Der kleinste gemeinsame Nenner der 16 Landesminister und der Bundesministerin für Gesundheit liegt gerade mal im zweistelligen Millionenbereich - für die finanziell in Bedrängnis geratene Krankenhauslandschaft in Deutschland ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Mängel des föderalen Systems treten im Gerangel um das Gesundheitswesen ganz klar zu Tage. Einerseits ist niemand bereit, auf Kompetenzen zu verzichten - höhere Kosten möchte aber andererseits auch keiner tragen. Schließlich lässt sich mit der Gesundheit ja Politik machen; dies um so mehr in einer alternden Gesellschaft.
Platz für Kompetenzgerangel und persönliche Animositäten ist hier wirklich nicht. Viel zu prekär ist dafür die Lage vieler Krankenhäuser. Schätzungsweise ein Drittel der Krankenhäuser ist von der Insolvenz bedroht. Für Investitionen sind oftmals keine Mittel verfügbar, der Investitionsstau liegt nach Schätzungen der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft bei etwa 50 Milliarden Euro. Die Politik möchte durch die Budgetbegrenzung hingegen die Krankenhäuser zu mehr Effizienz zwingen. Arbeitsabläufe und Prozesse in den Häusern sollen schlanker werden. Viele Einrichtungen klagen aber inzwischen, dass Effizienzsteigerungen angeblich nicht mehr möglich seien und sie finanziell inzwischen an die Belastungsgrenze stoßen würden.
Mehr Geld würde natürlich Abhilfe leisten. Allerdings blieben die grundlegenden Probleme des Systems weiterhin bestehen; eine Reform der Krankenhausfinanzierung erscheint langfristig unumgänglich. Die Abschaffung des dualen Finanzierungssystems der Krankenhäuser zwischen Ländern und Krankenkassen wäre ein wichtiger Schritt. Dies wird aber nach Stand der Dinge am Widerstand der Bundesländer scheitern, die um ihre Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume bangen. Den Krankenhäusern bleibt also nur, zusätzliche Einsparungen vorzunehmen und Ausschau nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Ein Blick auf die IT ist hier lohnend. Denn der Einsatz moderner ICT-Lösungen kann ein Baustein sein, um den Kostendruck zu mildern.
Im Idealfall leistet die IT einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Krankenhäuser, etwa durch die Beschleunigung von Geschäftsprozessen oder durch die Einsparung von Personalkosten. Dies veranschaulichen auch Ergebnisse einer Befragung, die IDC im Sommer dieses Jahres unter IT-Verantwortlichen deutscher Krankenhäuser durchgeführt hat. Von den Befragten sieht die überwiegende Mehrheit die IT als essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg ihres Hauses an (siehe Grafik). So glaubt etwa ein Großteil der Befragten, dass ohne eine leistungsfähige und moderne IT die Einrichtung langfristig nicht überlebensfähig wäre. Darüber hinaus sieht etwa ein Drittel der Befragten die IT als ein wichtiges Instrument, um sich den gegenwärtigen Herausforderungen im Gesundheitswesen stellen zu können.
Allerdings wird ein erheblicher Anteil der Mittel der IT für den Betrieb der IT-Infrastruktur verwendet. Deshalb können wichtige Potenziale, die sich durch den Einsatz der IT ergeben könnten, nicht erschlossen werden. Das Optimieren von Prozessen und das Vorantreiben von Innovation bleibt im Geschäftsalltag der IT oftmals auf der Strecke.
Die Frage stellt sich unwillkürlich, ob Aufgaben wie etwa die Verwaltung von Servern und Desktops, die in das operative Geschäft fallen, wirklich von der internen IT der Krankenhäuser bewerkstelligt werden müssen. Für diese Tätigkeiten ist in der Regel nur ein begrenztes Know-how über die Prozesse und Arbeitsabläufe im Krankenhaus erforderlich. Es handelt sich hierbei also vorwiegend um Bereiche der IT, die sich in den meisten Unternehmen gleichen und die damit leicht austauschbar sind. Sie könnten ohne weiteres auch von externen Dienstleistern erbracht werden. Die IT-Verantwortlichen sollten sich daher überlegen, ob sie ihre wertvollen personellen Ressourcen mit meist fundierten Kenntnissen über interne Prozesse der Fachabteilungen, für Tätigkeiten vergeuden, für die dieses Wissen nicht zwingend notwendig ist.
Wird die IT hingegen von den operativen Tätigkeiten entlastet, dann hat sie den Rücken frei, um sich stärker im Business einzubringen und etwa durch Innovationen die Gesamtorganisation voranzubringen. Notwendig ist dabei ein Umdenken der IT von der funktionsorientierten Sicht hin zur prozessorientierten Sicht.
Die Lage vieler Krankenhäuser ist äußerst angespannt. Sie sind in Zukunft, wenn sie überlebensfähig bleiben wollen, noch stärker darauf angewiesen Kosteneinsparungspotenziale zu erschließen. Die Möglichkeiten der IT hier außer Acht zu lassen wäre sträflich. Dennoch ist die Politik gefordert, eine grundsätzliche Lösung anzubieten; beispielsweise durch eine (längst überfällige) Reform des Gesundheitswesens.
Joachim Benner ist Research Analyst bei der IDC Central Europe GmbH.