Warum Entspannung schnell verfliegt

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub

01.09.2014 von Bettina Dobe
Ob sechs Wochen Australien oder drei Tage am Gardasee, entspannen kann man sich auf verschiedene Weise. Leider hält der Urlaubseffekt in beiden Fällen nicht lange an.

Drei Wochen Urlaub braucht man, um sich von der Arbeit zu erholen, heißt es. Die erste Woche, um runterzukommen vom Stress, die zweite Woche, um im Urlaub anzukommen, und die dritte, um sich richtig zu entspannen. Aber brauchen wir wirklich drei Wochen am Stück, um uns effektiv zu erholen? Und wie schnell hat einen der Alltag wieder?

Muss man wirklich drei Wochen in den Urlaub fahren, um sich zu entspannen?
Foto: Dmitry Ersler - Fotolia.com

Selbst wenn man mehrere Wochen am Stück frei hatte: Viele beklagen sich, dass der Erholungseffekt schon nach der ersten Woche verflogen sei. Das gilt vor allem dann, wenn auf den Urlauber stapelweise Aufträge, Mails oder Memos warten (wenn man die Emails, wie viele CIOs, nicht ohnehin im Urlaub gelesen hat). Der Frust steigt und schon nach wenigen Tagen ist man so unentspannt wie zuvor.

Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen: Die Urlaubsforscherin Jessica de Bloem fand 2009 in einer Studie heraus, dass die Erholung nach einer Woche verschwunden ist. Dieser Effekt tritt unabhängig davon ein, wie sehr man sich im Urlaub entspannt hat oder wie viel Spaß man hatte. Noch schlimmer: Es ist völlig egal, wie lang der Urlaub dauerte, ob man einen Kurztrip oder eine sechswöchige Outback-Tour hinter sich hat - der Druck hat einen spätestens nach einer Woche wieder in den Klauen. Nach ein bis zwei Tagen, heißt es in einer anderen Studie, habe man den Arbeitsrhythmus wieder verinnerlicht. Schon fühlt man sich so, als wäre man nie weg gewesen.

Kurztrip genauso gut wie lange weg

Dafür gibt es auch eine gute Nachricht: Kurztrips sind genauso geeignet wie lange Ferien, um den Stress zu abzubauen, wie Urlaubsforscherin Verena Hahn von der Uni Mainz herausgefunden hat. Sie fasste mehrere Urlaubsstudien zusammen und kam zu dem Ergebnis, dass der Erhoungswert bei Kurztrips und langen Urlauben gleich groß sei. Es komme eher darauf an, wie man die freie Zeit genieße - und nicht, wie lang sie dauert oder was man im Urlaub macht. Daher kann es für manche sinnvoller sein, statt eines großen Jahresurlaubs die freie Zeit in kleinere Einheiten zu unterteilen. Die Drei-Wochen-Regel ist also getrost zu ignorieren. Erholung kann schon ab dem ersten Tag einsetzen - wenn es individuell die richtige Erholung ist. Schließlich entspannt sich jeder bei etwas anderem. Nur wer einen für sich entspannten Urlaub verbringt, ist nachher erholt - ganz unabhängig von der Dauer.

