netzwerktechnik und Telekommunikation liegt das untere Quartil bei 90.000 Euro Jahresgehalt, während das obere Quartil bei 130.000 Euro liegt. Dabei ist es laut Studie meist irrelevant, in welche Branche die Firma angesiedelt ist. Ausschlaggebend für das Gehalt sind andere Faktoren wie die Unternehmensgröße, Organisations- und Eignerstrukturen und Mitarbeiterqualifikationen.
Dennoch verdienen IT-Führungskräfte in der Chemie und Mineralölverarbeitung am meisten: 151.000 Euro Jahresgehalt. Entscheider im Bereich Keramik und Glas erhielten dagegen nur 74.000 Euro jährlich. Der Durchschnittswert lag bei 109.000 Euro.
Höhere Ausbildung bedeutet höheres Gehalt
"Promovierte Führungskräfte und Spezialisten werden mit Abstand besser vergütet", heißt es in der Studie. Das liegt daran, dass besser ausgebildete IT-ler leichter nach oben kommen, wo die Bezahlung lukrativer ist. Ein promovierter CIO wird aber auf vergleichbarer Position nicht besser bezahlt als einer ohne Doktortitel. Die Kienbaum-Studie begründet die Gehaltsdifferenzen stattdessen mit der Unternehmensgröße. "Führungspositionen in größeren Unternehmen sind überproportional mit Akademikern besetzt, größere Unternehmen zahlen aber auch die höheren Gehälter", so der Report.
Das erklärt die beträchtlichen Unterschiede: Ein promovierter CIO verdient etwa 117.000 gegenüber 108.000 Euro mit einem Diplom, Master oder Magister an einer Universität, 99.000 an einer Fachhochschule und CIOs mit Fachabschluss oder Berufsausbildung verdienen 90.000 und 91.000 Euro. Immerhin neun Prozent der Führungskräfte hatten einen Doktortitel, 38 Prozent einen Universitätsabschluss und 41 Prozent einen FH-Titel.
Regionale Unterschiede
Stadt, Land, Gehalt: Die regionalen Unterschiede in der Vergütung sind erheblich. Besonders in Großstädten verdienen CIOs am besten und kommen auf im Schnitt 10 Prozent mehr Lohn als im Bundesdurchschnitt. Auch bei den IT-Entscheidern ist der Osten Deutschlands benachteiligt: Hier verdienen Führungskräfte gerade mal nur etwa vier Fünftel der durchschnittliche gezahlten Löhne. Während sich IT-Verantwortliche in Düsseldorf über 111 Prozent des durchschnittlichen Jahresgehalts freuen dürfen, müssen CIOs in Dresden, Leipzig und Halle mit 78 Prozent auskommen.
Frauen holen beim Gehalt auf
Frauen verdienen in der IT-Branche im Schnitt fünf Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen. Eigentlich ist das aber sogar eine positive Nachricht: Gehaltsmäßig haben sie aufgeholt. Letztes Jahr hatte Kienbaum voraus gesagt, dass Frauen in der IT aufgrund des Fachkräftemangels mittelfristig besser bezahlt würden. Studienleiter Christian Näser hat Recht behalten: Die Gehaltsdifferenz hat sich verkleinert, letztes Jahr betrug der Unterschied noch zehn Prozent.
Ohnehin sind Frauen in der IT wenig vertreten. Nur 13 Prozent Frauenanteil bei den Fachkräften und kümmerliche sieben Prozent unter den Führungskräften weist der Kienbaum-Report aus. Immerhin war das ein Prozentpunkt unter den Führungskräften als noch im Vorjahr, während immer weniger Frauen unter den Fachkräften zu finden sind: 2011 waren es noch 16 Prozent.
Variable Vergütung
Das Grundgehalt wird bei 84 Prozent der Führungskräfte um Boni ergänzt. Im Schnitt erhalten sie etwa 15 Prozent ihrer Direktvergütung als leistungsgebundene Vergütung. Das entsprach etwa 18.400 Euro. Freuen dürften sich CIOs aber nicht: Ihnen fehlen durchschnittlich rund 5000 Euro, denn letztes Jahr betrug die variable Vergütung noch rund 23.000 Euro.
Nur 71 Prozent der IT-Fachkräfte dagegen erhalten einen Bonus, er macht im Schnitt etwa 5500 Euro aus. Noch weniger verbreitet sind solche Sonderzahlungen unter Sachbearbeitern: Nur 61 Prozent bekommen sie. Die Ausschüttung von variablen Gehältern fördere die Identifikation mit dem Unternehmen und motiviere sie zu besonderen Leistungen, so die Studie. Der Report ist im Kienbaum-Shop erhältlich.