Die mittelständische deutsche Fertigungsindustrie hält sich bei der Nutzung von Cloud Computing zurück. Allerdings zeigen sich im Branchenvergleich durchaus Unterschiede, wie aus einer gemeinsamen Studie von Freudenberg IT, Weinheim, und dem Münchener Marktforscher PAC hervorgeht.
Die Studie mit dem Titel "IT Innovation Readiness Index" basiert auf Angaben von Entscheidern aus 140 Unternehmen. Sie kommen aus dem Maschinen- und Anlagebau, dem Automotive-Sektor (Zulieferer) und sonstiger Fertigung.
Demnach nutzen aktuell 18 Prozent aller Befragten Cloud-basierte Speicher, Backup- oder Serverdienste. 16 Prozent nutzen Software-as-a-Service (SaaS) für Kundenbindung, Human Ressources und Product Lifecycle Management. Laut den Studienautoren sind 40 Prozent der Befragten Totalverweigerer in Sachen Cloud. Freudenberg IT hält das für "überraschend hoch".
Gegenüber cio.de erklärt Horst Reichardt, CEO der Freudenberg IT: "Die Gründe dafür sind mangelndes Wissen und Vorurteile, die sich hartnäckig halten". Er bezieht das auf Performance und Verfügbarkeit von Cloud Services. Viele Unternehmen dächten bei Cloud zunächst an die anonyme öffentliche Cloud, bei der niemand richtig weiß, wie und vor allem wo die Daten gespeichert werden. Reichardts Fazit: "Sicherlich müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten."
Wie die Grafik zeigt, bieten immerhin die Unternehmen der Automotive-Sparte einen kleinen Lichtblick. Zwischen dreizehn und 23 Prozent von ihnen nutzen irgendeine Form von Cloud-Lösung.
Automobilzulieferer sind gezwungen, ihre Prozesse zu optimieren
Freudenberg IT will die Automobilzulieferer nun als "Branchenprimus" sehen. Ein Lob, das angesichts des insgesamt schwachen Durchdringungsgrades widersprüchlich anmutet. Dass diese Unternehmen vorne liegen, ist für Reichardt logisch: "Automobilzulieferer sind gezwungen, ihre Fertigungsprozesse im Sinne einer flexiblen Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Produktion zu optimieren", sagt er.
Insgesamt spricht Reichardt von einem "blinden Fleck" der Fertigungsindustrie in Sachen Cloud. Cloud sei aber Grundlage für das Internet der Dinge und Industrie 4.0. Denn in einer intelligenten Fabrik mit dezentral vernetzten Werkstücken, intelligenten Maschinen und selbststeuernden Produktionsprozessen falle "eine unvorstellbare Menge" an Status- und Bewegungsdaten an. Diese Datenflut lasse sich nur mit Cloud-basierten Big Data-Lösungen beherrschen, so der Manager.
Allerdings erklärten 44 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer intelligente Produktionsanlagen für "nicht interessant". Selbststeuernde Produktionsanlagen halten sogar 61 Prozent für uninteressant.