Der Münchener Elektronikkonzern hat sich eine neue Struktur verpasst. Im Januar 2008 bündelte Siemens 15 Divisionen in die drei operativen Sektoren Industrie, Energie und Gesundheit. Einen Teil der IT ordnete der Konzern bereite ein Jahr zuvor neu. Die IT-Service-Tochter SBS verschmolz der Konzern mit den Siemens-Unternehmen Program and System Engineering, Information Systems Ltd. sowie Development Innovation and Projects und Business Innovation Center zur Siemens IT Solutions and Services (SIS).
Seitdem ist die Einheit auch keine eigenständige Gesellschaft mehr, sondern arbeitet als Teil des Konzerns. Rund 75 Prozent ihres Umsatzes macht SIS mit externen Kunden. Doch wichtigster Geschäftspartner bleibt der Siemens-Konzern.
Auch auf Konzernebene gab es eine Änderung. Im Oktober 2007 hat Norbert Kleinjohann die Leitung der Siemens-Zentralstelle Corporate Information Office (CIO) übernommen. Er wechselte von der Geschäftssparte Siemens Automation and Drives (A&D), wo er als CIO tätig war. Sein Vorgänger Volkhart Matthäus ist in den Ruhestand gegangen.
Im Jahr 2006 war es Matthäus, der die globalen IT-Shared-Services aus seinem CIO-Bereich mit mehreren tausend Mitarbeitern in die eigenständige Einheit Global Shared Services (GSS) ausgliederte. Die GSS-Organisation erbringt übergreifende Leistungen für die Bereiche Personalwesen, Rechnungswesen und eben Informationstechnologie. Während der Vorsitz der GSS bei der US-Amerikanerin Denice Kronau liegt, leitet Rudi Beinhauer den Bereich IT-Betrieb und Application-Management.
Das Shared-Service-Projekt begann vor gut vier Jahren mit den ersten Überlegungen, angelegt ist es auf zehn Jahre. Für 398.000 Mitarbeiter standardisiert und harmonisiert SIS die kommerzielle IT des Konzerns. Darunter fällt weltweit alles in der Infrastruktur: von Arbeitsplatzsystemen über den Rechenzentrumsbetrieb für SAP-Lösungen bis zur IP-Infrastruktur (Voice over IP) und zu Netzwerken. "Das ist eines der größten Outsourcing-Projekte weltweit", sagt Christian Oecking, Leiter Global Operations bei SIS. Siemens als eines der größten und international aktivsten Unternehmen der Welt bringe allerdings hohe Komplexität mit sich: "Standardisierung und Governance-Umfeld sind in der IT deswegen immer sehr heikel."
Das Mammut-Projekt verfolgt zwei große Ziele, hinter denen alle anderen weit zurückstehen. Zum einen will der Konzern Kosten senken und visiert Einsparungen von dreistelligen Millionen-Euro-Beträgen jährlich an. Zum anderen will Siemens eine andere IT im Konzern schaffen, was Themen wie Sicherheit, SAP-Betrieb und Service für Desktops betrifft. Durch die Definition von Standards in diesen Bereichen will SIS die Komplexität dramatisch reduzieren. "Wenn SIS am Ende die gesamte IT zentral betreibt, wirken sich die Skaleneffekte massiv aus", sagt Oecking.
Das Projekt begann in Europa. "Zu den ersten Ländern zählten Deutschland, Österreich Schweiz, UK, Holland und Norwegen. Damit haben wir die großen Volumina abgedeckt", sagt Oecking. In diesen Ländern übernahm SIS im ersten Schritt die Assets und Mitarbeiter der Bereiche und betreibt die IT. Während in Nordamerika ebenfalls der überwiegende Teile der Assets an SIS übergegangen ist, laufen in Asien noch die Vorbereitungen dazu.
Aufgabe von GSS ist es, während der nun in Europa laufenden Transformationsphase die unterschiedlichen Ausprägungen der Länder in eine weltweit einheitliche IT zu transformieren. Dabei arbeiten GSS, SIS und Konzern-CIO immer gemeinsam in Transformationsprojekten. Auftraggeber sind dabei stets GSS und Konzern-CIO Kleinjohann.
Noch nicht ganz abzusehen ist, wie sich die neue Konzernstruktur mit den drei Sektoren auf die IT auswirken wird. Jedenfalls ist auf organisatorischer Seite geplant, je einen CIO für die drei Sektoren zu benennen.