Der Frust ist offenbar groß an Büroarbeitsplätzen in Deutschland. 87 Prozent der Angestellten sind verärgert, dass sie mit schlecht funktionierenden IT-Anwendungen arbeiten müssen. Die Unzufriedenheit hierzulande ist damit größer als im europäischen Durchschnitt. Das hat eine Umfrage unter je 500 Kopfarbeitern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien ergeben.
Für praktisch alle von ihnen spielt Software mittlerweile eine entscheidende Rolle, um ihre Arbeit tun zu können. Zwei Drittel arbeiten heute öfter mit Computer-Anwendungen als noch vor zwei Jahren. Und jeder vierte von ihnen ärgert sich täglich darüber, dass übers Internet genutzte Programme schlecht funktionieren. Insgesamt mehr als die Hälfte der Wissensarbeiter ist mit diesem Problem mindestens einmal in der Woche konfrontiert.
In Auftrag gegeben hat die Befragung nicht ganz zufällig CA, Anbieter von Software zum IT-Management. Das Unternehmen bietet unter anderem eine Lösung zur Steuerung von Web-Anwendungen an. Gleichwohl lohnt sich der Blick auf die Ergebnisse. Erstellt hat den sogenannten "2009 CA ‚Web Stress’ Index" der Marktforscher Redshift Research. Die Befragten verbringen beruflich jeden Tag mindestens vier Stunden am Rechner.
63 Prozent von ihnen haben sich mit dem regelmäßigen Ärger wohl oder übel abgefunden. In Deutschland liegt der Anteil der Resignierenden mit 60 Prozent leicht unter dem Durchschnitt. Dagegen sagen in Großbritannien drei von vier Angestellten, man müsse sich eben damit abfinden, dass regelmäßig genutzte Programme nicht so schnell laufen wie gewünscht. Kleines Detail am Rande: Mehr als die Hälfte der Interviewten gab zu, zuhause nicht so schnell auf der Palme zu sein, wenn ein Web-Programm zu langsam reagiert.
Web-Anwendungen müssen in zehn Sekunden reagieren
Nach zehn Sekunden Wartezeit klickt ein Viertel der Anwender weg, wenn eine Anwendung nicht reagiert. Ein weiteres Viertel wartet bis zu 20 Sekunden, weitere 21 Prozent bis zu einer Minute. Die übrigen warten länger. Einige sagten, ihnen bleibe ja ohnehin nichts anderes übrig.
Die für CA Befragten gehören damit nicht zu den ungeduldigsten Rechnernutzern. Bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse schwillt den Mitarbeitern schon nach kürzerer Zeit der Kamm, wie CIO Andreas Strausfeld einst gegenüber CIO berichtet hatte. Wenn eine Kernanwendung nach fünf Sekunden nicht antworte, würden die DAK-Kundenberater ungeduldig, so Strausfeld.
Was die von CA Befragten angeht, erwartet jeder Dritte, dass Probleme bei Web-Anwendungen binnen zehn Minuten behoben werden. Deutsche Wissensarbeiter sind im europäischen Vergleich etwas geduldiger. In hiesigen Büros erwarten 27 Prozent Abhilfe innerhalb von zehn Minuten. Weitere 37 Prozent geben den IT-Administratoren bis zu einer Stunde Zeit. Fast ein Drittel würde allerdings auch einen ganzen Tag warten.
Weniger Produktivität, mehr Unzufriedenheit
Wenn Web-Anwendungen streiken, leidet zu allererst die Produktivität. 78 Prozent der Befragten gaben dies an. Bei knapp der Hälfte steigt die Wutkurve. Auch grundsätzliche Unzufriedenheit mit der Arbeit kann die Folge sein. Das wirkt sich bei mehr als zwei Dritteln negativ auf das Bild aus, das Angestellte von ihrem Arbeitgeber haben.
Ein nicht zu vernachlässigender Anteil von 30 Prozent würde daraus auch Konsequenzen ziehen. Sie gaben an, einen Wechsel ihrer Arbeitsstelle immerhin zu erwägen, wenn IT-Systeme am Arbeitsplatz dauerhaft streiken. Und bei 44 Prozent würden schlechte IT-Erfahrungen dazu führen, dass sie ihren Arbeitgeber nicht weiterempfehlen.
Lange Wartezeiten bei sozialen Netzwerken
Auch 2500 Privatnutzer haben die Marktforscher befragt. Hauptärgernis für sie sind langsam ladende Webseiten. 71 Prozent der regelmäßigen Nutzer sozialer Netzwerkseiten hatten dort schon mit langen Ladezeiten zu kämpfen. Auch die befragten privaten Computernutzer arbeiten der Erhebung zufolge ab und an beruflich mit Web-Anwendungen. Zwei Drittel zeigten sich im Großen und Ganzen mit deren Leistung zufrieden.