Gerade erst hat die Deutsche Post das Briefporto auf 80 Cent erhöht. Für September kündigte DHL Paket höhere Preise für Geschäftskunden an. Gründe für Preiserhöhungen gibt es viele für den Konzern: Die Zahl der Briefsendungen geht stetig zurück, gleichzeitig steigen die Löhne der Zusteller. Dazu nehmen die Transportkosten auch aufgrund der Lkw-Maut auf Bundesstraßen zu. Paketnetze will der Konzern modernisieren, um dem steigenden Aufkommen gerecht zu werden. Und schließlich hat sich Konzernchef Frank Appel für 2020 ein ambitioniertes Ziel für das operative Ergebnis gesetzt.
Die aktuelle Diskussion wenige Tage vor Vorlage der Quartalszahlen dreht sich allerdings um ein anderes Thema: und zwar um die Frage, ob die Post künftig noch an sechs Tagen Briefe zustellen muss. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier prüft eine entsprechende Reform des Postgesetzes. Das EU-Recht verlangt nur eine Postzustellung an fünf Tagen pro Woche. Die Post begrüßt es, dass das Postgesetz nach 20 Jahren auf den Prüfstand kommt. Die Briefmenge gehe jedes Jahr um zwei bis drei Prozent zurück. Gerade montags würden weniger als zwei Prozent der Wochenmenge ausgeliefert.
Altmaier will auch die Rechte von Verbrauchern stärken und den Wettbewerb im Briefmarkt fördern. Die Bundesnetzagentur soll neue Befugnisse erhalten samt mehr Möglichkeiten für Sanktionen. Hintergrund der geplanten Reform, die bis zum Herbst 2020 über die Bühne gehen soll, sind auch sprunghaft vermehrte Beschwerden über Postdienstleister. Die Zahl der Beschwerden etwa wegen verspäteter Pakete, falsch zugestellter Briefe und langer Wartezeiten am Schalter hatte sich nach Angaben der Bundesnetzagentur 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als 12.500 verdoppelt. Bei den Beschwerden geht es um die ganze Post- und Paketbranche, die Kritik richtet sich also auch gegen Wettbewerber der Deutschen Post.
Appel hatte Qualitätsprobleme im Bereich Post & Paket Deutschland eingeräumt. Die Post habe allerdings bereits reagiert und werde wieder besser. Dafür investiere die Post derzeit jährlich 150 Millionen Euro in Personal, Technik und Anlagen in diesem Bereich und werde dort allein 2019 mindestens 5.000 neue feste Stellen schaffen.
Der Boom im Paket- und Expressgeschäft treibt die Post seit Jahren an. Im ersten Quartal wirkte sich allerdings die Entscheidung, besonders schwere Sendungen sukzessive zu verringern, etwas dämpfend auf das Ergebnis aus. Durch die Konzentration auf leichtere Sendungen, an denen die Post mehr verdient, soll die Profitabilität in dieser Sparte Express im Jahresverlauf allerdings steigen.
Für das Gesamtjahr plant der Logistiker Investitionen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro nach 2,6 Milliarden im Vorjahr. Davon sind 1,1 Milliarden Euro für die Erneuerung der Frachtflugzeug-Flotte von DHL Express vorgesehen.
Damit rechnet das Unternehmen
Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr will das Management 2019 mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro abschließen. Der Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland soll dazu 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro beitragen. Im zunehmenden grenzüberschreitenden Online-Handel sieht das Management weiter einen Wachstumstreiber für den internationalen Expressmarkt, heißt es. Für 2020 hält Appel seit Langem an seinem Plan fest, das Ebit auf mehr als 5 Milliarden Euro zu steigern.
Das erwarten Analysten
An dem Mittelfristziel der Post zweifeln Analysten nicht erst seit gestern. Von der Post selbst befragte Experten rechnen für 2020 im Schnitt nur mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 4,71 Milliarden Euro. Das zweite Quartal des Logistikriesen dürfte von konjunkturellen Belastungen geprägt sein, schätzt Analyst Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research. Erst zum Kapitalmarkttag im November dürften sich die Schleier über der künftigen Strategie lüften.
Daher schätzen die Analysten, dass der operative Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgeht. Im Schnitt erwarten sie ein Ebit von 744 Millionen Euro, drei Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Beim Umsatz erwarten die Analysten mit knapp 15,6 Milliarden Euro zwar einen Anstieg um knapp vier Prozent. Unterm Strich steht auf ihrer Rechnung aber ein Überschuss von nur 422 Millionen Euro, rund 18 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
So lief die Aktie zuletzt
Die Aktionäre der Deutschen Post mussten im vergangenen Jahr herbe Abstriche hinnehmen. Eine zunächst untersagte Portoerhöhung und die Gewinnwarnung im Sommer belasteten den Kurs der Aktie. Zusätzlich setzte der Handelsstreit das konjunktursensible Papier zu dieser Zeit bereits unter Druck. Vor allem das Wachstum des internationalen Expressmarktes, der Gewinntreiber der Post, ist stark von der Konjunktur abhängig. Am Ende stand bei der Post-Aktie innerhalb von zwölf Monaten ein Wertverlust von fast 40 Prozent. Die Aktie kostete im Dezember zeitweise weniger als 24 Euro.
Seitdem konnten die Post-Aktien zwar wieder einiges wettmachen. Der Wert der Aktie legte seit Beginn des Jahres um rund 17 Prozent zu. In die Nähe seines Höchstwertes von 41,36 Euro Ende 2017 kam das Papier allerdings nicht mehr heran. Am Montag zahlten Anleger noch rund 28 Euro. Immer wieder litt der Kurs unter dem Handelszwist zwischen den USA und China. Die Zahlen aus dem ersten Quartal spendeten den Anlegern wenig Trost. (dpa/rs)