"Aus früheren Befragungen unserer Klinik und unserer beruflichen Praxis wissen wir, dass schlechte Schlafqualität ein großes Problem unter Managerinnen und Managern darstellt." Das sagt Henning Hager, der die Psychosomatische Medizin der Max Grundig Klinik in Bühl im Schwarzwald leitet. In einer aktuellen Studie unter rund 1000 repräsentativ ausgewählten Führungskräften ging die Klinik der Frage nach, wie Betroffene damit umgehen.
Harte Substanzen nehmen nur wenige ein
Hager betont zunächst das "gute Zeichen" in der Studie: "Harte Substanzen" nehmen wenige der Befragten ein. In Zahlen: Je einer von hundert konsumiert "immer" oder "oft" chemische Präparate zum Einschlafen oder zur Beruhigung. Zwei Prozent geben an, sie "gelegentlich" zu schlucken. Der Arzt betont, solche Mittel sollten nur im Notfall eingenommen werden.
Anders sehen die Daten aus, wenn man nach pflanzlichen Präparaten fragt. Insgesamt 33 Prozent der Führungskräfte helfen sich abends damit, um besser schlafen zu können. Vier Prozent sprechen von "regelmäßigem" Konsum, 29 Prozent von "gelegentlichem".
Beruhigungsmittel auch tagsüber
Weitere 21 Prozent brauchen auch tagsüber "gelegentlich" pflanzliche Beruhigungsmittel. Elf Prozent nehmen solche Präparate "häufig" ein und fünf Prozent "immer". Der Mediziner hält die Arzneien zwar meist für vertretbar, deutet die Studienergebnisse aber als Hinweis darauf, "dass viele mit Stress und mangelndem Schlaf nicht zurechtkommen".
Die Studie fragt auch die Kenntnisse der Manager über wirksame Mittel ab. Am häufigsten werden Baldrian und Hopfen genannt (87 beziehungsweise 75 Prozent). Es folgen Lavendel (51 Prozent) und Johanniskraut (47 Prozent). Weniger bekannt sind Passionsblume (31 Prozent) und Cannabis (28 Prozent) sowie Saathafer (elf Prozent). Stichwort Cannabis: Ein Sprecher der Klinik betont: "Hier wurde nur die Wahrnehmung der Mittel erhoben, nicht die Nutzung!"
Tipps für einen besseren Schlaf
Hager rät Betroffenen dringend zu einigen Verhaltensregeln:
Den Schlaf vor Mitternacht nutzen: Der Mediziner bestätigt, der Schlaf in den ersten Nachtstunden sei der gesündeste. Denn dann schüttet die Hirnanhangsdrüse das Wachstumshormon mit dem Kürzel HGH (Human Growth Hormone) aus, das als körpereigenes "Anti-Aging"-Mittel wirkt. Es baut Fett ab, stärkt Muskeln und innere Organe.
Abends nicht das Falsche essen und trinken: Das HGH-Hormon wird durch Insulin beeinträchtigt. Daher sollten abends kein Brot, kein Reis, keine Kartoffeln und keine Pasta auf dem Speiseplan stehen. Alkohol auch nicht: "Schon ein Glas Rotwein halbiert die nächtliche HGH-Ausschüttung."
Sich glücklich essen: Tryptophan nennt sich der Eiweißbaustein, aus dem das sogenannte Glückshormon Serotonin entsteht. Der Körper kann Tryptophan nicht selbst herstellen, aber über die Nahrung aufnehmen. Empfehlenswerte Speisen sind etwa Sojabohnen, Cashew-Nüsse, Walnüsse, Hühnerbrust und Lachs.
In den Ruhemodus schalten: Hager rät, abends keinen Hochleistungssport zu betreiben. Auch Konflikte sollten nicht um diese Tageszeit ausgetragen werden. Ein ruhiger Spaziergang dagegen kann den Schlaf fördern, ebenso ein gut gelüftetes Schlafzimmer.
Keine "blaue Stunde": Weil bläuliches Licht das Gehirn aktiviert, ist es sinnvoll, Handys und Laptops eine Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten.
Grundsätzlich empfiehlt Hager, einen ritualisierten Ablauf zur Vorbereitung auf die Nacht zu entwickeln und diesen dann auch konsequent einzuhalten. Der Mediziner ist überzeugt, dass schon das richtige Verhalten die Schlafqualität steigern kann. 28 Prozent der Studienteilnehmer geben an, autogenes Training, Meditation oder Selbsthypnose anzuwenden.
Als ideal gelten rund sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Wer mehr als dreimal aufwacht und dann länger als 30 Minuten wach liegt, hat eine Schlafstörung.