Die Aussagen der weltweit befragten Führungskräfte zeigen, dass immer noch ein hohes Maß an Unsicherheit herrscht, wie auf die aktuellen Veränderungen reagiert werden soll. So sind rund 93 Prozent von ihnen der Meinung, dass eine Abkehr von der konventionellen Definition des Arbeitsplatzes für den Erfolg des eigenen Unternehmens relevant oder sehr relevant sei. Dennoch sehen nur 20 Prozent ihr Unternehmen für diese Herausforderungen ausreichend gerüstet - diese Lücke gilt es zu schließen.
Knapp die Hälfte der Befragten nennen die Auflösung veralteter Denkweisen und Praktiken als größte anstehende Herausforderung, wenn es darum geht, ihr Unternehmen in Richtung einer stärker Skill-orientierten Organisation zu entwickeln. Die Neuausrichtung des Personalbereichs und die Potenziale, die eine solche Reorganisation ermöglichen, sehen die befragten Vorstände und Geschäftsführer als maßgebliche Aufgaben für die kommenden Jahre.
Abschied vom traditionellen Arbeitsplatz
Arbeitsplätze schaffen, abbauen, erhalten oder neu organisieren: Bis heute werden die Aufgaben noch häufig über die Stellenbeschreibung definiert. Diese gibt eine feste Verortung des Arbeitenden in der Organisation vor: Abweichungen davon sind auch weiterhin eher die Ausnahme als die Regel.
Erkennbar ist jedoch eine Verschiebung immer mehr in Richtung einer Skill-basierten Auffassung der Arbeitsleistung. Dabei werden die Mitarbeitenden weniger danach beurteilt, wie gut sie die Aufgaben der Stellenbeschreibung erfüllen, sondern vielmehr nach ihren Fähigkeiten und tatsächlichen Arbeitsergebnissen.
Technologisch noch viel Luft nach oben
Idealerweise unterstützen moderne Technologien - dessen sind sich neun von zehn Befragten bewusst. Andererseits scheint die Bereitschaft der Unternehmen, sich technisch mit State-of-the-art-Lösungen auszurüsten, um damit ihre Teamleistungen zu optimieren, bislang wenig ausgeprägt. Lediglich 22 Prozent sind der Meinung, dass ihre Unternehmen das dafür Notwendige leisten. Moderne Technologien zählen zu den wichtigsten Treibern, wenn es darum geht, die feste Verortung der Arbeitsplätze aufzubrechen und die Arbeit angenehmer zu gestalten.
Insbesondere im Bereich der Wissensarbeit ermöglicht es die zunehmende Digitalisierung, dass bereits heute eine Vielzahl von Aufgaben ortsunabhängig geleistet werden können. Dass hier das "Wo?" in vielen Fällen an Bedeutung verloren hat und das "Wie?" und "Wie schnell?" künftig immer mehr dominieren, ist in der Mehrzahl der befragten Unternehmen angekommen. So sind 87 Prozent der Führungskräfte der Ansicht, dass das richtige Arbeitsmodell für den Erfolg ihres Unternehmens eine entscheidende Rolle spielen wird. Lediglich sechs Prozent der Befragten haben bis dato keine Veränderungen vorgenommen und sehen für die Zukunft keine Notwendigkeit dafür.
Arbeitsplätze neu definieren
Wenn es um den Wandel in der Arbeitswelt geht, ist die wachsende Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften ein erheblicher Faktor. Der Arbeitskräftemangel hat nicht nur zu einem zunehmenden Selbstvertrauen der Arbeitnehmenden geführt, sondern auch deren Ansprüche erhöht, was ihren Einstieg im und ihre Bindung zum Unternehmen betrifft. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer sind bereit, ihr derzeitiges Beschäftigungsmodell zu wechseln oder werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit tun.
Diese verschiedenen Modelle - von der klassischen Vollzeitbeschäftigung bis zur freiberuflichen Tätigkeit - zu koordinieren und im Sinne der Produktivität des Unternehmens bestmöglich einzusetzen, erfordert durchdachte Gesamtkonzepte mit klaren Spielregeln. 84 Prozent der Führungskräfte sind sich dieser Herausforderung bewusst; lediglich 16 Prozent meinen, dass dies in ihrer Organisation optimal umgesetzt wird.
Nachhaltigkeitsthemen nehmen zu
Gerade Unternehmen, die auf klassische Vollzeittätigkeiten setzen, können dadurch künftig an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Hier den Fokus auf einen Skill-basierten Ansatz zu setzen, macht das Unternehmen attraktiver für hochqualifizierte Arbeitskräfte und bindet sie.
Gleichzeitig nehmen Nachhaltigkeitsthemen einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung des Unternehmens als Arbeitgeber. Auch hier ist die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit sehr groß. So sind 84 Prozent der Führungskräfte der Auffassung, dass Nachhaltigkeit essenziell für den Erfolg ihres Unternehmens ist; tatsächlich aber nur jeder Fünfte glaubt, dass ihre Organisation bereit für die notwendige Transformation ist.
Führungsverständnis und -kompetenzen verändern sich
"Ob im Büro, im Homeoffice oder andernorts: Viele Mitarbeitende wollen selbst bestimmen, wo sie ihre Arbeit erledigen", so Maren Hauptmann, Human Capital Leader bei Deloitte Deutschland. "Sie betrachten diesen Wandel als Chance, gemeinsam mit den Führungskräften ihres Unternehmens die Zukunft der Arbeit neu zu gestalten."
Dieser Gestaltungswille und die damit verbundenen Ansprüche verlangen ein neues Leadership-Verständnis und verändern die Führung. Insgesamt 94 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass Kompetenz und Effizienz der Führungskräfte entscheidend für den Erfolg ihres Unternehmens sind. Jedoch hält nicht einmal jeder vierte Befragte die Führungskräfte für ausreichend vorbereitet, den Anforderungen, die die Umwälzungen mit sich bringen, standzuhalten. So gab die Hälfte der Studienteilnehmenden an, dass die Führungskräfte ihres Unternehmens überfordert seien und nicht wissen, welche Prioritäten sie setzen sollten.
Gefragt sind mutige Chefs
"Führungskräfte sollten mit Neugier, Mut und Experimentierfreude das noch unbekannte Terrain betreten.", so Maren Hauptmann. "So können Unternehmen Schritt für Schritt neue durchdachte Gesamtlösungen finden. Das fängt mit der strategischen Planung des Personalbedarfs an: Welche Kompetenzen und Mitarbeitenden braucht das Unternehmen? Woher sollen sie kommen? Wie begeistern und binden wir sie? Gefragt sind dynamische Talentmodelle und entsprechende Trainingskonzepte, damit die benötigten Fähigkeiten schnell verfügbar sind."
An der Studie "Human Capital Trends 2023", beteiligten sich weltweit 10.000 Unternehmensvertreter aus 139 Ländern, unter ihnen 1.500 Führungskräfte. Die Studie können Sie hier herunterladen.