Eine langfristige Verschiebung im Gesundheitswesen ist absehbar, die für einen tief greifenden Wandel in diesem Dienstleistungssektor sorgen wird. Liegt der Schwerpunkt im Gesundheitswesen heute noch auf einem von Ärzten kontrollierten Modell mit starker Fokussierung auf die Behandlung von akuten Symptomen, das für den Patienten durch mangelnde Angebote für präventive Maßnahmen und verstreute Patientendaten in diversen Archiven charakterisiert ist, soll nun der Wandel hin zu einem patientenorientierten Modell erfolgen.
Dabei sollen Prävention und Wellness-Maßnahmen im täglichen Leben der Patienten eine wichtige Rolle spielen, zudem steht die auf nationaler Ebene konsolidierte elektronische Gesundheitsakte im Mittelpunkt der Bemühungen. Informations- und Kommunikationstechnologien wie die elektronische Gesundheitskarte, Digital Medical Imaging/PACS (Bild-, Archiv- und Informationssysteme), und Telemedizinsysteme werden maßgeblich zu einer Transformation des Gesundheitswesens in Europa beitragen.
"Die Entwicklung einer Gesundheitsdienstleistung, die den Patienten in den Mittelpunkt bei den Leistungserbringern stellt, erhöht gleichzeitig die Informationsabhängigkeit im gesamten Gesundheitswesen. Ein solches Modell setzt voraus, dass der direkte Zugang und die Verfügbarkeit von Informationen über die Gesundheit des Patienten von jedem Standort und zu jeder Zeit möglich sind“, sagt Massimiliano Claps, Research Director bei Health Industry Insights, einem Tochterunternehmen von IDC. Nur auf Basis vollständiger Daten und verlässlicher Analysen könne der Aufbau eines informationsbasierten, patientenzentrischen Gesundheitsmodells erfolgen. Claps steht auf dem Forum als Experte für das Thema: Health 2.0: Focusing on Converged IT for the New Healthcare Paradigm zur Verfügung.
Generation Y
Während jeder damit beschäftigt ist, über ein mögliches neues Paradigma im Gesundheitswesen zu sprechen, erscheint bereits ein neues Störfallszenario am Horizont. Was passiert, wenn die Generation Y - also die Generation der nach 1980 Geborenen - in das Alter kommt, in dem sie Gesundheitsdienstleistungen unabhängig von der eigenen Familie in Anspruch nehmen muss? Diese Generation beherrscht das Web 2.0 und erhebt es zu wahrem Social Computing, indem sie Kollektivwerte wie Vertrauen, Autorität, Reputation, Selbstregulierung und Kontrolle neu definiert. Diese Generation vertraut den Informationen, die sie in virtuellen Communities sammelt und austauscht und ganz selbstverständlich mit den Tools, die ihnen zur Verfügung steht, umgeht.
Die Mitglieder der Generation Y sind von einer hohen Erwartungshaltung in Bezug auf Dienstleistungen im Gesundheitswesen geprägt. Sie werden sich selbstbestimmt mit dem Thema Wellness beschäftigen und sich mit Themen wie Fettleibigkeit in jungen Jahren und den möglichen Konsequenzen wie etwa Diabetes auseinander setzen müssen. Daraus resultierend benötigt diese Generation dringend Informationen wie sie gesund und fit altern kann.
Wenn man nun die beiden Faktoren - also die Web 2.0-Generation und die Notwendigkeit eines gesünderen Lebensstils - miteinander verbindet und den Umstand mit einrechnet, dass sich das durchschnittliche Aufklärungsniveau erhöhen muss, wird man beobachten können, dass die "Generation Y" die erste große Welle von Consumerization und Demokratisierung im Gesundheitsumfeld hervorbringt, so die Experten von IDC. Diese Generation wird gesundheitsrelevante Informationen durch Blogs, Wikis und Podcasts austauschen, ohne ihre wirkliche Identität beim Austausch von sensiblen Daten preiszugeben.
"Die Verantwortlichen des Gesundheitswesen aus Verwaltung und Medizin werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren alle Hände voll zu tun haben, um den Wandel von der Behandlung akuter Symptome und Krankheiten hin zu einem aktiven Gesundheitsmanagement und medizinischer Versorgung und Pflege in der gewohnten häuslichen Umgebung zu schaffen. Darüber hinaus müssen die Verantwortlichen schnell beginnen, nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten im Gesundheitsmodell Ausschau zu halten; andernfalls wird die Generation Y sie kalt erwischen", sagt Claps. Chronische Krankheiten seien ein fundamentaler Ausgangspunkt, bei der Mediziner schnell eine proaktive Rolle einnehmen müssen und Web 2.0 Tools nutzen sollten, um beispielsweise mit Patientenverbänden für Diabetes, Atemerkrankungen oder dauerhafter Invalidität zu interagieren.