Jede zweite freie Stelle für Einsteiger in die IT-Branche wird von Firmen in Baden-Württemberg und Bayern angeboten. Damit haben die Länder der Südschiene ihre Führung auf diesem Feld weiter ausgebaut. Weiterhin Schlusslicht sind dagegen Berlin und die fünf neuen Bundesländer, in denen zusammen nur 3,5 Prozent der freien Stellen angesiedelt sind - das sind noch 1,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch die Nordländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen und der Westen verbuchen im Vergleich mit 2007 geringere Anteile an der Gesamtzahl der freien Stellen. Das hat der "IT-Jobscout Juni 2008" des Beratungshauses PPI AG ergeben.
Für den "IT-Jobscout Juni 2008 - Stellen für Absolventen" untersuchte das Beratungshaus PPI AG 429 Online-Stellenangebote von 100 Firmen der IT-Branche mit mindestens 750 Mitarbeitern, die sich an Bewerber mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung richten. Die Untersuchung wird zweimal jährlich durchgeführt.
Bezogen auf die führenden 100 IT-Unternehmen, deren Stellenangebote in der Studie ausgewertet wurden, erwies sich der Markt leicht rückläufig. Boten 2007 noch 59 Prozent von ihnen über Anzeigen Arbeitsplätze für Absolventen oder Berufseinsteiger mit bis zu zwei Jahren Erfahrung an, so waren es bei der aktuellen Untersuchung nur 56 Prozent. Den stärksten Rückgang gab es hier bei Firmen mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz. Boten vor einem Jahr noch neun von zehn Stellen an, so waren es in diesem Jahr nur noch knapp zwei Drittel. Dagegen war das Stellenangebot bei Betrieben mit 100 bis 250 Millionen Euro Umsatz etwas größer als 2007.
Am ehesten Fuß fassen können junge IT-Fachleute derzeit in der Anwendungsentwicklung. 37,5 Prozent der ausgeschriebenen Arbeitsplätze finden sich in diesem Bereich, das sind 7,7 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Fast ebenso stark gefragt sind IT-Berater, nach denen ebenfalls in etwas mehr als einem Drittel der Online-Anzeigen gesucht wird. Mit weitem Abstand dahinter folgen IT-Architekten, Projektmanager, Support-Mitarbeiter und andere Fachkräfte.
Ein Informatikstudium ist den ausgewerteten Anzeigen zufolge die beste akademische Eintrittskarte in IT-Berufe. In 83 Prozent der Annoncen wurde ein Abschluss in diesem Fach gewünscht. Wirtschaftsinformatiker wurden in fast jeder dritten Ausschreibung gesucht, gefolgt von Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern.
Klassische Informatiker sehr gefragt
Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurden in sieben von zehn Anzeigen Informatiker gesucht. Die Studienautoren stellen deshalb die Frage, ob es womöglich einen Trend zurück zum "klassischen Informatiker" gebe. Denn schlüsselt man die Stellenangebote nach Arbeitsbereichen auf, so erweisen sich diese Fachleute für viele Positionen als die Lieblinge der Personaler. In der Anwendungsentwicklung rangieren Informatiker ebenso an erster Stelle wie in der Architektur, Beratung, beim Vertrieb, Projektmanagement, Qualitätsmanagement und Support. Nur in der Hardwareentwicklung sind Ingenieure häufiger gesucht.
Bestimmte Studienschwerpunkte sind für die meisten Stellen nicht gefragt. Auch eine Berufsausbildung wie Bankkaufmann oder Fachinformatiker müssen die Einsteiger nur in den seltensten Fällen gemacht haben. Für weniger als die Hälfte der freien Jobs sind zudem ausdrücklich BWL-Kenntnisse gefordert.
Informatiker sollen auch BWL-Kenntnisse haben
Am häufigsten verlangen die Firmen von Informatikern, dass sie sich zusätzlich in der Betriebswirtschaft auskennen. Bezogen auf den Einsatzbereich ist BWL-Wissen besonders oft in der Beratung und im Vertrieb gefragt. Auch wer als Qualitätsmanager arbeiten will, muss in mehr als der Hälfte der Fälle entsprechende Kenntnisse mitbringen.
Methodenkenntnisse sind für sechs von zehn Stellen wichtig, eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr. In jedem dritten Stellenangebot werden Datenbank-Kenntnisse verlangt, auf dem zweiten Platz rangiert die Sprache UML (Unified Modeling Language).
Java-Kenntnisse erwarten die Unternehmen in 54,3 Prozent der Online-Anzeigen. Programmierkenntnisse sind gegenüber 2007 insgesamt wichtiger geworden. Verlangten sie im Vorjahr noch 49 Prozent, so waren es bei der aktuellen Erhebung 54,2 Prozent. C++ liegt hinter Java mit 30, 8 Prozent Nennungen an zweiter Stelle. Während Java unter anderem für Stellen in der Anwendungsentwicklung, Beratung und Projektmanagement die wichtigste Sprache ist, liegt C++ bei Hardwareentwicklung und IT-Architektur vorn.
Osteuropäische Sprachkenntnisse gefordert
Für drei Viertel der offenen Stellen sind Fremdsprachenkenntnisse unerlässlich. Besonders häufig werden sie erwartet bei Stellen, für die Wirtschaftsingenieure oder Ingenieure gesucht werden. Aufgefächert nach den zu besetzenden Funktionen sollten Qualitätsmanager und Support-Mitarbeiter besonders oft mehrsprachig sein. Zunehmend suchen die Unternehmen Mitarbeiter, die neben Englisch osteuropäische Sprachen beherrschen.
Auch wenn die Firmen in ihren Anzeigen in den meisten Fällen ein Studium als Zugangsvoraussetzung nennen, haben reine Theoretiker kaum eine Chance auf eine Stelle. In mehr als 75 Prozent der Ausschreibungen wird den Berufseinsteigern bereits Praxiserfahrung abverlangt, etwa aus Projekten oder Praktika. Überdurchschnittlich müssen Wirtschaftsingenieure und Ingenieure sowie Wirtschaftsinformatiker sie mitbringen. Bezogen auf einzelne Tätigkeitsbereiche können Anfänger ohne Berufserfahrung am ehesten in der Hardwareentwicklung unterkommen. Hier ist vorherige Praxis nur in jeder zweiten Anzeige gefragt.
Teamgeist ist wichtigste Schlüsselqualifikation
Außer Fachkenntnissen müssen IT-Neulingen vor allem Teamgeist besitzen. In drei von vier Stellenanzeigen wird diese Schlüsselqualifikation verlangt. Insgesamt Sind Soft Skills für fast alle Stellen unabdingbar. So genannte "harte" persönliche Fähigkeiten erwiesen sich dabei als eher unwichtig. Nur wenige Personaler verlangen von den Neulingen Durchsetzungsvermögen, Entscheidungs- oder Konfliktfähigkeit.