Europas Top-Arbeitgeber

Kommt Porsches Image unter die Räder?

22.06.2009 von Karsten Langer
PwC und Google sind die Lieblingsarbeitgeber künftiger BWLer und Ingenieure in Europa. Das ist ein Ergebnis einer Studie. Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer zählen zu den Gewinnern im Toparbeitgeber-Ranking 2009. Deutsche Konzerne sinken in der Gunst.
Toparbeitgeber in Europa: Google belegt vorderste Plätze.
Foto: Google

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ist nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Trendence der mit Abstand beliebteste Arbeitgeber der angehenden Betriebswirtschaftsabsolventen in Europa. Die Gesellschaft hat den Vorjahressieger L'Oréal auf den zweiten Platz verdrängt. Auf Platz drei rangiert Ernst & Young, auf Platz fünf Deloitte und auf Rang sieben KPMG. Das Prüfunternehmen war 2008 noch nicht in den Top Ten vertreten. Bei den Ingenieuren ist wie im Vorjahr Google der beliebteste Arbeitgeber, gefolgt von Microsoft und Apple .

Die Ergebnisse der Trendence-Studie präsentiert manager-magazin.de exklusiv. Insgesamt 196.000 angehende Absolventen wurden europaweit befragt, unter ihnen 67.500 künftige Ingenieure.

Bei den Ingenieuren hat es zwar kein Beratungsunternehmen auf einen der ersten zehn Ränge geschafft, aber Accenture hat sich vom 21. Rang 2008 auf den 13. Platz in diesem Jahr vorgeschoben. "Wir beobachten in Europa trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise eine gestärkte Stellung der Berater und Wirtschaftsprüfer. Diese Gesellschaften gehören zu den Unternehmen, die viel Zeit in ihre Marke investieren", sagt Manja Ledderhos, Seniorberaterin beim Berliner Trendence Institut.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung von manager-magazin.de.
Foto: manager-magazin.de

Die Trendence-Studie belegt auch, dass sich die Vorlieben in Bezug auf die Lieblingsarbeitgeber bei Wirtschaftswissenschaftlern wesentlich stärker verschoben haben als bei Ingenieuren. Die Aufsteiger in die Top Ten der BWLer sind KPMG und der Luxuskonzern LVMH, der im vergangenen Jahr noch unter "ferner liefen" auf Rang 28 verharrte. "Besonders überrascht hat uns das gute Abschneiden vieler Luxusmarken in den Rankings. Ein gutes Beispiel ist hierfür LVMH. In Krisenzeiten werden Luxusmarken - sowohl auf Produkt- als auch auf Arbeitgeberebene - attraktiver", sagt Trendence-Beraterin Ledderhos.

Bei den Ingenieuren gab es unter den Top Ten zwar Verschiebungen, aber bis auf ein Unternehmen ist kein Konzern aus der Spitzengruppe gefallen. Google, Microsoft, Apple und IBM belegen wie im Vorjahr die Spitzenplätze. Absteiger des Jahres ist ausgerechnet Porsche . Der Sportwagenbauer musste EADS weichen. Das ist insofern erstaunlich, als der Luftfahrt- und Rüstungskonzern in der jüngeren Vergangenheit massive Probleme hatte. Dessen ungeachtet rückte EADS vom 18. auf den achten Platz vor. "In Krisenzeiten verschiebt sich der Blick auf potenzielle Arbeitgeber: Sicherheit im Job wird wichtiger", sagt Oliver Viel, Director of Customer Relations bei Trendence.

Deutsche Firmen bei Studienabsolventen nicht erste Wahl

Tatsächlich fällt auf, dass sich auf den ersten Rängen vor allem internationale Konzerne oder Weltmarken platzieren konnten - und solche Unternehmen, die viel Geld für ihr Employer Branding ausgeben. Nur zwei Unternehmen konnten sich wie schon im Vorjahr gleichermaßen in den Top Ten von Ingenieuren und Betriebswirten platzieren: Apple und Google. Während der Innovationskonzern Apple naturgemäß sowohl angehende BWLer und Ingenieure anzieht, ist ein Erklärungsversuch bei Google schon schwieriger.

