Es geht ums Sparen. "Natürlich haben wir auch über andere Lösungen nachgedacht", sagt Friedrich Jonas. "Aber Standleitungen hätten pro Filiale dasselbe gekostet, was wir jetzt für alle 14 Filialen bezahlen." Jonas ist EDV-Leiter des bundesweit tätigen Herrenausstatters Wormland. Dessen Geschäfte waren bis zu Beginn des vergangenen Jahres über ISDN-Leitungen in einem virtuellen Netzwerk miteinander verbunden, um das Warenwirtschaftssystem zu aktualisieren und den E-Mail-Verkehr abzuwickeln. Größter Nachteil: Durch die automatisierte Einwahl im Abstand von einigen Stunden blieben Nachrichten zu lange unbeantwortet, Termine konnten nicht rechtzeitig abgeglichen werden. Anwendungen mit einem höheren Kapazitätsbedarf wie ein Intranet über diese Verbindungen laufen zu lassen, daran war schon gar nicht zu denken; dafür sind ISDN-Leitungen zu langsam und zu teuer.
Also musste eine Alternative her. Standleitungen bieten zwar reichlich Tempo und Sicherheit beim Transport sensibler Daten, kamen aber wegen zu hoher Kosten nicht infrage. Bei der Suche nach einer geeigneten Technik geriet auch die Digital Subscriber Line (DSL) in Jonas' Visier. Diese Highspeed-Technik erlaubt ähnliche Geschwindigkeiten wie eine Standleitung, benötigt aber lediglich analoge Kupferleitungen. Und neben der Datenübertragung bietet ein DSL-Anschluss auch die Möglichkeit zu telefonieren.
DSL für Unternehmen noch wenig verbreitet
Dass DSL im Unternehmenseinsatz bisher kaum verbreitet ist, liegt vor allem an der starken Marktstellung der Deutschen Telekom. Der rosa Riese wollte weder das eigene ISDN- noch sein Standleitungsgeschäft kannibalisieren und überließ deshalb bis in das vergangene Jahr hinein die Firmenkunden weitgehend den kleineren Carriern. Deren Erfolge mit DSL zwangen den Ex-Monopolisten jedoch dazu, auf diesem Markt ebenfalls aktiv zu werden.
Wormlands erste DSL-Erfahrungen waren schlecht: Der Provider Riodata ging Pleite. Jetzt hat Jonas bei QSC unterschrieben, und diese Verbindung scheint unter einem besseren Stern zu stehen. Als einer der wenigen Anbieter verfügt der Kölner Carrier in allen wichtigen deutschen Städten über ein eigenes Netz. Mit der Telekom verhandelte Wormland ebenfalls über eine DSL-Lösung. "Aber deren System hätten wir einmal am Tag disconnecten müssen", so Jonas. "Außerdem arbeitete deren System mit variablen IP-Adressen, während unser Netz eine feste Adresse braucht."
Filialen in vier Wochen angeschlossen
Um ein solches Netzwerk mit DSL aufbauen zu können, müssen zwischen Telefonleitung und Rechner Router geschaltet werden. Deren Implementierung für alle 14 Filialen dauerte lediglich vier Wochen, obwohl man auf Servicetechniker vor Ort verzichtete. Stattdessen wurden die Router in einer Testfiliale vorkonfiguriert und genaue Beschreibungen erstellt, wo welcher Stecker hingehört. So konnten die Mitarbeiter in den anderen Häusern die Technik selbst installieren.
Die Geschwindigkeit beträgt beim Upload ebenso wie beim Download 144 Kilobit pro Sekunde. Das ist eher sparsam, räumt Jonas ein. Aber mehr Tempo sei nicht nötig, weil es nicht kritisch sei, ob eine Aktualisierung der Warenwirtschaft eine oder fünf Minuten brauche. Theoretisch sinkt das Tempo mit dem Anwachsen der Nutzerzahl sogar weiter, doch dieses DSL-typische Problem tritt im Falle von Wormland nicht auf, weil der Provider die Bandbreite garantiert. Der Backbone des Unternehmens habe in jedem Fall eine ausreichende Kapazität, so Henning Schäfer, Teamleiter Geschäftskundenvertrieb bei QSC.
Die Abrechnung erfolgt über eine Monatspauschale ohne Beschränkung der Datenmenge; die Router sind in diesem Preis enthalten. Was die Vernetzung tatsächlich kostet, hängt von den Wünschen der Kunden ab; normalerweise liege der Betrag pro Workstation bei weniger als 200 Euro im Monat, so Schäfer. Bei Wormland bezahlt man jedenfalls trotz Flatrate und der zusätzlichen Möglichkeiten ungefähr dasselbe wie für die alten ISDN-Verbindungen. In den Filialen des Herrenausstatters laufen mittlerweile neben dem Mail-Verkehr und der Warenwirtschaft auch die Zeiterfassung und der Helpdesk über das System, an das 130 Arbeitsplätze angebunden sind.
Telefonieren über die Datenleitung
144 Kilobit pro Sekunde reichen bisher aus; bei Bedarf kann der Provider kurzfristig auch mehr zur Verfügung stellen. Vermutlich wird das bald nötig sein, denn EDV-Leiter Jonas hat Pläne mit dem DSL-Netzwerk: Noch 2003 will er die Datenleitung auch zum telefonieren nutzen. Weitere Schritte sind die Einführung eines Intranets und eines Konferenzsystems, um die Geschäftsentwicklungen mit den einzelnen Filialen online diskutieren zu können.
Seit etwas mehr als einem Jahr läuft das System. In dieser Zeit habe es zwei Störungen gegeben, sagt Jonas. "Und die konnten wir dadurch lösen, dass wir die Router aus- und wieder angeschaltet haben."