Explodierende Kosten im Gesundheitswesen zwingen insbesondere die öffentlichen Krankenhäuser zu kreativen Lösungen. Das muss nicht zulasten der medizinischen Versorgung gehen, denn das Optimierungspotenzial bei Medizintechnik und ITK (Informations- und Telekommunikationstechnologie) ist noch lange nicht ausgeschöpft. In vielen Fällen lassen sich Arbeitsabläufe beschleunigen und gleichzeitig die Versorgung der Patienten weiter verbessern.
Das städtische Klinikum Hanau schlug bei der Investition in ein digitales Archiv daher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Bei der Auswahl des neuen Archivsystems spielten nicht nur möglichst niedrige Gesamt- und Betriebskosten, sondern auch eine hohe Verfügbarkeit mit Ausfallsicherheit eine entscheidende Rolle.
Die Filmkosten für Röntgenaufnahmen und Computertomographien schlugen pro Jahr mit 300.000 Euro zu Buche - Tendenz steigend. Durch immer höhere Filmpreise und eine wachsende Anzahl von Aufnahmen war ein Ende der Kostenspirale nicht abzusehen.
Daher entschloss sich das Klinikum, seine bildgebenden Verfahren und die Archivierung zu digitalisieren. Die neue Plattform soll das elektronische Archiv des Klinikums langfristig auf zukunftssichere Füße stellen. "Eines der ausschlaggebenden Kriterien bestand darin, auch archivierungspflichtige Daten aus anderen medizinischen Anwendungen künftig einfach in das Archivsystem integrieren zu können. Denn unser Ziel ist ein zentrales, hochgradig skalierbares Archiv für alle medizinischen Informationen, das unseren administrativen Aufwand auf ein Minimum reduziert", unterstreicht EDV-Leiter Hüseyin Gökceoglu.
Das Klinikum der Stadt Hanau entschied sich daher im Herbst des vergangenen Jahres für eine "Medical Archiving Solution" (MAS) von HP. Dabei spielten mehrere Aspekte eine Rolle: Diese Lösung unterstützt Schnittstellen wie NFS (Network File System), CIFS (Common Internet File System) sowie DICOM (Digital Imaging and Communications in Medicine) und ermöglicht so die Übernahme und Archivierung von Daten aus allen gängigen medizinischen Applikationen.
Da MAS speziell für die Speicherung personenbezogener Daten in der Medizin entwickelt wurde, werden die Anforderungen von Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens im Hinblick auf das Speichern, Übertragen und den Schutz von Patientendaten erfüllt.
Um auf Nummer sicher zu gehen, arbeitete das Krankenhaus bereits im Vorfeld der Integration eng mit dem Beratungsunternehmen MedServ Neumann& Partner sowie Fujifilm zusammen: Das Beratungsunternehmen unterstützte das Klinikum bei der Auswahl der Lösung und übernahm auch die Verantwortung dafür, dass das gewählte System alle Anforderungen des Klinikums erfüllt. Ein entscheidender Faktor war dabei das reibungslose Zusammenspiel mit dem im Klinikum Hanau eingesetzten PACS (Picture Archiving and Communication System) SYNAPSE von Fujifilm.
Integrierte doppelte Redundanz macht Backup überflüssig
Um eine maximale Verfügbarkeit der IT-Systeme zu gewährleisten, unterhält das Klinikum Hanau zwei in sich redundante Rechenzentren. Dementsprechend kommen auch zwei identische MAS-Installationen zum Einsatz. Beide Systeme speichern jeweils 10 TByte wahlweise auf SATA- und SCSI-Festplatten.
Da die Daten auf jedem System doppelt abgelegt werden, ergibt sich daraus ein Netto-Volumen von 5 TByte pro Rechenzentrum. Der Vorteil dieser Konzeption: Jedes archivierte Objekt wird pro System dupliziert, und im Falle eines korrumpierten Objektes wird dieses ausgeblendet und es wird vom "gesunden" Objekt eine Kopie erstellt.
Erleichterungen für die Ärzte
Diese Self-Healing-Funktionalität führt zur höchstmöglichen Datenkonsistenz. Ein Backup - zum Beispiel auf Bänder - entfällt. "Angesichts sinkender Plattenpreise ist dies für uns die wirtschaftlichste Lösung", erläutert Hüseyin Gökceoglu. "Da wir künftig immer mehr Daten archivieren, würde auch der Aufwand für das tägliche Backup stetig steigen. Datenintensive Backups belegen aber wertvolle Netzwerk-Kapazitäten. Mit der jetzigen Konfiguration vermeiden wir dies und entlasten unsere ITK. Außerdem bietet uns unser Archivsystem eine Technologie, die Medienbrüche vermeidet, was bei Bändern nicht der Fall ist."
Die neue Archivlösung erleichtert nicht nur den IT-Administratoren die Arbeit, auch die über 100 Ärzte des Klinikums kommen in den Genuss vieler Vorteile, von denen letztendlich die Patienten profitieren: So stehen Röntgenbilder und Computertomographien nun auf Knopfdruck in Sekundenschnelle zur Verfügung. Der umständliche Transport der Filmtüten entfällt.
Auch bei der Auswertung der Bilder eröffnen sich neue Möglichkeiten: Möchte ein Arzt bei der Diagnose und Therapie einen Kollegen hinzuziehen, kann der um Unterstützung gebetene Mediziner von jedem Arbeitsplatz im Krankenhaus oder über eine geschützte Remote-Verbindung per Fernzugriff ebenfalls auf die Daten zugreifen. Benötigen Patienten die Aufnahmen für eine Weiterbehandlung, etwa beim Hausarzt, sorgen auf CD gebrannte Kopien für den problemlosen Transport.
"Die in MAS eingebauten Funktionen Revisionsverfolgung, Zugriffsaufzeichnung, Nutzungskontrolle und Wachstumsplanung ermöglichen dem Klinikum, seine IT-Investitionen langfristig zu kalkulieren", hebt IT-Leiter Gökceoglu hervor. "Hier kommen nicht nur die kostengünstigen Erweiterungsmöglichkeiten zum Tragen, sondern insbesondere der geringe Aufwand für die Administration des Systems.
Nur so ist es möglich, dass ein lediglich sieben Mitarbeiter zählendes Team unsere komplette EDV betreut - inklusive eines SAP-Systems", äußert sich der IT-Leiter Gökceoglu. "Mittelfristig haben wir dank unserer hochgradig skalierbaren IT sogar zusätzliche Optionen für das Krankenhaus erschlossen. So steht uns beispielsweise die Möglichkeit offen, unser Archivsystem auch anderen Einrichtungen im Gesundheitswesen - wie etwa radiologischen Praxen - als IT-Dienstleister anzubieten."
Rationalisierungspotenzial bei DMS
"Damit erhält unsere IT einen weiteren Produktivfaktor und liefert unserem Krankenhaus zudem einen bedeutenden Kostenvorteil", resümiert Gökceoglu und denkt daran, in Zukunft die Diagnose- und Behandlungsergebnisse weiterer medizinischer Verfahren einzubinden. Die bereits geplante Koppelung an ein umfassendes Dokumentenmanagementsystem (DMS) wird zusätzlich technisches Rationalisierungspotenzial ausschöpfen.
Und auch für kommende Entwicklungen, wie etwa die mögliche Einführung der elektronischen Patientenakten (EPA), ist das Klinikum Stadt Hanau dank der HP MAS sehr gut vorbereitet.