Umweltsünder KI

Microsofts Bing-KI größter Stromfresser mit 7.200 MWh

07.08.2023 von Jürgen  Hill
Die derzeit so populären KI-Bots wie Bing, ChatGPT oder Bard sind wahre Stromfresser. Allein ihr Training verbrauchte den Strom von rund drei Braunkohlekraftwerken.
Das Training der KI-Bots verbraucht tausende Megawattstunden an Strom.
Foto: engel.ac - shutterstock.com

Dass die KI-Nutzung enorme Mengen an Strom benötigt, war uns allen mehr oder weniger bewusst. Doch wieviel genau?

Dieser Frage ging jetzt der texanische Rechenzentrums-Betreiber TRG Datacenters nach und analysierte die sieben - auf Basis der durchschnittlichen monatlichen Suchanfragen auf Google - populärsten KI-Programme.

Die populärsten KI-Bots

Demnach ist ChatGPT mit rund 16 Millionen Suchanfragen der populärste KI-Bot, gefolgt von Bing und Jasper. Auf Platz vier folgt Google Bard mit rund 201.000 Anfragen pro Monat.

KI-Programme

Suchanfragen

ChatGPT

16m

Bing

6,7m

Jasper

348k

Google Bard

201k

Chatsonic

158k

Socratic

109k

YouChat

20k

Um den monatlichen Energieverbrauch der KI-Modelle und den Energieverbrauch im Zusammenhang mit dem Trainingsprozess für jedes KI-Modell zu berechnen, berücksichtigte man bei TRG Datacenters die Modellarchitektur, Hardware-Spezifikationen, Trainingsphase, Inferenzphase und Leistungseffizienz.

7.200 MWh: Stromfresser Bing-KI

Nach diesen Berechnungen ist die Bing-KI mit 7.200 MWh mit Abstand der größte Stromfresser. Um diesen Strombedarf zu decken, bedürfte es fast zweier Braunkohlekraftwerke wie sie etwa im nordrheinwestfälischen Neurath stehen. Das dortige Kraftwerk stößt je nach Quelle zwischen 18,67 Millionen und 22,08 Millionen Jahrestonnen des Klimakillers CO2 aus.

Bei ihren Berechnungen gingen die TRG-Autoren von folgenden Annahmen aus:

Bei ChatGPT, respektive GPT-3, rechnete TRG ebenfalls mit einem Supercomputer mit 10.000 GPUs vom Typ Nvidia V100. Aufgrund der geringeren Anzahl an Parametern wurde eine Trainingszeit von 26 Tagen angesetzt. Dies ergibt einen Energieverbrauch von 1.248 MWh.

312 MWh: Sparwunder Google Bard

Bing ist unter den KI-Bots mit 7.200 MWh der Stromfresser.
Foto: Ascannio - shutterstock.com

Im Vergleich zu Bing und GPT-3 ist Google Bard mit 312 MWh ein Energiesparer. Der geringere Energieverbrauch erklärt sich so:

Echter Sparfuchs unter den KI-Chatbots ist Socratic von Google. Für diesen auf den Education-Bereich ausgerichteten Chatbot wird ein Verbrauch zwischen 50 und 300 MWh angegeben. Socratic verwendet sein eigenes natürliches Sprachmodell. In Bezug auf den Energieverbrauch ist Socratic von Google damit eines der effizientesten Tools - allerdings wird dies mit Einschränkungen in Bezug auf seine Fähigkeiten erkauft.

YouChat, Jasper und Chatsonic

Bei der Berechnung des Verbrauchs der KI-Bots YouChat und Jasper berücksichtigten die Forscher die Tatsache, dass diese ChatGPT-3 beziehungsweise OpenAI 3.5 verwenden. Chatsonic von Writesonic ist wiederum eine KI-Plattform, die GPT-4 als zugrundeliegende Technologie verwendet. Das bedeutet, so die Autoren, dass der Energieverbrauch der Chatbots der gleiche ist wie der von GPT-3 beziehungsweise GPT-4.

KI-Programme

Stromverbrauch

Bing

7.200 MWh

ChatGPT-3

1.248 MWh

Jasper, YouChat

jeweils 1.248 MWh

Google Bard

312 MWh

Socratic

50 - 300 MWh

Folgen für den Stromverbrauch

Inzwischen sind weltweit Hunderttausende von KI-Chatbots im Einsatz. Allein der Facebook Messenger beherbergt 300.000 aktive KI-Chatbots. Und die Zahl der verfügbaren Chatbots wird in naher Zukunft noch weiter steigen.

So sagen Analysten voraus, dass die Zahl der mit Chat-Assistenten ausgestatteten Geräte weltweit bald acht Milliarden erreichen könnte. Das dürfte natürlich erhebliche Auswirkungen auf den weltweiten Energieverbrauch und CO2-Ausstoß haben.

Interessierte finden die detaillierten Berechnungen hier.