Wie CIOs im Urlaub entspannen -
Entspannung im Urlaub
Sandburgen bauen am Strand oder historische Burgen besichtigen am Urlaubsort - von einem erholsamen Urlaub hat jeder seine eigene Vorstellung. Wir haben CIOs nach ihren Vorlieben befragt. Die Antworten finden Sie auf den folgenden Seiten.
Prof. Dr. Matthias Mehrtens, Kärcher
Matthias Mehrtens verantwortet die IT bei Kärcher. Im Urlaub tauscht er Schlips und Kragen gerne gegen die Reitkappe.
Das Glück der Erde ...
... liegt auf dem Rücken der Pferde. "Unter diesem Motto werde ich im Sommerurlaub mein Reittraining intensivieren und mit dem Pferd in der Natur unterwegs sein", erzählt Mehrtens. Wer früher "Kiki gründet einen Ponyclub" oder ähnliches gelesen hat, kennt natürlich auch den zweiten Teil des Reims: "Das größte Glück der Pferde - der Reiter auf der Erde".
Laurie Miller, Bayer Material Science
Laurie Miller, CIO Bayer Material Science, nutzt den Urlaub gern für ein gutes Buch - sofern die beiden Söhne sie lassen....
Ran an den Wasserfall
Millers Jungen mögen es abenteuerlich: Climbing Waterfalls, Zip Lining - solche Aktivitäten.
Joggen muss sein
Miller ist es aber auch wichtig, im Urlaub Joggen zu können - am liebsten mit Blick auf schöne Landschaften. Gerne an der Küste, sagt die CIO von Bayer Material Science.
Bernd Sengpiehl, Noch-CIO bei AEG Power Solutions
Noch ist Bernd Sengpiehl CIO bei AEG Power Solutions. Im Sommerurlaub zieht es ihn ...
... ans Meer.
"Das Rauschen der Wellen, der Sand zwischen den Zehen, die Sonne im Rücken und der heiße Wind im Rücken sind einfach ein Muss!", sagte Sengpiehl gegenüber cio.de.
Keine weißen Socken
Sengpiehls Tipp für die optimale Erholung? "Wenn ich weg bin, bin ich weg, ohne weiße Socken, ZDF und ...
... Wiener Schnitzel."
Wichtig findet der Noch-CIO von AEG Power Solutions, die Gegebenheiten am Urlaubsort zu erforschen. Dazu gehören auch Speisen und Getränke. Ansonsten setzt er auf Lesen (nur keine Fachbücher) und Nichtstun.
Statt dessen Natur
Erholung heißt für Sengpiehl, Kultur und Natur auf sich wirken zu lassen. Eine neue Firmenkultur erwartet ihn nach dem Sommer: im Oktober 2014 wechselt Sengpiehl als CIO zur Haufe-Gruppe.
Christoph Böhm, Vodafone
Urlaub ist für Christoph Böhm, CIO bei Vodafone, vor allem Familiensache. Seine Frau und er richten sich nach den Wünschen der beiden Kinder.
Nass, warm und windig
Böhms Kinder mögen es "warm, windig und unbedingt sandig und nass" - denn sie wollen Surfen. Nicht im Web, sondern im Wasser.
Segeln mit dem Katamaran
Damit Vodafone-CIO Christoph Böhm und seine Frau nicht zu passiven Zuschauern seiner surfenden Kinder degradiert werden, mieten sie sich einen Katamaran.
Volker Dirksen, Axel Springer
Auch Volker Dirksen, Leiter der Corporate IT bei Axel Springer SE, bewegt sich gern auf dem Meer - per Yacht.
Unerreichbare Orte ersegeln
Dirksen chartert regelmäßig mit Freunden ein Schiff und kommt dadurch in Gegenden, die mit dem Auto gar nicht erreichbar sind.
Traumziele entdecken
Dirksen war per Yacht bereits an Orten wie Bora Bora ("Ein Traum!!", sagt er), den British Virgin Islands, St. Lucia, Whitsunday Islands...
Traumziele erlaufen
Doch Dirksen kann auch in den Bergen gut entspannen. Der Leiter der Corporate IT von Axel Springer mag Klettersteige, Gletscher, aber auch "normale" Bergwander-Touren gleichermaßen. "Vor zwei Jahren habe ich zu Fuß die Alpen von Oberstdorf nach Meran überquert", erzählt er.
Cyrille Négaret, Apetito
Cyrille Négaret verantwortet die IT beim Catering-Unternehmen Apetito. Insofern kann er die Arbeit auch im Urlaub nicht ganz abschütteln: Ein Reiseführer mit kulinarischen Tipps steckt immer in seinem Gepäck.
Ein gutes Glas Wein
Dieses Jahr zieht es Négaret nach Italien, wo es den guten Chianti gibt. Den einen oder anderen Tropfen werde er sicher degustieren - und bei Gefallen auch ein paar Flaschen mit nach Deutschland bringen, sagt der Apetito-CIO.
Und wohin mit dem Smartphone im Urlaub?
Lesen Sie hier, wie es CIOs mit den elektronischen Devices während des Urlaubs halten.

Der Chef kann für Erholung sorgen

Entscheider können dazu beitragen, dass ihre Mitarbeiter nicht schon am Flughafen hektisch ihre Mails abrufen oder sofort nach dem Urlaub erneut Überstunden machen. Psychologin Hahn empfiehlt, nach einem Urlaub nicht sofort wieder mit 100 Prozent einzusteigen. Das wurde auch 2010 in einer Studie bewiesen: Der Erholungseffekt hält sich länger, je langsamer man wieder einsteigt.