"Google schafft einen sehr schwierigen Spagat: Die Marke ist nicht nur unglaublich erfolgreich, sondern bei Absolventen auch führend bezüglich der wichtigen Imagetreiber Kollegialität, Lifestyle und Work-Life-Balance. Kein anderes Unternehmen schafft es, den Absolventen ein derartig positives Bild von Arbeitsklima und Unternehmenskultur zu vermitteln", erklärt Trendence-Manager Viel den Erfolg des amerikanischen Suchmaschinenkonzerns.

Das stark amerikanisch geprägte Image der Lockerheit solle aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Google tatsächlich nur die Besten unter den Absolventen auswählt, sagt Trendence-Beraterin Ledderhos. Tatsächlich ist Googles Anforderungsprofil nicht weniger streng als das der Topunternehmensberatungen.

Deutsche Konzerne sind dagegen in der Gunst angehender Absolventen gesunken. Auch das ist ein Ergebnis der Trendence-Studie. Bei den Betriebswirten ist im aktuellen Ranking kein deutsches Unternehmen unter den Top Ten. Im vergangenen Jahr rangierten BMW auf Platz sechs und Adidas auf Rang zehn. Insgesamt schafften es aber acht Firmen unter die Top 50: BMW, Adidas, Volkswagen, Porsche, die Deutsche Bank, Allianz, Lufthansa und Siemens .

Anders präsentiert sich das Bild bei den Ingenieuren: Dort teilen sich BMW und Siemens den fünften Rang, Volkswagen folgt auf Platz 12, Porsche auf Platz 13 und Bosch auf Platz 15. Trotz der Korruptionsaffäre rückte Siemens von Platz acht auf Platz fünf vor. Insgesamt sind zehn deutsche Unternehmen unter den 50 bestplatzierten Toparbeitgebern der Ingenieure 2009, das sind immerhin 20 Prozent. Neueinsteiger sind Audi auf Rang 29, BASF auf Rang 45 und Lufthansa Technik auf Rang 50.

Große Einkommensunterschiede in den europäischen Ländern

Es mag für Unternehmen viele gute Gründe geben, Teile der Fertigung oder Entwicklung ins Ausland zu verlagern. Eines der schlagenden Argumente für einen solchen Schritt ist mit Sicherheit das Einkommensgefälle innerhalb Europas.

Besonders ausgeprägt ist diese Tendenz bei den Ingenieuren. Die Trendence-Studie zeigt, dass etwa Schweizer Ingenieure mit einem erwarteten jährlichen Durchschnittsgehalt von 49.921 Euro mehr als fünfmal mehr Geld erwarten als ihre Kollegen aus Rumänien oder Polen, die sich mit einem Salär von 9332 beziehungsweise 9345 Euro zufriedengeben.

Dicht hinter dem Spitzenreiter Schweiz folgen die angehenden Ingenieure aus Dänemark, die im Schnitt 49.151 Euro Einstiegsgehalt pro Jahr erwarten, auf Platz drei Norwegen mit 43.524 Euro und auf Platz vier Deutschland mit 40.689 Euro.

Im Verhältnis erstaunlich günstig zu haben sind Ingenieure in Schweden, Belgien, den Niederlanden, Spanien und Frankreich. Ein Ingenieur in Belgien gibt sich mit 25.664 Euro im Jahr zufrieden, in Spanien müssen Arbeitgeber mit einem zu zahlenden Salär von 18.286 Euro rechnen. Noch günstiger verkaufen sich die Tüftler in Portugal: Dort wird mit lediglich 14.109 Euro pro Jahr gerechnet.

Im Verhältnis dazu nehmen sich die Gehaltserwartungen von Ingenieuren in Russland üppig aus: Dort wird ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 15.219 Euro erwartet. Das mag unter anderem daran liegen, dass Moskau zu den teuersten Städten der Welt zählt und die russischen Schlüsselindustrien Bergbau, Erdöl- und Energiewirtschaft händeringend gute Leute suchen.

Höhere Gehaltserwartungen bei Ingenieuren

Unter den BWLern ist das Gehaltsgefälle in Europa nicht ganz so ausgeprägt wie unter den Ingenieuren. Hier sind die günstigsten Länder die Slowakei und Polen, dicht gefolgt von Ungarn und Tschechien. In der Slowakei empfinden angehende BWLer ein Einstiegsgehalt von 11.737 Euro als angemessen, in Polen sind es 11.768 Euro, in Ungarn 12.216 und in Tschechien 13.475.

