Obwohl deutsche Angestellte im internationalen Vergleich weniger zufrieden mit Gehalt und Rente sind, wollen sie beim aktuellen Arbeitgeber bleiben. Das geht aus dem "Global Talent Monitor" hervor, den der Marktforscher CEB regelmäßig durchführt. CEB ist eine Tochtergesellschaft von Gartner.
Neigung zum Jobwechsel
CEB untersucht folgende Aspekte: die Absicht, im derzeitigen Job zu bleiben, die Bereitschaft, mehr als "Dienst nach Vorschrift" zu leisten, und die subjektive Wahrnehmung der Bezahlung. Dabei geht es nicht nur um das Gehalt an sich, sondern auch um die Frage, ob das Unternehmen "fair" entlohnt. Insgesamt hat CEB rund 22.000 Angestellte aus 40 Ländern befragt.
Die Zahlen zu Deutschland: 41 Prozent der Deutschen bekunden die feste Absicht, auf ihren derzeitigen Stellen weiter zu arbeiten. In der Vorjahresumfrage waren es drei Prozent weniger. Ihnen stehen neun Prozent gegenüber, die ihre Verweilabsicht als "gering" bezeichnen. Weitere zehn Prozent sprechen von einer "eher geringen" Absicht.
Deutsche Mitarbeiter weniger wechselwillig
Mit diesen 41 Prozent liegt die Bundesrepublik deutlich über dem weltweiten Durchschnitt: 34 Prozent der Befragten erklären, auf jeden Fall im Job bleiben zu wollen. In den USA sind es 45 Prozent, in Großbritannien nur 32 Prozent.
Ein weiterer Indikator ist der "Active-Passive-Score", der die grundsätzliche Neigung zur Suche nach einer neuen Stelle und ihre faktischen Bemühungen gegenüberstellt. Deutsche Befragte kommen auf einen Active-Passive-Score von knapp 38 Zählern. Global erreicht er 43 Punkte.
Mitarbeiter nicht überdurchschnittlich engagiert
Trotz der höheren Verweil-Absicht arbeiten deutsche Angestellte nicht engagierter. 16 Prozent der befragten Bundesbürger erklären, mehr zu leisten, als erforderlich. Das entspricht genau dem globalen Durchschnitt. In den USA und Australien/Neuseeland sind es mit jeweils 20 Prozent überdurchschnittlich viele.
Daniel Dirks, Consulting Director EMEA bei Gartner, hält die gemeldeten 16 Prozent aus Deutschland für wenig. Er sieht die Unternehmen hierzulande gefordert, die High Performer stärker zu binden.
CEB unterscheidet zwischen "Attraction", in diesem Fall das Annehmen einer Stelle, und "Attrition", den Motiven für das Wegbewerben. Weltweit nennen die Mitarbeiter drei "Attraction"-Gründe: Bezahlung, Work-Life-Balance und Stabilität. Wer sich wegbewirbt, begründet das meist mit künftigen Karriere-Aussichten, wiederum der Bezahlung und dem People Management des neuen Arbeitgebers.
Bezahlung, Fairness und Gleichheit
Bei Bezahlung, Fairness und Gleichheit sind die Deutschen mit ihren Arbeitgebern weniger zufrieden als ihre Kollegen weltweit. CEB fasst die drei genannten Punkte in einem "Pay Perception Index" zusammen. Dieser erreicht in der Bundesrepublik aktuell knapp 58 Zähler, global beträgt er gut 60 Zähler.
Urlaub top, Rente flop
Die Analysten untersuchen außerdem die sogenannte Employee Value Proposition (EVP). Sie umfasst fünf Komponenten: Belohnung, Chancen, Unternehmen, Menschen und Arbeit. Unter das Stichwort Belohnung fallen Urlaub und Altersbezüge. Ihre Urlaubsregelung stellt die Deutschen am meisten zufrieden (46 Prozent), ihre Rentenbezüge am wenigsten (28 Prozent). Die Stabilität ihres Unternehmens stimmt 44 Prozent zufrieden, die Karriere-Aussichten dagegen nur 27 Prozent.