Digitalisierung im Mittelstand

Probleme mit digitalen Geschäftsmodellen

16.03.2018 von Christiane Pütter
Mit Cloud, Website, Kundendatenbanken sowie mobiler Zugriff auf Anwendungen und Predictive Maintenance soll der Umsatz steigen. Das dokumentiert ein Digitalisierungsindex.
  • Für 71 Prozent der größeren Mittelständler (ab 250 Mitarbeitern) ist Digitalisierung Sache des IT-Chefs
  • Die erfolgreichsten zehn Prozent, die Digital Leader, sind mit allen Kennzahlen zufriedener als der Durchschnitt
  • Digitalisierungs-Initiativen kreisten zuletzt vermutlich wegen der EU-Datenschutznovelle vor allem um Compliance

Der deutsche Mittelstand kommt in Sachen Digitalisierung voran. Dieses Ergebnis zeigt der "Digitalisierungs-Index", den der Marktforscher TechConsult für die Deutsche Telekom erstellt hat. Demnach liegen die Firmen jetzt bei 54 von 100 möglichen Punktzahlen, in der Vorjahresstudie waren es 52 Punkte. Allerdings treten die Unternehmen in manchem Bereich auf der Stelle, während sie auf anderen Feldern stärker zulegen.

In der "Königsdisziplin" der Digitalisierung, nämlich der Entwicklung digitaler Angebote und Geschäftsmodelle, stagniert der deutsche Mittelstand.
Foto: Deutsche Telekom/Techconsult

Die rund 2.000 Befragten gaben über vier Bereiche Auskunft. Am schwächsten sind sie mit einem Index-Wert von 46 bei der Entwicklung digitaler Angebote und Geschäftsmodelle. Verglichen mit 2016 stagnieren sie - dabei ist genau dieses Feld die "Königsdisziplin der Digitalisierung", wie der Marktforscher kommentiert.

IT-Sicherheit und Datenschutz verbesern sich

Deutlich stärker zeigen sie sich mit 66 Zählern im Bereich IT- und Informationssicherheit/Datenschutz. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von drei Indexpunkten. TechConsult führt das unter anderem auf die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zurück, die jedes Unternehmen ab Mai 2018 umsetzen muss. Leichte Verbesserungen erreichten die Unternehmen auf den Feldern Kundenbeziehung (53 Zähler nach 51 im Jahr 2016) und Produktivität (50 nach 49 Punkten).

Fünf Faktoren digitalen Mehrwerts

Die Befragten sprechen von digitalem Mehrwert, den sie in ihren Firmen beobachten. 35 Prozen erklären ganz allgemein, "dass mit der Digitalisierung der Umsatz steigt". Das manifestiert sich an folgenden fünf Punkten:

  1. Cloud-Nutzung: Jeweils rund drei von vier Befragten (zwischen 72 und 75 Prozent) sprechen von positiven Auswirkungen des Cloud-Einsatzes in Bezug auf Kostenoptimierung, Verfügbarkeit der IT-Systeme und Effizienz interner Prozesse.

  2. Kundendatenbanken: Rund acht von zehn Befragten erklären, professionelle Kundendatenbanken führten zu mehr Umsatz (80 Prozent) und mehr Kundenbindung (77 Prozent).

  3. Mobiler Zugriff auf Geschäftsanwendungen: 81 Prozent der Studienteilnehmer geben an, durch mobilen Zugriff auf Business Applications Kundenanfragen schneller beantworten zu können.

  4. Predictive Maintenance: Wer seine Maschinen mittels Machine-to-Machine-Lösungen vorausschauend wartet und instandhält, steigert die Qualität der Prozesse, erklären 83 Prozent der Unternehmen.

  5. Website: 82 Prozent der Befragten konnten nach eigenen Worten durch einen "guten Online-Auftritt" mehr Kunden gewinnen. 75 Prozent beobachten Umsatzwachstum.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: In fast zwei Drittel der Firmen (63 Prozent) ist Digitalisierung Chefsache. 43 Prozent nennen außerdem den IT-Chef. Dessen Einfluss wächst offenbar mit der Unternehmensgröße: in 71 Prozent der Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern gilt die IT als Treiber.

Die am stärksten digitalisierten zehn Prozent der Mittelständler gelten als Digital Leader. Sie schneiden bei allen Unternehmenskennzahlen besser ab.
Foto: Deutsche Telekom/Techconsult

Die Marktforscher erklären die am stärksten digitalisierten zehn Prozent der Stichprobe zu Digital Leadern. Diese stammen überdurchschnittlich oft aus den Branchen Finanzdienstleister, ITK, Transport/Logistik und Industrie. Dagegen sind Handel und Baugewerbe unterdurchschnittlich vertreten.

Jeder vierte Digital Leader hat einen Chief Digital Officer etabliert

Von diesen Top-Performern erklären 56 Prozent, dass die IT die digitale Transformation forciert, 55 Prozent geben zusätzlich die Geschäftsführung an. Jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) hat die Funktion eines Chief Digital Officer eingeführt.

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Techconsult hat alle Entscheider nach ihrer Zufriedenheit mit Kennzahlen befragt. Die Digital Leader zeigen sich in allen sieben Kennzahlen - Absatz, Umsatz, Neukundengewinnung, Produkt- und Servicequalität, Dauer der Auftragsabwicklung sowie Reaktionsgeschwindigkeit auf Kundenanfragen und Anzahl neuer Ideen und Innovation - zufriedener als der Durchschnitt.