Diese Art des Wiedereinlebens in den Beruf mag zwar anfangs für alle Beteiligten ungewohnt sein. Aber Entscheider sollten sich bewusst sein, dass sie langfristig etwas davon haben: Entspannte Mitarbeiter arbeiten besser, sind kreativer, leistungsfähiger und motivierter. Je mehr sich Mitarbeiter in einem Unternehmen aufgehoben und wohl fühlen, desto mehr sind sie bereit, für die Firma zu leisten, wie eine weitere Studie ergab.

Der tägliche kleine Urlaub

Den Mitarbeitern raten viele Psychologen dazu, sich tagsüber Auszeiten zu schaffen und Work-Life-Balance auch zu leben. Auch am Wochenende kann ein Mitarbeiter genug Kraft tanken, um sich tatsächlich von der Arbeit zu erholen. Zwar muss das nicht heißen, dass man am Wochenende gar nicht arbeitet - einige Entscheider fühlen sich eher unter Druck, wenn sie nicht arbeiten.

Welche Gadgets CIOs mit in den Urlaub nehmen (und welche nicht) -
Welche Geräte dürfen mit in den Urlaub?
Seit die IT mobil wurde, spielt sie plötzlich eine Rolle bei der Urlaubsplanung. Dürfen Smartphone und Co. mit oder müssen sie zuhause bleiben? Auf den folgenden Seiten finden Sie die Antworten einiger CIOs.
Hans van Melick, GEA Group
Hans van Melick ist CIO bei der GEA Group AG. Er reist nicht ohne Smartphone und Tablet.
Schutzhüllen
Wer will, kann mittlerweile ein kleines Vermögen für Smartphone-Schutzhüllen ausgeben. Van Melick braucht das nicht: "Ich benutze die Geräte nur drinnen", sagt er.
Matthias Moritz, Almirall
"Smartphone und iPad sind dabei", sagt Matthias Moritz, CIO bei Almirall. Allerdings schaltet er die Geräte nur morgens und abends ein.
Sonne, Sand und Smartphone
Mit an den Strand nimmt Moritz die Geräte also nicht. Von daher gibt es auch keine Notwendigkeit, sie vor Sonne, Sand und Meerwasser zu schützen. Ohnehin ist ja der Strand für Moritz nichts Besonderes mehr - Almirall sitzt in Barcelona an der Costa Dorada. Arbeiten an einem Ort also, an dem andere Urlaub machen.
Dr. Egmont Foth, SAG Group
Egmont Foth leitet IT und Geschäftsprozess-Management bei der SAG Group. In puncto Urlaub und mobile IT verfolgt er eine klare Strategie.
Einmal am Tag
Nur eimal am Tag will Foth auch im Urlaub Mails lesen und telefonieren können. Ansonsten bleiben die Geräte aus.
Sport ohne Smartphone
Tagsüber bleibt das Gerät aus, weil es beim Sport zu leicht beschädigt werden kann, sagt Foth. "Als Schutz hatte ich es schon einmal in einem wasserdichten, kleinen Plastikbeutel verpackt und in eine enge Tasche einer Triathlonhose gesteckt", erzählt der SAG Group-CIO. Das war aber eine Ausnahme.
Christian Niederhagemann, Khs
Drei elektronische Helfer begleiten Christian Niederhagemann, CIO bei Khs, auf Reisen: iPhone, iPad und sein Bose SoundLink Mini.
Der Klang des Hotels
Nicht in jedem Hotelzimmer steht ein neuer High-Tech-Fernseher. Daher hat Niederhagemann das Bose SoundLink Mini im Gepäck. "Es grenzt an ein Wunder, wie die Ingenieure dermaßen viel Klang und satten Bass in ein Gerät der Größe zweier Zigarettenschachteln untergebracht bekommen. Meiner Ansicht nach findet sich in dieser Größenklasse klanglich nichts Besseres", sagt der Khs-CIO. Weil Hotels aber hellhörig sein können, gelte es "im Interesse der Zimmernachbarn, die Dämmeigenschaften der Hotelarchitektur im Blick zu behalten!"