Opulent dagegen die Gehaltserwartungen in Dänemark: 53.319 Euro Einstiegsgehalt durchschnittlich erwarten angehende BWLer nach Berechnungen des Trendence Instituts im flächenmäßig kleinsten Staat Skandinaviens. Fast moderat sind im Verhältnis dazu die Gehaltserwartungen in der Schweiz, Norwegen und Deutschland. Bei den Eidgenossen müssen Arbeitgeber 46.943 Euro berappen, in Norwegen 44.011 und hierzulande 42.356 Euro.

Zwischen 30.000 Euro und 40.000 Euro kostet ein Ingenieur in Österreich, Finnland, Frankreich, Irland und Schweden, zwischen 20.000 und 30.000 Euro in Belgien, Italien, den Niederlanden und Spanien. Der Mangel an Ingenieuren scheint sich unterdessen auch in den Gehaltserwartungen niedergeschlagen zu haben: Erstmals haben die Ingenieure in der Schweiz die magische Marke von 50.000 Euro gestreift. Die Gehaltserwartungen ihrer Hochschulkollegen aus den Wirtschaftswissenschaften haben sie damit bei Weitem übertroffen.

Ist der schnöde Mammon der Kitt, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbindet, oder sind es Nestwärme, Zuverlässigkeit und Fürsorge? Exemplarisch haben die Trendence-Marktforscher Dänemark, Russland und Frankreich in Bezug auf die Vorlieben angehender Absolventen des Studienfachs BWL analysiert.

Besonders interessant ist in der Auswertung die Position von Google. Angehende Wirtschaftwissenschaftler erwarten beim Suchmaschinenbetreiber in allen drei Ländern ein gutes Betriebsklima, aber kein hohes Gehalt.

Um des Geldes willen gehen angehende BWLer in Dänemark zu McKinsey und zur Reederei Moeller-Maersk, in Russland zu Gazprom, Lukoil und BMW, in Frankreich zu Ernst & Young, LVMH, Total Fina Elf und Goldman Sachs.

Französische BWLer global am mobilsten

Das beste Betriebsklima erwarten angehende BWLer in Dänemark bei Lego, Vetas und Besteller, in Frankreich bei Canal Plus, Ikea und Club Med und in Russland bei Nestlé , McDonald's und Coca-Cola. Vor allem das Ranking in Russland zeigt, was Unternehmen erreichen können, die ihre Arbeitgebermarke offensiv bewerben.

Die Globalisierung hat längst Einzug in das Bewusstsein angehender Absolventen gefunden - wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Unter den BWLern sind die Franzosen so auslandsoffen wie keine andere Nation: 67,5 Prozent aller angehenden BWLer könnten sich dort vorstellen, an jedem Fleck der Welt zu arbeiten. Sprachbarrieren werden offensichtlich nicht befürchtet. Es folgen an Platz zwei und drei Schweden und Portugal, Deutschland befindet sich mit einem Wert von 47,2 Prozent im Mittelfeld.

Eher bodenständig sind Polen, Deutsche und Dänen. 29,6 Prozent aller angehenden BWLer in Polen wollen gern im Land bleiben, 17,1 Prozent sogar in der Region, in der sie leben. Unter den Deutschen suchen 25,2 Prozent aller angehenden Wirtschaftswissenschaftler ihren ersten Job innerhalb der Landesgrenzen, in Dänemark sind es 24 Prozent.

Nicht weniger reiselustig als die angehenden BWLer sind künftige Ingenieure. 63,2 Prozent aller angehenden Absolventen aus Irland würden einen Job weltweit annehmen, 62,6 Prozent aller Portugiesen und 59,7 Prozent aller Briten. Weniger flexibel sind angehende Ingenieure in Polen: 29 Prozent künftiger Absolventen suchen ihren Job innerhalb der Landesgrenzen. Ähnlich ist die Situation in der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland. Dort wollen über 27 Prozent aller angehenden Ingenieure das Land nicht verlassen.

Treue Norweger

Besonders ortstreu und heimatverbunden sind die Norweger: 22,2 Prozent aller angehenden BWLer und 27,7 Prozent aller künftigen Ingenieure wollen die Region, in der sie wohnen, nicht verlassen. Das mag unter anderem daran liegen, dass 75 Prozent aller Norweger in Städten leben, allein über 13 Prozent von ihnen in Oslo.