Dank Open-Source können Anwender zwischen preisgünstigen Optionen und marktüblichen Produkten wählen, so die Untersuchung. Dadurch werden kommerzielle Anbieter immer mehr unter Druck gesetzt. Sie können sich mittlerweile nur gegen die Open-Source-Rivalen behaupten, wenn sie den Kunden einen entsprechenden Mehrwert bieten.
Unternehmen, die bereits OS-Software einsetzen, können dank des inzwischen hohen Reifegrades nun auch komplexere Anwendungen realisieren. Neueinsteiger haben zudem die Gelegenheit, ohne Risiko schnellen Nutzen aus der Technologie zu erzielen.
"Open-Source-Software kommt für viele Anwenderunternehmen infrage und sollte bei der Evaluierung neuer Applikationen und Plattformen neben herkömmlichen kommerziellen Produkten durchaus in Betracht gezogen werden", sagt Andreas Zilch, Vorstandsvorsitzender der Experton Group. Voraussetzung sei allerdings eine sorgfältige Planung und eine strukturierte Vorgehensweise. Zudem müssten die Grundprinzipien des Open-Source-Gedankens im Unternehmen kommuniziert werden.
Laut der Studie zeigen Open-Source-Konzepte viel versprechende Vorteile und Einsparpotenziale. Noch bis vor kurzer Zeit gab es für den flächendeckenden Einsatz in Firmen nur wenige in Frage kommende Produkte. Das hat sich geändert: Es gibt inzwischen neue Lösungen für Einsatzbereiche wie CRM, Datenbanken, ERP, Middleware und Web Services. Das Linux-Betriebssystem oder der Apache Web Server sind im Markt feste Größen und stellen eine ernsthafte Konkurrenz für kommerzielle Produkte dar.
Zwar bieten die marktüblichen Applikationen häufig umfassende Funktionen, doch in vielen Fällen ist Open-Source eine Alternative. Das zeigt sich auch an den rapiden Zuwachsraten im Bereich der Business-Applikationen.
Runterladen und Ausprobieren
Der Analyse zufolge ist der einfache Einstieg in das Open-Source-Modell für IT-Abteilungen besonders verführerisch: Runterladen und Ausprobieren ist die Devise. Doch dieser Ansatz hat auch Schattenseiten. Viele kümmern sich nicht mehr um grundlegende Entwicklungs-Prinzipien, was sich kontraproduktiv auswirken kann. Einerseits wird nicht mehr der maximale Nutzen erzielt und andererseits werden Risikofaktoren leicht übersehen. Bei Open-Source ist eine strukturierte Vorgehensweise bei der Evaluierung unumgänglich, ähnlich wie dies bei kommerziellen Produkten der Fall ist.
Das beinhaltet beispielsweise eine strategische Machbarkeitsstudie, eine Kosten-/ Nutzenanalyse und eine Risikoanalyse. Weiter wichtige Themen sind Lizenzbestimmungen, eine Überprüfung der verfügbaren Versionen und Produktquellen sowie Tests und Einsatzpläne, um Sicherheitsproblemen vorzubeugen. Ratsam ist es, dass Firmen ihre so genannten "Sweet Spots" identifizieren um herauszufinden, wo sich messbare Nutzeneffekte ergeben.
Die Untersuchung zeigt, dass Business-Applikationen wie CRM in kleinen und mittelständischen Unternehmen bisher noch nicht eingesetzt wurden. Der Grund: Die Firmen scheuen die damit verbundenen Kosten. Hier wäre ein Open-Source-Produkt eine ideale Lösung. Die Einstiegskosten sind gering und die Produkte können unternehmensspezifisch modifiziert werden.
Wenn ein Open-Source-Einsatz Erfolg bringen soll, müssen die folgenden vier Punkte auf jeden Fall berücksichtigt und geklärt werden.
1. Produktlebenszyklen
Nicht einmal für Linux gibt es garantierte Produktlebenszyklen. Dank der riesigen Entwickler-Community und der hohen Marktdurchdringung dürfte es in diesem Fall kein Problem sein. Dagegen könnten weniger bekannte Produkte jederzeit aufgegeben werden. Aus diesem Grund sollten sich Firmen die Produkte auf der Basis ihrer derzeitigen Funktionalität und Einsetzbarkeit aussuchen. Ein Fehler ist es zu hoffen, dass die gekauften Produkte durch zukünftige Releases die gewünschten Funktionen abdecken werden.
2. Lizenzbedingungen
Auf dem Open-Source-Markt findet sich eine große Vielfalt an unterschiedlichen Bestimmungen. Meist werden den Nutzern zwar viele Freiheiten zugestanden, doch manche Verträge sind sehr restriktiv. Ein klares Verständnis der jeweiligen Bestimmungen im Vorfeld der Einführung ist daher selbstverständlich.
3. Urheberrechtsverletzungen
Im Gegensatz zu kommerziellen Produkten, bei denen die Herkunft von Quellcode überprüft wird, gibt es bei Open-Source-Initiativen keine Review-Prozesse. Aus diesem Grund können Urheberrechtsverletzungen zum Problem werden. Doch in der Praxis kommen solche Eigentumsrechtsverletzungen nur sehr selten vor. Wer dennoch Bedenken hat, kann sich gegen Schadensersatzansprüche versichern.
4. Sicherheitslücken
Es gibt unterschiedliche Auffassungen zu den Schwachstellen der Software. Die eine Gruppe meint, dass durch die Offenlegung der Codes Angreifern die Arbeit erleichtert wird. Die andere Seite hält dagegen, dass Bugs viel leichter und schneller gefunden und behoben werden können, eben weil so viele Anwender sich den Produktcode anschauen. In der Praxis haben sowohl kommerzielle als auch Open-Source-Produkte Sicherheitslücken, die erst entdeckt werden, wenn es Probleme gibt.