Strategie bei IT-Projekten und Mitarbeiterführung

Microsoft-CIO: "Irrläufer kommen hier häufig vor"

01.12.2008 von Diann Daniel und Andrea König
Microsoft-CIO Tony Scott über den Unterschied zwischen "wirklich innovativen" und nur "einfach anderen" Ideen, woran er Innovationen misst, welchen Einfluss er als CIO bei Microsoft hat - und über Open Source.
Microsoft-CIO Tony Scott: "Irrläufer kommen hier häufig vor".
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Innovationen sind in der heutigen Unternehmenslandschaft obligatorisch, besonders für einen Technik-Giganten wie Microsoft. Microsoft-CIO Tony Scott muss einen Balanceakt absolvieren: Er muss zum einen Experimentierfreudigkeit und innovatives Denken fördern und zum anderen klare Richtlinien für den Umgang mit Kreativideen erlassen. Dass im Unternehmen zahlreiche talentierte Technologie-Experten arbeiten, erschwert das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Kontrolle zusätzlich. Brian Carlson, Chefredakteur unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com sprach mit Tony Scott über diese und weitere Herausforderungen.

CIO: Sind denn viele Irrläufer unter den IT-Projekten, mit denen Sie sich beschäftigen? Was ist Ihre Strategie beim Umgang mit solchen Projekten?

Tony Scott: Solche Irrläufer kommen hier häufig vor. Wir haben viele Mitarbeiter bei Microsoft, die das Zeug zum Entwickler haben. Egal, ob das Teil ihres Jobs ist oder nicht. Es liegt an mir als CIO, ein Umfeld zu schaffen, in dem ich die Angestellten zum innovativen Denken ermutige. Es liegt aber gleichzeitig in meiner Hand, zügig zu entscheiden, welche Projekte wir weiter verfolgen und welche nicht. Dabei gehen wir bei Microsoft folgendermaßen vor: Wir entscheiden schnell, welche Ideen Zukunft haben und welche nicht. Die zukunftsträchtigen werden mit allen Mitteln gefördert, die übrigen schnell fallengelassen.

Open Source bei Microsoft

CIO: Arbeiten Sie bei Microsoft mit Open Source?

Scott: Im Vordergrund steht der Einsatz von Open Source in unserem Haus nicht. Wir nutzen Open Source in den Bereichen, in denen Sie das wohl auch schon vermutet haben. Es gibt einige sehr sinnvolle Tools für Testautomatisierung und Schwachstellenanalyse. Beim Testen sensibler Informationen nutzen wir etwa Spider. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit Open Source, um zu wissen, was auf diesem Gebiet für oder gegen uns verwendet werden kann.

CIO: Wie ermutigen Sie Ihre riesige IT-Abteilung zu Innovationen?

Scott: Neuerungen sind meiner Meinung nach einer der spannendsten Bereiche in der IT. Häufig muss die IT bewerkstelligen, mit kleineren Budgets mehr zu leisten. Innovationen sind eine Möglichkeit, diesen Spagat zu bewältigen. Bei Microsoft teilen wir Innovationen in zwei Gruppen ein: "wirklich innovativ" und "einfach anders". Ich nehme dies Unterscheidung vor, weil anders nicht unbedingt besser sein muss. Wir legen die Innovation auf die Messlatte und fragen: Kann Sie die Produktivität um 30, 40, 50 oder sogar 100 und mehr Prozent verbessern? Wenn es nur zwei oder fünf Prozent sind, ist das für uns uninteressant. Innovationen können einem Unternehmen zu Quantensprüngen verhelfen. Von denen profitieren die Kunden ebenso wie der Konzern selbst.

CIO: Wie groß ist ihr Einfluss bei Microsoft?

Scott: Als CIO hat man bei Microsoft großartige Möglichkeiten, Einfluss auf das Unternehmen auszuüben. Unsere Rolle im Konzern ist einzigartig. Von der Mitte abwärts üben wir Tätigkeiten aus, mit denen wahrscheinlich CIOs weltweit vertraut sind: Klassiker wie Desktops, Netzwerke und Rechenzentren. Bei Microsoft allerdings arbeitet die IT sehr intensiv mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zusammen und testet ihre Produkte ausgiebig. Zudem pflegen wir auch einen engen Kontakt mit unseren Kunden und bekommen viel ehrliches Feedback. Das geben wir dann an die Forschungs- und Entwicklungsabteilung weiter. Ich denke, dadurch dass die IT-Abteilung bei Microsoft ein Dreh- und Angelpunkt ist und mehr Mitarbeiter als viele andere IT-Abteilungen beschäftigt, haben wir die Möglichkeit, das Unternehmen maßgeblich zu beeinflussen.

Die Rolle des CIO bei Microsoft

CIO: Nennen Sie mir ein Beispiel, in dem Sie als Fürsprecher Ihrer Kunden agieren.

Scott: Ich denke, eine wichtige Rolle jedes CIOs ist es, unternehmensintern als Fürsprecher für die Mitarbeiter aufzutreten. Das hilft, Bedürfnisse auszuloten und das Unternehmen voranzubringen - intern und extern. Das betrachte ich als meine Schlüsselaufgabe im Unternehmen.