Human Capital Management (HCM) entwickelt sich mehr und mehr zum Schlüsselthema in der Geschäftsstrategie von Unternehmen. Damit legt die Personalwirtschaft ihr Mauerblümchendasein ab und wird zur einer kritischen Funktion für das Wachstum, die Leistungsfähigkeit und die Profitabilität einer Firma.
HR-Experten mit Finance-Wissen
Wer dagegen keinen Einblick in die Bedürfnisse seiner Belegschaft und in die neuer Talente hat, verliert an Wettbewerbskraft. Personalverantwortliche müssen daher für ihre Tätigkeit solche Fähigkeiten aneignen, die dazu beitragen, die Geschäftsergebnisse zu verbessern. Dabei sind zwei verschiedene Rollen auszubalancieren, die oft in Widerspruch zueinander stehen.
Dazu zählt auf der einen Seite der Aufbau von Beziehungen über verschiedenen Hierarchiestufen hinweg, mit dem Ziel, die Kluft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schließen. Auf der anderen Seite müssen HR-Manager sich wie Finanzexperten verhalten, die Initiativen für die Belegschaft und bei der Talentsuche wie auch deren Auswirkungen auf das Firmenergebnis messen und überwachen.
Wie weit die Firmen auf diesem Weg aktuell sind, hat der US-Marktforscher Aberdeen Group in der Studie "Human Capital Management Trends 2013" untersucht. 55 Prozent der befragten Betriebe gaben an, dass es ihrer HR-Abteilung im letzten Jahr gelungen ist, die Personalarbeit zu einem strategischen Partner des Business zu machen.
Trotzdem liegt im HR-Bereich noch viel Arbeit vor den Unternehmen. Als größte Herausforderung bezeichneten 41 Prozent der Umfrageteilnehmer das aktuelle wirtschaftliche Umfeld, das volatil und unsicher ist. Um mehr Effektivität in die Personalwirtschaft zu bringen, sollen nicht nur die internen Personalprozesse verbessert, sondern bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter auch die Wettbewerber überflügelt werden.
Firmenwachstum setzt Personaler unter Druck
Zu den weiteren Aspekten, die die Personalabteilung unter Druck bringen, zählen organisches Wachstum (32 Prozent) und der Mangel von Schlüsselqualifikationen für die jeweilige Branche oder ein bestimmtes Einsatzgebiet (30 Prozent). Allerdings klagen 47 Prozent der Firmen darüber, dass sich ihre HR-Abteilungen in administrativen Aufgaben verzetteln.
Zu den Top-Prioritäten der HR-Verantwortlichen zählen wenig überraschend die Anwerbung neuer Talente (57 Prozent), die Steigerung der Leistungsfähigkeit der vorhandenen Mitarbeiter (53 Prozent) und Lern- und Entwicklungsprogramme (44 Prozent).
Aberdeen kategorisiert die Firmen dabei wie immer in Klassenbeste ("Best-in-Class"), denen die Umsetzung dieser HR-Ziele besonders gut gelingt, den Durchschnitt ("Industry Average") und die Nachzügler ("Laggards"). Die Unterscheidung erfolgt anhand der KPIs "Mitarbeiterengagement", "Stärke bei der der Besetzung von Schlüsselpositionen mit geeigneten Bewerbern" und "Zufriedenheit der Einstellungs-Manager".
Schlüsselstellen richtig besetzen
In den "Best-in-Class"-Betrieben bezeichnen sich im Schnitt 85 Prozent der Mitarbeiter gemäß der letzten Mitarbeiterumfrage als "sehr engagiert". Bei Durchschnittsfirmen sind es immerhin noch 67 Prozent, bei den Bummlern dagegen nur 40 Prozent. Die Klassenbesten haben für knapp drei Viertel ihrer Schlüsselstellen bereits den richtigen Nachfolger gefunden. In den Durchschnittsbetrieben liegt dieser Anteil bei nur etwas mehr als einem Drittel.
Nahezu ein Totalversagen muss hier den Laggards attestiert werden. Von diesen haben nur neun Prozent die Nachfolgeregelung erledigt. Bei den Nachzüglern sank die Zufriedenheit der Einstellungsmanager im Jahresvergleich sogar auf einen Negativwert von minus einem Prozent, während der Durchschnitt hier immerhin ein Plus von zwei Prozent verbucht. Am meisten stieg die Zufriedenheit der Einstellungsmanager naturgemäß bei den Klassenbesten - um satte 13 Prozent.
Kultur der Kreativität fördern
Darüber hinaus zeigt der US-Marktforscher in seiner Umfrage auf, wie "Best-in-Class"-Firmen ihre Personalplanungsstrategien an die Marktveränderungen anpassen. Die Hälfte bringt HR- und Geschäftsstrategie in Einklang, ein Drittel fördert eine Kultur der Innovation und Kreativität und rund ein Viertel integriert HR- und Businessdaten miteinander.
Aberdeen befragte für die HR-Studie 140 Unternehmen verschiedener Größen und Branchen aus unterschiedlichen Regionen. Mit einem Anteil von 56 Prozent stammen die meisten Umfrageteilnehmer aus der HR-Organisation, neun Prozent kommen aus dem Unternehmens-Management. Zwei Drittel der befragten Firmen kommen aus Nord-Amerika, jeweils 13 Prozent aus Europa und der asiatisch-pazifischen Ländern und sechs Prozent aus dem Mittleren Osten und Afrika.
27 Prozent der Umfrageteilnehmer erzielen pro Jahr mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz, 31 Prozent sind mittlere Firmen, die zwischen 50 und unter einer Milliarde Euro umsetzen und 42 Prozent kleinere Betriebe mit einem Jahresumsatz unter 50 Millionen Dollar.