Leere Terminals, leerer Himmel: Die Deutschen werden nach Einschätzung der Branche erst in einigen Jahren wieder so viel fliegen wie vor Corona-Krise. Vermutlich 2025 dürften bundesweit wieder so viele Menschen in Flugzeuge steigen wie 2019, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) mitteilte. Die Branche durchlaufe ihre längste und tiefeste Krise. Airlines und Flughäfen werden demnach auch in diesem Jahr Verluste machen, zahlreiche Arbeitsplätze sind bedroht. Bund und Länder wollen mit Millionen gegensteuern. Die Unternehmen hoffen unterdessen auf ein Ende des Fast-Stillstands im Frühjahr.
"Testen statt Quarantäne", das ist die zentrale Forderung mit Blick auf die Osterzeit. Denn die Aussicht, nach einer Reise in Risikogebiete mehrere Tage das Haus nicht verlassen zu dürfen, hält viele vom Fliegen ab. "Wer einen negativen Test vorweisen kann oder einen Immunitätsnachweis, der muss wieder reisen können", forderte Verbandspräsident Peter Gerber am Donnerstag.
Fluggesellschaften bleiben vorsichtig
Die Fluggesellschaften sind zurückhaltend mit neuen Angeboten. Easyjet kündigte am Donnerstag an, von Januar bis März höchstens zehn Prozent der eigentlich möglichen Flüge durchzuführen. Die deutschen Gesellschaften haben ihr Angebot für Januar und Februar auf 16 Prozent reduziert, im März könnte es auf 47 Prozent wachsen, wenn die Impfzahlen steigen und die Infektionen mit dem Coronavirus zurückgehen.
Die deutschen Flughäfen bekommen von Bund und Ländern Corona-Hilfen in Höhe von einer Milliarde Euro. Die Konferenz der Länderfinanzminister stimmte dem am Donnerstag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur zu. Die Freigabe des Bundesanteils von 500 Millionen Euro durch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) steht noch aus.
Auch der Bund müsse daher seiner Aufgabe gerecht werden und den Flughäfen als Grundpfeiler der Verkehrsinfrastruktur durch die schwierige Zeit helfen, sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) der dpa in München. "Flughäfen sind nicht nur Tore zur Welt und Symbol für Freiheit, sie sind auch zentrale Handelsdrehscheibe und Arbeitgeber für viele tausend Menschen."
Ihre Lage ist nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) extrem angespannt. Mehrere Betreibergesellschaften kämpften ums Überleben. Für die Jahre 2020 und 2021 wird der voraussichtliche Verlust auf 3 Milliarden Euro beziffert.
Umweltverband BUND lehnt Stütze für schwache Flughäfen ab
Der Umweltverband BUND warnte hingegen vor einer Verschwendung von Steuergeld. "Auf keinen Fall dürfen Flughäfen Zuschüsse erhalten, die schon vor der Coronakrise von Subventionen abhängig waren und sich untereinander einen ruinösen Preiskampf liefern", erklärte Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Dazu lieferte der BUND eine Liste von zehn dauerhaft subventionierten Airports. Darauf stehen Dortmund, Frankfurt-Hahn, Karlsruhe/Baden-Baden, Kassel-Calden, Niederrhein-Weeze, Paderborn-Lippstadt, Erfurt/Weimar, Rostock-Laage, Münster/Osnabrück und Saarbrücken
Der starke Rückgang des Luftverkehrs gefährdet aus Branchensicht zahlreiche Arbeitsplätze. Von den bundesweit etwa 255.000 Arbeitsplätzen bei Fluggesellschaften, Flugsicherung und an Flughäfen drohten in den nächsten Jahren 60.000 wegzufallen, schätzte der BDL auf Grundlage von Unternehmensangaben. Bislang hätten Kurzarbeit und Krisenpakete mit den Gewerkschaften Massenentlassungen verhindert. 60 bis 70 Prozent der Branchenbeschäftigten seien in Kurzarbeit.
Corona hatte die Zahl der Passagiere an den deutschen Flughäfen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gedrückt. Von Januar bis Dezember 2020 wurden bundesweit 63 Millionen Fluggäste gezählt. Das ist nur ein Viertel der Zahl von 2019.
Weltweit ging der Luftverkehr in die Knie. Die US-Fluggesellschaft American Airlines machte allein in den drei Monaten bis Ende Dezember unterm Strich ein Minus von 2,2 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte es noch einen Gewinn von 414 Millionen Dollar gegeben. Der Umsatz brach im Jahresvergleich um 64 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar ein. (dpa/rs)