CIO: Sie mögen die Vision von nur einem Portal für das gesamte Unternehmen nicht. Warum?
Hubert Staudt: Es ist irrsinnig, ein Portal für alle Zielgruppen implementieren zu wollen. CIOs sollten fokussiert starten, das Portal aber ausbaubar und integrierbar halten. Andernfalls verlieren Sie Ihre Ziele aus den Augen.
Was macht die Entwicklung eines Portals, das alte Abteilungen und Prozess unter einem Dach abbildet, so kompliziert?
Das geht schon los bei der Budgetverantwortung. Es ist nämlich nicht so, dass der CIO die Verantwortung über alle Bereiche hat, die ein Portal abdecken soll. Das Mitarbeiterportal liegt in der Regel im Zuständigkeitsbereich der Personalabteilung, das B2B-Portal in dem des Vertriebs und so weiter. Nur über ein IT-Serviceportal kann er frei entscheiden. Sie müssen also erst einmal die unterschiedlichen Interessen bündeln. Daher ist eine Plattform für alle völlig utopisch.
Was sind die zentralen Fragen, bevor ein Portal konzipiert wird?
Schon die Frage nach dem Warum ist oft ungeklärt. Ein Portal ist vorrangig Business- und Managementsache. Wenn klar ist, was das Portal leisten soll, kommt das Projektmanagement ins Spiel. Hier entsteht häufig Kompetenzgerangel zwischen den Fachabteilungen und dem Betriebsrat. Die Verteilung der Rollenrechte auf einem Mitarbeiterportal ist mitbestimmungspflichtig und unterliegt dem Datenschutz.
Haben Sie ein Managementinstrument an der Hand, mit dem Sie den Erfolg Ihrer Projekte messen können?
Wir setzen für jedes Teilprojekt einen Geschäftswert fest - quasi als Balanced Scorecard für Portale. Für die Vereinheitlichung heterogener IT-Landschaften definieren wir Ziele wie die Senkung der Wartungskosten und die Verbesserung der Kundenfreundlichkeit; dann legen wir fest, wie hoch Einsparungen und Umsatzsteigerung dadurch sein sollen.
Ist es möglich, genau zu sagen, wie viel Zeit und Geld durch den Einsatz eines Mitarbeiterportals gespart werden können?
Das ist ein großes Missverständnis. Ein Portal spart Kosten, schafft Self-Services für die Kunden und die Lieferanten; es ermöglicht eine Personalisierung der Inhalte, aber es spart niemanden wirklich Zeit. Natürlich kursieren auf dem Markt immer wieder Zahlen - nach dem Motto: Jeder Mitarbeiter spart durch den Einsatz der entsprechenden Technologie zehn Minuten pro Tag. Jeder kann sich gern solche Rol-Analyselchen ausdenken und dann mit diesen Scheingenauigkeiten hantieren. Da kann ich nur sagen: Jeden Tag ein, zwei Kaffee weniger trinken, Freunde! Das hat denselben Effekt.
Zur Person, Hubert Staudt (35): 1997 Promotion über Management of Business Strategy &Innovation (unter anderem in Stanford), 1998 Projektleiter bei Materna; heute Leiter Strategie & Marketing