Spitzenmanager mit Bodenhaftung

Postchef Frank Appel bleibt im Amt

11.12.2016
Seit fast zehn Jahren steht der promovierter Neurobiologe Frank Appel an der Spitze der Deutschen Post. Er gehört damit zu den dienstältesten Unternehmenslenkern im Dax. Nun wurde sein Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert.
Frank Appel, Vorstandsvorsitzender Deutsche Post DHL
Foto: Deutsche Post DHL

Als Post-Chef Frank Appel nach dem plötzlichen Abtritt seines Vorgängers Klaus Zumwinkel das Ruder übernahm, hatte der damals 46-Jährige eine Herkulesaufgabe vor sich: Der Ausstieg aus dem verlustreichen Express-Geschäft der DHL-Tochter in den USA. Viele Milliarden Euro hatte die Post in Übersee investiert, um den Branchenriesen UPS und FedEx auf deren Heimatmärkten das Wasser abzugraben.

Appel fegte die Scherben zusammen und brachte den Logistkriesen wieder auf Kurs. Nach der Verlängerung seines im Oktober kommenden Jahres auslaufenden Vertrags um weitere fünf Jahre bis 2022 steht der heute 55-Jährige nun vor der Aufgabe, das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Die "Rheinische Post" hatte zunächst über die Vertragsverlängerung berichtet.

Seit dem Jahr 2000 steht der verheiratete Manager und Vater von zwei Kindern auf der Gehaltsliste des Bonner Konzerns. 2002 rückte er in den Vorstand auf. Eigentlich wollte Appel an der Universität bleiben und sich ganz der Neurobiologie widmen. Doch das Forschen war sein Ding nicht. So heuerte der gebürtige Hamburger 1993 bei McKinsey an und stieg dort bis zum Mitglied der deutschen Geschäftsführung auf. Dann folgte der Wechsel nach Bonn zur Post.

Die Bodenhaftung hat Appel auch seit seinem Amtsantritt als Vorstandschef im Jahr 2008 nie verloren: Gern berichtet er von seinen Ausflügen an die Basis. Von dort, wo Paket- und Postboten Schwerstarbeit leisten - wie jetzt wieder im Weihnachtsgeschäft. Dann streift sich Appel eine gelbe Postjacke über und schleppt Pakete und Lebensmittelkisten.

Das passt zu Appel. Auf den Zug des Onlinehandels ist die Post rechtzeitig aufgesprungen, hat die Konkurrenz mit Paketkästen geärgert, den Onlineversand von Lebensmitteln forciert und ist mit Paketdrohnen Inseln und Berghütten angeflogen. Das Paketgeschäft ist aber nicht nur Experimentierfeld, der Vorstand hat sich hier ein Geschäftsfeld mit Perspektiven erschlossen. Nun soll das lukrative Geschäft mit dem Onlinehandel auch künftig weiter ausgebaut werden.

Ausprobieren und Innovationen vorantreiben - so lautet Appels Maxime. Das will der promovierte Neurobiologe fördern, nicht als Chef von oben, sondern als eine Art "leitender Ingenieur": "CEO heißt für mich Chief Engineering Officer", sagte Appel einmal über seine Rolle im Konzern und da blitzt der Naturwissenschaftler in ihm wieder durch.

Nur einmal geriet Appel leicht ins Straucheln und einige sahen erste Schrammen im Image des Erfolgsmanagers: Die Auswirkungen des Poststreiks 2015 wegen der Ausgliederung des Paketgeschäfts und schlechterer Bezahlung hatte der Vorstand unterschätzt. Hinzu kam eine Computerpanne im Frachtgeschäft. Beides kostete viel Geld und warf die Bonner kurzzeitig zurück, aber nicht aus der Bahn.

Amtsmüde ist der Postchef jedenfalls nicht. Der Job mache ihm weiterhin Spaß, ließ er jene wissen, die ihn nach seinen beruflichen Perspektiven fragten. Für das laufende Jahr hat er für die Deutsche Post bereits einen deutlich Ergebnissprung in Aussicht gestellt. Mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro soll der "gelbe Riese" im operativen Geschäft mindestens eine Milliarde Euro mehr verdienen als noch im Vorjahr. (dpa/rs)