Wenn Firmen ihre IT-Berater auswählen, spielen emotionale Faktoren eine große Rolle. Welches Image Beratungsfirmen bei Kunden und möglichen Auftraggebern haben, hat die Experton Group untersucht. Ein Ergebnis: IBM gilt als einer der internationalsten IT-Berater. Kunden schätzen das Unternehmen als innovativ, seine Mitarbeiter als kompetent. Allerdings: Die Preispolitik von IBM kommt weniger gut an.
An IBMs Problem, als wenig "preisflexibel" zu gelten, wie es in den Umfrageergebnissen heißt, hat sich wenig geändert. Als sich die Experton-Berater vor drei Jahren schon einmal in Firmen umhörten, bekamen sie ganz ähnliche Antworten - nicht nur in dieser Frage. "Die Image-Merkmale der meisten IT-Berater haben sich im Vergleich zur vorigen Befragung verfestigt", stellt Andreas Burau fest, Research Director bei dem Beratungsunternehmen mit Sitz in Ismaning bei München.
Burau und seine Kollegen befragten 400 Unternehmen, die ein Abbild der deutschen Firmenlandschaft darstellen sollen. Darunter waren 30 Prozent Fertigungsbetriebe, 15 Prozent Unternehmen der öffentlichen Hand und acht Prozent Finanzfirmen. Fast die Hälfte beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter. 281 der 400 Teilnehmer lassen sich beraten - rund 70 Prozent.
Neben der Frage nach Bekanntheit und vermuteter Wettbewerbsstärke ließ Experton die Firmen 25 Beratungsunternehmen je acht Attribute zuordnen: Etwa, ob sie sie als international, kompetent oder innovativ wahrnehmen. In die Wahrnehmungsbilder der einzelnen IT-Berater flossen zum einen Meinungen von deren Kunden ein. Außerdem nahm die Experton Group die Aussagen von Firmen auf, die die jeweiligen Beratungsfirmen vom Hörensagen kennen - sie also zum Beispiel schon einmal in die engere Wahl für ein Beratungsprojekt genommen hatten.
Accenture und CSC gelten als teuer
Als noch weniger preisflexibel als IBM nehmen Unternehmen laut der Analyse Accenture wahr. Die Kronberger bestechen in der Fremdwahrnehmung nicht durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Stattdessen verbinden die Befragten mit Accenture vor allem Internationalität und Innovation.
CSC ist seinen Kunden ähnlich wie Accenture kaum durch Preisflexibilität und ein gutes Verhältnis zwischen Preis und Leistung im Gedächtnis. Bekannt ist das Unternehmen dagegen als sehr kompetent und kundenorientiert. Außerdem assoziieren viele Befragte mit CSC hohes branchenspezifisches Geschäftsprozess-Know-how.
Logica steht aus Sicht der Befragten vor allem für Kompetenz und Innovation. Gegenüber diesen stark ausgeprägten Attributen stehen Kundenorientierung und Internationalität zurück.
Kleine Berater wenig bekannt, aber mit speziellem Image
Neben den Umfrageergebnissen für die genannten großen IT-Berater veröffentlichte die Experton Group auch die Aussagen über zwei kleinere Unternehmen. Zum einen über Syskoplan. Der Berater gehört seit 2005 mehrheitlich zur italienischen Reply S.p.A, ebenfalls einem Beratungsunternehmen. Syskoplan gilt als innovativ und ist bekannt für sein partnerschaftliches Verhalten gegenüber Kunden.
Als besonders kompetent wird der Schweizer IT-Berater Trivadis beurteilt, der vor allem Lösungen rund um Kernsysteme und Basistechnologien anbietet. Kunden schätzen an dem Unternehmen auch seinen Einsatz für sie und den partnerschaftlichen Umgang. Internationalität und Know-how in bestimmten Branchen sind dagegen nach Ansicht der Befragten weniger ausgeprägt. Andreas Burau von der Experton Group betont, kleinere IT-Beratungsfirmen seien zwar oft nicht weithin bekannt, besäßen aber im Kreise ihrer Kunden jeweils ein stark ausgeprägtes Image.
Bauchgefühl bei der Beraterwahl nicht ausblenden
Dass Emotionen und Erfahrungen bei der Auswahl von IT-Beratern ein wichtiger Faktor sind, überrascht Burau nicht. "Bei einer Beratung menschelt es eben viel mehr als bei Produkten", sagt er. In drei Phasen der Auswahl spielten weiche Faktoren eine besonders große Rolle. Ganz zu Beginn beurteilten Unternehmen Berater zunächst oft "nach Bauchgefühl".
Die emotionale Einschätzung trete zurück während des anschließenden strukturierten Auswahlprozesses. Wenn es danach darum gehe, aus den in Frage kommenden IT-Beratern den richtigen auszuwählen, werde diese Betrachtungsweise aber wieder wichtiger. "Dabei geht es dann darum, ob die Kultur des Beraters zu meinem eigenen Unternehmen passt", sagt Burau.
Entscheidend geprägt werde das Image der Dienstleister dann während laufender Projekte. Wenn während der Laufzeit Änderungen nötig seien, Anforderungen angepasst werden müssten, werde deutlich, wie gut die Beziehung wirklich sei. "Das hängt stark davon ab, ob man sich riechen kann", meint Burau.
Ob CIOs mit ihrer Einschätzung über das Image von IT-Beratern immer richtig liegen oder womöglich auf die falsche Fährte geraten, will Andreas Burau nicht pauschal beurteilen. Auch einen Appell, weniger auf weiche Faktoren zu achten, hält er nicht für sinnvoll. "Es bringt nichts, diese Ebene auszublenden", erklärt er. "Man muss miteinander können, das ist für die Verzahnung mit dem Berater äußerst wichtig."