Die deutsche Prozessindustrie zeigt sich sehr offen für neue Technologien zur mobilen Datenerfassung. In anderen IT-Anwendungsfeldern sind die Unternehmen hingegen zurückhaltend. So nehmen bisher bei weitem nicht alle Firmen Software-Unterstützung in Anspruch, um die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu garantieren. Diese Kluft zeigt eine Studie von Raad Research, für die 300 CIOs aus der chemischen, pharmazeutischen, kunststoff- und metallverarbeitenden Industrie befragt wurden.
Technologien zur mobilen Datenerfassung – zum Beispiel via Smartphone – und zur automatischen Identifizierung von Waren (Auto-ID) finden naturgemäß Anklang in den genannten Branchen. Schon alleine deshalb, weil das Gefahrenpotenzial der Prozesse einen ständigen Überblick verlangt. „Daneben bieten die Techniken Möglichkeiten zur Optimierung der Warenströme im Unternehmen und damit zu Kosteneinsparungen beispielsweise im logistischen Bereich“, heißt es in der Studie.
Auto-ID-Lösungen wie Barcode, Datamatrix oder Radio Frequency Identification (RFID) setzen 71 Prozent der Unternehmen ein. 60 Prozent tun das in der Lagerverwaltung, jeweils ein Viertel in Produktion und Logistik. Der geringe Anteil der Nichtanwender wird sich in diesem Bereich weiter vermindern, denn 11 Prozent der Befragten planen einen künftigen Einsatz.
Ist die Verwendung von RFID-Chips längst alltäglich geworden, so erscheinen mobile Technologien wie Smartphones als nächster Schritt zur Optimierung. 36 Prozent der Unternehmen sehen in Auto-ID ein hohes Potenzial und setzen zumindest punktuell schon derartige Lösungen ein.
Ein weiteres Zehntel hat zwar noch keine Erfahrungen gesammelt, erkennt aber ebenfalls beträchtliche Möglichkeiten für die Zukunft. Ein Fünftel kann sich einen künftigen Einsatz vorstellen, 30 Prozent hingegen nicht.
SAP-Kunden sehen schneller klar
Vor allem bei SAP-Kunden würden Mobility-Lösungen schon häufig eingesetzt, so die Studie. Allerdings fördert der SAP-Einsatz offenbar vor allem die schnelle Klarheit der Anwender. Denn der Anteil derjenigen, die Auto-ID kategorisch ausschließen, ist in dieser Gruppe ebenfalls höher.
Compliance-Software sollte eigentlich ein Pflichtanwendungsfeld für die untersuchten Branchen sein. Wie die Studie zeigt, unterliegen fast alle Firmen besonderen gesetzlichen Regelungen in der Einhaltung von Umweltstandards, der Gefahrstoffverwaltung, der Rückverfolgung, dem Abfallmanagement, dem Arbeitsschutz und dem Energie- und Emissionsmanagement.
Bedenklicherweise sind nur meist nur in gut der Hälfte alle diese Anforderung vollständig IT-seitig umgesetzt. Beim Energie- und Ausstoßmanagement sowie bei den Umweltstandards ist dies sogar nur in 44 und 43 Prozent der Unternehmen der Fall.
Schlimmer noch: Jeweils etwa ein Viertel der Firmen gibt an, die notwendigen IT-Lösungen nicht einmal teilweise implementiert zu haben. Beim Energie- und Emissionsmanagement sagen das sogar 35 Prozent. Besserung ist ebenfalls kaum in Sicht. Lediglich 6 Prozent der Befragten gaben an, ein IT-Projekt im Compliance-Bereich zu planen. Die größten Fortschritte sind hier noch bei der Einhaltung von Umweltstandards zu erwarten.
Den Kernprozess Finanzmanagement unterstützen alle Firmen mit IT-Lösungen. 4 Prozent planen hier Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen. 13 Prozent wollen ins Dokumenten-Management einsteigen oder diesen Bereich ausbauen. 8 Prozent planen das beim Customer Relationship Management (CRM), 5 Prozent beim Supply Chain Management (SCM).
46 Prozent betreiben IT-Projekte
Insgesamt geben 46 Prozent der Befragten an, aktuell ein IT-Projekt zu betreiben. In den kommenden zwei Jahren wollen 32 Prozent in Software, 24 Prozent in Infrastruktur und 9 Prozent in Konsolidierung investieren.
Die Studie „Prozessindustrie: Entwicklungen und Potenziale in Deutschland 2010/11“ ist bei Raad Research erhältlich und gibt einen detaillierten Überblick über die Situation in den einzelnen Branchen.